Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
Bei ihren Nachforschungen hatten sie in San Simeon unter anderem mit einer Dame aus einem Immobiliengeschäft gesprochen. Diese riet ihnen, zwischendurch in einer kleinen Kunstgalerie Station zu machen. Diese befinde sich irgendwo in den Wäldern an der Küste. Die Leute dort seien sehr freundlich, auch könne man von ihnen jederzeit ein Sandwich als Imbiß haben. Im übrigen hätten sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Gesichter sowie für das, was sie zufällig an Gesprächen aufschnappten.
Jetzt hielten Donna und Mel Ausschau nach dieser kleinen rustikalen Galerie. Viel erwarteten sie sich davon wirklich nicht. Im Grunde nur irgendeinen kleinen Happen sowie die Möglichkeit, das Telefon zu benutzen. Es wurde für sie Zeit, sich vereinbarungsgemäß mit Los Angeles in Verbindung zu setzen. Die Galerie lag noch versteckter, als sie gedacht hatten. Um ein Haar wären sie daran vorbeigefahren. Eigentlich war es nur der Geruch von Rauch, der ihnen den richtigen Weg wies – hier wurde im Ofen oder im Herd Holz verbrannt. Mel bog mit dem Mietwagen, einem weißen Buick, in die kiesbestreute Anfahrt ein, die zwischen üppigem Laub fast zu verschwinden schien. Sie stiegen aus, und unwillkürlich zog Donna ihren Sweater straffer an ihren
Körper. Daß es in der Bergregion so kühl sein konnte! Damit hatte sie in Los Angeles nicht gerechnet. Dort war es warm gewesen, ähnlich wie in Florida. Daß sie überhaupt warme Kleidung mitgenommen hatte, verdankte sie Brenda, Mels Schwester. Zumal am frühen Morgen, hatte diese gesagt, werde sie ganz gewiß so etwas brauchen. Nicht ohne ein Gefühl zärtlicher Sympathie dachte Donna an Brenda zurück (inzwischen war es schon eine Woche her, daß sie von ihr Abschied genommen hatten). Eine wirklich hilfsbereite Frau, stets mit einem guten Wort und einer warmen Mahlzeit zur Stelle, wenn Donna und Mel am Ende eines weiteren erfolglosen Tages entmutigt zurückkehrten.
Zehn Tage hatten sie sich in Los Angeles aufgehalten; waren durch jeden Bezirk und jeden winzigen Ort gefahren; hatten die Strände von Malibu und Pacific Pallisades durchkämmt; waren die Straßen von Newport Beach und Long Beach zu Fuß entlanggegangen; hatten endlose und recht mühselige Gespräche mit den Einwohnern von Palos Verdes und anderen Küstenorten geführt. Es war praktisch hoffnungslos. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten, zu viele »Variablen«. Da Victor an einem Samstag angerufen hatte, schien es durchaus denkbar, daß er mit den Kindern nur für einen Tag – oder übers Wochenende – an den Strand gefahren war; vielleicht auch, um dort Freunde zu besuchen. Und wo deren Haus zu suchen war – guter Gott, es konnte ebensowohl Westwood sein wie Beverly Hills, ja, selbst das San Fernando Valley.
Sie hatten sich bei sämtlichen bedeutenden Immobilienhändlern im Großraum Los Angeles umgetan: War bei ihnen im Laufe des letzten Jahres jemand erschienen, auf den Victors Beschreibung paßte, und hatte ein Haus gekauft oder gemietet? Und erneut gab es zu viele Möglichkeiten – zu viele Agenten, zu viele Häuser; doch zu wenig Zeit und zu wenig Interesse. Auch bei sämtlichen Versicherungsgesellschaften in Los Angeles
prüften sie nach – arbeitete dort in irgendeinem Büro irgend jemand, auf den Victors Beschreibung paßte?
Zehn Tage verbrachten sie auf diese Weise, ließen auch Kindergärten, selbst Grundschulen nicht aus, besuchten Parks, Spielplätze, lokale Touristenattraktionen. Nichts.
Mitunter glaubte Donna ein Kind zu erblicken, das Adam sein mußte. Oder Sharon. Natürlich irrte sie sich jedesmal. Auf Brendas Drängen engagierten sie schließlich wieder einen Privatdetektiv, der ihnen bei ihrer Suche helfen mochte. Was sie selbst betraf, so nahmen sie sich die Küste in Richtung Norden vor, ließen dabei keinen auch noch so kleinen Ort aus. Im übrigen setzten sie sich tagtäglich mit dem Detektiv, einem gewissen Marfleet, in Verbindung. War er inzwischen auf eine Spur gestoßen? Und natürlich setzten sie ihn ihrerseits ins Bild – zumindest über ihre nächsten Ziele. Denn was »Spuren« betraf, so gab es bislang bei allen Fehlanzeige, bei Mr. Marfleet ebenso wie bei Dr. Segal und Mrs. Cressy.
»Hmm, riecht gut hier«, sagte Donna, während sie die Autoschlüssel, die Mel ihr reichte, in ihre Handtasche steckte. Deutlich spürte sie die Feuchtigkeit, spürte sie durch ihre wollene Bekleidung. Mel schritt schon voraus, auf das Blockhaus zu. »Oh, schau nur, Mel«, rief Donna. Er drehte
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