Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
Lächeln blickte sie zu ihm. »Ja.« Er hatte noch immer gewußt, wann es vernünftig war, sie in Ruhe zu lassen.
    »Sind wir bald da?« fragte sie mit kindlicher Stimme.
    »Noch fünf Minuten.«
    Donna streckte die Hand aus und legte sie auf Mels Oberschenkel. »Bin wohl ziemlich mit mir selbst beschäftigt gewesen in deinen Augen, oder?«
    »Ich kann warten.«
    Donna schüttelte verwirrt den Kopf. »Wie kommt’s, daß du so ein netter Mensch bist?«
    »Gute Erbmasse.«
    Donna lachte, und zum erstenmal seit Wochen dachte sie wieder an ihre Mutter. Wie hätte die sich wohl unter all diesen Umständen verhalten? fragte sie sich unwillkürlich.
    Sie bogen vom Highway ab und fuhren nun in westlicher Richtung. »Sobald wir wieder zu Hause sind, schreib ich an Annie«, versicherte sie entschlossen. Genau das würde ihre Mutter getan haben.
    Aber als sie dann, gegen fünf Uhr nachmittags, daheim anlangten, blickte sie zum Telefon im Wohnzimmer, und plötzlich
fühlte sie sich sehr müde. Sie werde sich einen Augenblick ausruhen, sagte sie zu Mel; und er möge sie aufwecken, wenn er sein Abendessen wünsche.
    Natürlich tat er’s nicht. Als sie dann von selbst wach wurde, war es bereits drei Uhr früh, und er lag in tiefem Schlaf neben ihr.
    Leise stieg Donna aus dem Bett. Jetzt erst wurde ihr bewußt, daß Mel sie bereits entkleidet hatte. Sie warf sich einen Morgenmantel über und stieg die Treppe hinunter, zur Küche. Dort schaltete sie das Radio an, das Mel vor kurzem für sie gekauft hatte, und begann, gleichsam automatisch, an der Arbeitsplatte herumzuwischen. Nach etwa einer Viertelstunde holte sie zielstrebig Fantastik und andere diverse Reinigungsmittel hervor. Erst gegen halb fünf schaltete sie das Radio aus, löschte das Licht – und kehrte zurück nach oben, ins Bett.

18
    Donna saß in dem Schlafzimmer, das sie mit Mel teilte, und starrte die rot-weiße Tapete an. Sie könne mit dem Raum machen, wozu sie Lust habe, hatte Mel zu ihr gesagt, und so ging Donna jeden Nachmittag, gleich nach Annies Rückkehr von der Schule, hinauf ins Schlafzimmer, wo sie sich auf dem Fußboden niederließ und auf hübsche Einfälle hoffte. Allmählich wurde dies zu einer Art Ritual. Allerdings: In den letzten Tagen überließ sie sich einfach der Monotonie des Musters. Und wenn ihr überhaupt irgendwelche Gedanken kamen, so hatten sie mit der Umgestaltung des Zimmers nichts zu tun.
    Das Telefon läutete mehrmals, bevor Donna es wahrnahm. Hastig erhob sie sich und lief zum Nachttisch, um den Hörer abzuheben.
    »Hallo.«

    Die Stimme klang sehr ruhig. »Du bist außer Atem.«
    »Victor?«
    »Sharon weint.«
    Er legte auf.
    »Victor? Victor? Hallo! Hallo!« Verzweifelt tippte Donna mehrmals auf die Gabel; doch es war hoffnungslos, sie wußte es. Langsam legte sie auf und stand dann wie erstarrt.
    »Wieder ein Anruf?« fragte, von der Tür her, die Kinderstimme.
    Donna drehte den Kopf und sah, wie Annie ins Zimmer trat. Sie nickte. In den letzten drei Monaten hatte Victor viermal angerufen.
    »Was hat er diesmal gesagt?« fragte das Kind.
    »Nichts.«
    »Kannst es mir doch sagen.« Eine Art Vortasten.
    »Hast du keine Schularbeiten?« Schroffes Zurückweisen.
    »Ich bin doch erst acht, verdammt.«
    »Fluch nicht.«
    »Kommandier mich nicht rum.«
    »Laß mich zufrieden, Annie. Ich bin wirklich nicht in der Stimmung.«
    »Du bist ja nie in der Stimmung – egal in welcher.«
    »Wo ist Mrs. Harrison? Vielleicht ist sie in Stimmung für deine Frechheiten.«
    Über die Augen des Kindes glitt es wie ein dünner Nebelschleier. »Sie ist einkaufen«, sagte Annie, während ihre Unterlippe zu zittern begann.
    Unwillkürlich wandte Donna den Blick ab. Ein intensives Schuldgefühl überkam sie. Annie hatte Mels große braune Augen, und die Art, wie sie ihren Körper geradehielt, erinnerte Donna an ihre eigene Mutter. Verdammt noch mal! dachte sie. Wie schafft sie’s nur, daß ich mich auf einmal so ungeheuer schuldig fühle? Sie ist doch bloß ein Kind. Mels Kind. Jawohl,
Mels Kind. Nicht mein Kind. Mein kleines Mädchen ist Gottwer-weiß-wo. Victor hat gesagt, daß sie weint. Und wenn Sharon weint, kannst du von mir aus auch ruhig weinen, verdammt! Sie blickte wieder zu Annie.
    Annie stand bewegungslos. Und mit aller Selbstbeherrschung, derer sie fähig war, hielt sie die Träne zurück, die sich im Winkel ihres linken Auges gebildet hatte: ließ nicht zu, daß sie hinabrollte über die Wange. Donna fiel in die Knie, streckte dem Kind die

Weitere Kostenlose Bücher