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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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dort ja sehr hübsch fahren.«
    »Das meine ich nicht.«
    Die Stewardeß kam mit dem Lunch. Donna und Mel reagierten wie die berühmten »konditionierten« Pawlowschen Hunde. Schon hatten sie das Tischchen herabgeklappt, schon löste Donna das Zellophan, stocherte mit der Plastikgabel im Salat.
    »Nach unser Rückkehr«, sagte sie entschlossen, »fange ich wieder mit dem Autofahren an. Ein verspäteter Neujahrsvorsatz, wenn du so willst. Und ich tu’s, egal, was wir in Kalifornien erreichen.«
    »Gut.« Mel biß in das feste Brötchen. »Inzwischen kannst du ja die >Behüterin der Schlüssel< spielen.«

    »Wie ist deine Schwester?«
    »Nette Frau. Wird dir gefallen.«
    »Es ist wirklich reizend von ihr, daß wir bei ihr wohnen können.«
    »Na, die ist doch vor lauter Erwartung schier aus dem Häuschen. Ich habe meine Neffen zwei Jahre lang nicht gesehen. Ist für alle ein Riesending.«
    »Hoffentlich gefalle ich ihnen.«
    »Da würde ich mir nun wirklich keine Sorgen machen.«
    Donna legte ihre Gabel auf das Tablett zurück und blickte starr geradeaus. »Nichts mehr von >Anschnallen<«. Offenbar keine Turbulenzen mehr.«
    »Da wird der Betrunkene wohl wieder auf seinem Sitz sitzen.«
    »Mel...«
    »Was?«
    Sie zögerte. »Ich weiß nicht.«
    Er drehte den Kopf, sah Donna an. »Du fragst dich, was werden wird, wenn wir sie nicht finden.«
    Sie erwiderte seinen Blick, sehr direkt. »Es ist inzwischen elf Monate her«, sagte sie. »Adam wird bald sechs. Sharon ist fast schon drei. Sie werden sich womöglich überhaupt nicht mehr an mich erinnern. Sie wollen mich vielleicht gar nicht mehr. Und Victor. Seit fast einem Jahr habe ich Tag für Tag gebetet, daß dieser Mann krepieren möge. Alles nur denkbar Böse habe ich ihm an den Hals gewünscht, jede Krankheit, jeden Unfall. Je schrecklicher, desto besser. Wie wird es sein, wenn ich ihn wiedersehe? Was sage ich? Was tue ich? Mel...«
    »Was?«
    »Es ist wirklich verrückt. Ich mache mir weniger Sorgen über das, was geschehen wird, wenn wir sie nicht finden. Ich mache mir vielmehr Sorgen, was passiert, wenn wir sie finden.«
    Gleichsam auf dieses Stichwort hin machte das Flugzeug einen plötzlichen Hüpfer, und über Lautsprecher erklang die Stimme
des Piloten: eine weitere Turbulenz; und würde sich bitte jeder anschnallen und auf seinem Platz bleiben.

21
    Die Landschaft war eigentlich noch schöner, als man sie in Büchern beschrieben fand: auf der einen Seite der Pazifische Ozean, auf der anderen Seite die Santa Lucia Mountains, die sich immer näher und mächtiger heranzuschieben schienen.
    Durch das Autofenster genoß Donna der Blick auf die Küste. Eine rauhe Küste war es, ein Streifen von wilder Schönheit, insgesamt rund einhundertfünfzig Kilometer lang: Big Sur – von San Simeon im Süden bis nach Carmel im Norden. Ein so atemberaubender Anblick, wie sie ihn nur je gesehen. Rauh und wild, ja, und dennoch gleichzeitig irgendwie immateriell, unkörperlich. Ein schmaler Küstenstreifen, im wirklichen Sinne dieses Wortes sperrig: in diesem ansonsten so stark bevölkerten Staat war es ihm gelungen, abseits des anderen zu bleiben; und wer hier entlangfuhr, mochte sich sehr wohl daran erinnert fühlen, daß es auf dieser Erde noch immer so etwas wie unberührte Flekken gab, wo der Mensch keine – oder doch keine sichtbaren – Spuren hinterlassen hatte.
    In den Reiseführern konnte man nachlesen, daß sich der Name Big Sur vom Spanischen herleitete: el pais grande del sur – das große Land des Südens. Aber Donna ließ diese Interpretation für sich nicht gelten. Der Name (so ihre eigene Erklärung) entsprang und entsprach einem Gefühl, einer gesteigerten Empfindung, fast als sei man durch eine Droge berauscht – die Klippen, das Meer, die Berge. Gar kein Zweifel: Sur kam von Surf – Brandung. Und Big Surf bedeutete Riesenbrandung, optisch ebenso überwältigend wie akustisch.

    Ja, es war atemberaubend. Langsam blies Donna die in ihrer Lunge gestaute Luft von sich. Mel warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Alles okay?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Es ist wunderschön hier.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte er zu. »Spürst du noch keinen Hunger?«
    »Doch, ein bißchen.« Durch die Windschutzscheibe blickte sie auf das schmale Band des Highways, auf dem sie fuhren, und lächelte. »Meinst du, daß es hier in der Nähe irgendwelche guten Restaurants gibt?«
    »Wir dürften eigentlich nicht mehr weit von jener kleinen Galerie sein – erinnerst du dich?«

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