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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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nie zu.«
    Ich studiere weiter die Aussagen und blicke zwischendurch immer wieder zu der Digitaluhr auf dem Nachttisch zwischen den Betten. Um Mitternacht ist Charlie immer noch nicht zurück. Wenn ich Julianne anrufe, wird sie in Panik geraten. Mir die Schuld geben. Ich versuche erneut, Charlie auf dem Handy zu erreichen, hinterlasse eine Nachricht, bemüht, nicht zu schrill zu klingen.
    Wo ist diese Party? Charlie kennt niemanden in Oxford. Sie hätte diese neuen Freunde heute erst kennenlernen können, was auch nicht besonders beruhigend ist. Aber dann dämmert es mir. Wie dumm! Sie ist nicht in Oxford, sie ist in London.
    Ich wappne mich innerlich, bevor ich Juliannes Nummer wähle. Sie ist sofort wach.
    »Was ist los?«
    »Hast du Jacobs Nummer?«
    »Wieso?«
    »Ich glaube, Charlie ist bei ihm.«
    »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    »Heute Morgen.«
    »Herrgott, Joe!«
    Ich weiß, dass es viele Dinge gibt, die Julianne sagen möchte, doch dankenswerterweise hält sie sich zurück. Ich sehe sie vor mir, wie sie in ihrem knallroten Flanellpyjama den Flur hinunter zu Charlies Zimmer geht, auf Charlies Schreibtisch, an ihrer Pinnwand und ihrem Adressbuch nachsieht.
    »Warum glaubst du, dass sie bei Jacob ist?«
    »Sie hat gesagt, sie würde auf eine Party gehen und würde nicht spät zurückkommen.«
    »Was für eine Party?«
    »Das ist es ja. Ich glaube, sie ist stattdessen nach London gefahren.«
    »Wo warst du denn?«
    »Ich war heute sehr beschäftigt.«
    Es klingt wie eine lahme Ausrede.
    »Ich finde keine Nummer«, sagt sie. »Vielleicht weiß es eine ihrer Freundinnen.«
    »Nein. Warte. Schau in der letzten Telefonrechnung nach. Da sind Charlies Anrufe aufgelistet.«
    Julianne geht in die Küche, wo sie die Rechnungen des Haushalts zusammen mit Scheckbüchern und unseren Pässen in einer Schublade aufbewahrt. Ich lausche ihrem Atem, der vorwurfsvoll klingt. Anklagend. Ich sollte das Problem mit dem unpassenden Freund doch regeln.
    Julianne geht die Liste mit den gewählten Verbindungen durch. Eine kommt häufiger vor als jede andere, berichtet sie. Das muss Jacobs Nummer sein.
    »Möchtest du, dass ich ihn anrufe?«, fragt sie.
    »Nein, ich mach das«, sage ich und notiere die Nummer.
    »Ruf mich zurück.«
    »Sobald ich etwas weiß.«
    Jetzt schläft sie bestimmt nicht mehr ein. Sie wird wach liegen und sich Sorgen machen.
    Ich wähle die Nummer. Beim ersten Versuch lande ich auf Jacobs Mailbox. Ich versuche es erneut. Diesmal geht er dran, brüllend, um sich bei der wummernden Musik im Hintergrund verständlich zu machen. Er ist auf einer Party oder in einem Club.
    »Ja.«
    »Ich muss mit Charlie sprechen.«
    »Was?«
    »Hier ist Charlies Vater. Wo ist sie?«
    Er zögert. »Welche Charlie?«
    »Ich weiß, dass sie da ist, Jacob. Gib sie mir.«
    Eine weitere Pause. Ich sehe ihn vor mir, schlank, scharfe Gesichtszüge, herunterhängende Hose und eine lederne Motorradjacke. Blut schießt mir in den Kopf, und ich spüre, wie meine Finger das Telefon bearbeiten.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagt er. Breit. Betrunken. High.
    »Hören Sie zu, Jacob, bis jetzt habe ich keinen Grund, Sie zu hassen oder Ihnen wehtun zu wollen. Charlie ist fünfzehn. Sie sind erwachsen. Es gibt Gesetze.«
    »Ich habe nichts Strafbares getan.«
    »Wird in dem Laden dort Alkohol ausgeschenkt, Jacob? Trinkt Charlie Alkohol? Sie verführen eine Minderjährige. Es gibt Gesetze für den Umgang mit minderjährigen Mädchen.«
    »Sie können mich mal!«
    »Hat Charlie Ihnen von mir erzählt? Hat sie erwähnt, dass ich mit der Polizei zusammenarbeite? Sie orten das Handy. Sie können Ihre Position bis auf fünfzig Meter genau orten. Ich biete Ihnen die Gelegenheit, heil aus der Sache herauszukommen, Jacob. Lassen Sie mich mit Charlie sprechen.«
    Er zögert, sagt, ich solle dranbleiben. Ich lausche den jaulenden Synthesizern und den wummernden Bassbeats. Ist das jetzt Dance oder Techno? Ich habe den Unterschied nie begriffen.
    Charlie kommt ans Telefon.
    »Hallo.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut.«
    Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. »Wo bist du?«
    »In London.«
    »Wo in London?«
    »In Camden.«
    Sie fängt an zu erklären, Tränen fließen.
    »Ich wollte längst zurück sein. Ich dachte, ich würde noch einen Zug erwischen, und du würdest es gar nicht merken. Jacob wollte auf diese Party, und jetzt ist er zu breit … der Akku von meinem Handy ist leer … und der letzte Zug ist auch weg.«
    Ich

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