Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Doch über dich können wir ja nicht reden, da du ja nichts tust...«
In einer Mischung aus Verblüfftheit und Wut starrte Donna zu Mel. »Da hat sich bei dir ja wohl eine Menge aufgestaut, wie?« fragte sie.
Sehr langsam atmete Mel aus. Dann nickte er mehrmals, als sei er mit sich selbst zu einer inneren Übereinkunft gelangt. »Dies ist nicht der Zeitpunkt«, entschuldigte er sich. »Tut mir leid. War falsch von mir.«
»Da hast du verdammt recht«, erklärte Donna, jetzt noch wütender – weil er sich entschuldigt hatte und das Thema damit praktisch beendet war.
Plötzlich faßte sie nach dem Türgriff auf ihrer Seite.
»Was ist denn?« fragte Mel, und zum erstenmal, seit sie losgefahren waren, blickte er zu ihr.
»Nichts weiter«, erwiderte Donna. »Macht mich nur ein bißchen nervös, wie scharf du die Kurven nimmst, das ist alles.«
»Nur mit der Ruhe, Donna. Was kann uns schon Schlimmeres passieren, als daß ich uns in den Tod fahre.«
»Großartig.«
»Dachte mir, daß dir das gefällt.«
»Was soll das heißen?«
»Nichts weiter.«
»Nein, erklär mir, was du damit sagen wolltest.«
»Lassen wir das Thema fallen, Donna.«
»Ich will’s nicht fallenlassen.«
»Aber ich.«
»Und es geht immer nach deinem Willen, wie?«
»Klingt in meinen Ohren gar nicht so übel.«
»Und wie’s in meinen Ohren klingt, danach fragst du nicht?«
Mel, die Fäuste am Lenkrad, den Blick starr geradeaus durch die Windschutzscheibe gerichtet, gab keine Antwort. »Ich habe gefragt, ob’s dich interessiert, wie das in meinen Ohren klingt«, hakte sie nach.
»Und ich habe dich gebeten, das Thema fallenzulassen. Ist einfach lächerlich, dies Gespräch.«
Noch etwa eine Viertelstunde fuhren sie. Dann bog Mel in die Einfahrt zu einem riesigen Gebäude in Boynton Beach ein. Er hielt in jenem Bereich, der als Parkraum für Gäste markiert war, und löste seinen Sicherheitsgurt.
»Ich meine, wir sollten dies klären, bevor wir hineingehen«, sagte Donna.
Mel sah sie an. »Donna, weißt du überhaupt wirklich noch, warum du dir soviel Mühe gibst, dich in Rage zu bringen?« Unwillkürlich wich sie seinem Blick aus. »Also was ist? Kommst du mit hinein, oder möchtest du lieber, daß ich dich nach Hause zurückfahre?« Ohne ein Wort zu sagen, schnallte Donna sich los und glitt rasch aus dem Auto. »Du kommst also doch mit«, hörte
sie Mel gleichsam zu sich selbst sagen, bevor sie die Autotür zuwarf.
Donna stand allein in irgendeinem Winkel des Raums und beobachtete Mel. Er stand auf der Terrasse mit Ausblick auf den Ozean und hatte seinen Arm um eine hochgewachsene, üppige Rothaarige geschlungen. Seit einer Viertel-, wenn nicht halben Stunde »plauschten« die beiden miteinander auf echt intime Weise. Im Spiegel über der Bar sah Donna sich selbst. Hatte Mel nicht immer gesagt, ihr Haar gefiele ihm am besten, wenn es rot war...?
Sie ließ ihren Blick durch den Raum gleiten, der ganz in Beige und Gelb gehalten war. Warme Farbtöne. Doch sie wies sie sofort zurück. Genauso wie sie zuvor die höflichen Gesprächsansätze zurückgewiesen hatte, die in ihrer Richtung unternommen wurden. Im übrigen hatte sie in ähnlicher Weise auch Mel zurückgewiesen. Sie blickte wieder zur Terrasse. Die Rothaarige drängte sich enger an Mel; lachte über irgend etwas, das er gesagt hatte. Oh, Mel, dachte sie, warum hast du mich hierher mitgeschleppt?
»Entschuldigen Sie«, sagte sie, während sie auf den Gastgeber zutrat. »Dürfte ich Ihr Telefon benutzen?«
»Selbstverständlich. Da ist eins im Schlafzimmer, wo Sie ungestörter sind.«
Er deutete nach rechts, und Donna drängte sich zwischen den Gruppen und Grüppchen durch und gelangte in das besagte Schlafzimmer, wo sie sich aufs Bett setzte, das Telefon in bequemer Reichweite. Kaum hatte sie die Nummer gewählt, meldete sich am anderen Ende der Leitung auch schon Mrs. Harrison.
»Hat irgendwer angerufen, Mrs. Harrison?«
»Nein, Ma’am. Ist alles ruhig hier. Annie hat ein Weilchen gelesen und ist dann eingeschlafen.«
»Aber niemand hat angerufen?«
»Niemand.«
Langsam legte Donna den Hörer wieder auf die Gabel. »Niemand«,
wiederholte sie. »Niemand.« Dann stand sie auf und ging in den großen Raum zurück. Die Türen zur Terrasse waren geöffnet, und selbst hier, sechs Stockwerke über dem Boden, drang das Rauschen der Brandung herauf: das einzige Geräusch, das Bestand zu haben schien.
Sie hielt Ausschau nach Mel, konnte ihn jedoch nicht sehen. Die
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