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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Schaden gekommen war –, doch dann machte sich Miss Trunchbull in Sport über Tash lustig, weil sie kein Rad schlagen konnte, und nannte sie eine Primadonna. Tash hatte unerwartet ihre Regel bekommen, ihr Slip war fleckig, deshalb wollte sie kein Rad schlagen.
    Danach lud Tash die Audiodatei bei YouTube hoch, zusammen mit Fotos von Mr Bean und Miss Trunchbull, die sie von der Website der Schule kopiert hatte.
    Ich warnte sie. Sie wollte nicht hören.
    Die Schule engagierte Computerspezialisten, um herauszufinden, wer die Dateien hochgeladen hatte. Obwohl Tash sie sofort wieder herunternahm, suchten sie trotzdem weiter. Es dauerte drei Tage, bis sie sie gefunden hatten. Sie wurde ins Büro der Direktorin geschleift, wo sie ein Geständnis ablegte.
    Mr Bean war da, das Gesicht wutverzerrt. »Schauen Sie sich ihre Augen an«, sagte er. »Sie ist vollkommen high.«
    Lady Adolf schnalzte mit der Zunge. »Hast du Drogen genommen, Tash?«
    »Nein.«
    »Du lügst.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    Laut Lady Adolf wird eine Lüge durch leugnen nicht weniger unwahr. Ich weiß noch, dass ich mich gefragt habe, ob das Eingeständnis einer Wahrheit sie noch wahrer machen würde.
    Sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Tash war an der Schule nicht mehr willkommen, sagte sie.
    Willkommen? Wann war sie dort je willkommen gewesen!

29
    Seit drei Stunden lese ich Pipers Geschichten und Gedichte. Ihre Handschrift ist voller Kringel und Schnörkel, der Text immer wieder unterbrochen von Zeichnungen, Kritzeleien und Emoticons. Manchmal habe ich das Gefühl, das Leben meiner eigenen Tochter zu belauschen, doch ich habe kein schlechtes Gewissen. Ich werde etwas lernen, mehr verstehen.
    Die meisten Einträge sind undatiert, es wird aber deutlich, dass sie in den Monaten vor ihrem Verschwinden unordentlicher und geheimnistuerischer werden. Codewörter tauchen auf, die ich nicht verstehe, und Spitznamen für Personen. Einer ihrer Lehrer ist »Mr Bean«, eine andere »Miss Trunchbull«.
    Sie schreibt Briefe an sich und ihre Eltern, viele voller Angst und Wut.
    Lieber schöner Daddy und die Eisprinzessin,
    wenn ihr diesen Brief findet, bin ich weg. Vielleicht habe ich mich bis dahin umgebracht. Vielleicht stelle ich mich aber auch dafür zu blöd an. Ich vermassele ja eh immer alles. So oder so bin ich nicht mehr euer Problem. Jetzt kannst du glücklich sein, Mum. Mit Phoebe hast du eine perfekte Tochter und dazu einen niedlichen kleinen Jungen, und die hässliche Tochter wird die Familienfotos nicht mehr ruinieren oder sonst wie im Weg sein.
    Ich habe immer geglaubt, ich wäre adoptiert. Das glaube ich nach wie vor. Dann hattet ihr ein eigenes Baby und habt gemerkt, dass ich nicht in eure perfekte Familie passe. Vielleicht hättet ihr mich an die Agentur zurückgeben sollen, solange ihr noch die Chance hattet.
    Ich denke, es ist das Beste, wenn ihr mich vergesst. Bitte kümmert euch gut um Phoebe und Ben. Sagt ihnen, dass ich sie geliebt habe.
    Es tut mir leid.
    Piper
    Ein weiterer Eintrag beginnt an Pipers vierzehntem Geburtstag, dem »schlimmsten Tag meines Lebens«, wie sie ihn nennt.
    Manchmal habe ich das Gefühl, mein Leben hat keinen Sinn, wenn ich nichts Besonderes bin. Ich mag auf keinen Fall bloß ein gewöhnlicher Niemand sein. Ich kann mir nicht vorstellen, ein ruhiges Leben zu führen und dabei immer mehr zu verblassen. Und am Ende erinnert sich dann niemand mehr an mich. Neulich habe ich das hier gelesen: »Man ist kein Kind mehr, wenn man entdeckt hat, dass die Kindheit die schönste Zeit des Lebens war.«
    Wenn das stimmt, gebt mir die Rasierklingen, bitte.
    Ich lese weiter und lerne mehr über Pipers Vorlieben und Abneigungen. Ihre Lieblingsfilme. Die schlimmsten Modesünden (Zigeunerröcke und schwarze Netzunterhemden). Die coolsten Bands. Was sie später mal werden will. »Diverse Gründe, warum ich meine Mutter hasse«, »Warum kleine Schwestern mit heißem Öl übergossen werden sollten«. Manchmal muss ich laut lachen über ihre Beobachtungen – eine missglückte Frisur lässt sie aussehen wie einen »verschreckten Hamster«, und irgendein Junge, den sie beim Sport kennengelernt hat, hat »einen IQ knapp unter Raumtemperatur«.
    Zwischen den Seiten eines Notizbuchs finde ich einen Streifen mit Passfotos. Piper und Tash sitzen in einer Fotokabine, eine auf dem Schoß der anderen, ziehen Grimassen und lachen, die Münder mit dunkelrotem Lippenstift verschmiert.
    Es ist das einzige Foto von Piper, das ich gesehen habe, auf dem

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