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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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»Das ist sie auch«, sagte er mit der gleichen tonlosen Stimme wie zuvor. »Für mich ist sie tot.«
    »Was soll das heißen?« Unwillkürlich war sie aufgesprungen.
    »Es soll genau das heißen, was ich gesagt habe. Für mich ist meine Mutter tot. Inzwischen seit über drei Jahren.«
    »Was bedeutet das? Ich begreife nicht!«
    »Warum regst du dich so auf?«
    »Warum? Warum? Wir wollen in ein paar Wochen heiraten, und plötzlich stellt sich heraus, daß du mich über deine Mutter belogen hast. Sie ist gar nicht tot!«
    Auf seinem Gesicht spiegelte sich Zorn. »Nun mal langsam. Mit Beschimpfungen solltest du vorsichtig sein.«

    »Inwiefern habe ich dich beschimpft?«
    »Du hast mich gerade einen Lügner genannt. Ich habe dich niemals belogen.«
    »Du hast mir gesagt, deine Mutter sei tot.«
    »Für mich ist sie tot.«
    »Und weshalb steht dann ihre Telefonnummer in deinem kleinen schwarzen Buch?«
    Er schwieg lange, sehr lange. Donna spürte, wie es in ihrer Kehle würgte. Sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich. »Ich weiß es nicht.«
    Langsam ließ sich Donna wieder auf den Sitz sinken. Plötzlich wirkte alles sehr kalt. »Ich glaube, du sagst mir besser, was da vor sich geht.«
    »Gar nichts geht da vor sich. Was auch immer geschehen ist, es liegt über drei Jahre zurück. Es ist tot und begraben.« Er brach ab.
    Noch immer sah sie ihn erwartungsvoll an, konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie rannen ihr über die Wangen, doch sie machte keine Anstalten, sie abzuwischen.
    »Du ruinierst dein Make-up«, sagte er leise, fast scheu.
    »Erzähle«, forderte sie ihn auf. Ihre Hände fühlten sich an wie leblose Eisklumpen.
    Er setzte sich neben sie, griff nach ihren Händen. Sie ließ es geschehen, verhielt sich völlig passiv.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Sie lachte. »Nun wirst du mir vielleicht außerdem gestehen, daß du eine Frau hast, die an sich zwar noch lebt, aber für dich gemeinsam mit deiner Mutter gestorben ist.« Sie sah ihn an, suchte in seinem Gesicht verzweifelt nach einem Zeichen, das ihr verriet: ihr schlechter Witz war in der Tat nichts als eben dies – ein schlechter Witz.
    Doch da war nichts in seinen Augen, das auch nur versuchte, in Abrede zu stellen.

    »Oh, nein«, sagte sie und wollte ihre Hände befreien, um aufzustehen. Doch er ließ sie nicht los. »Oh, nein«, wiederholte sie. »Ich kann’s nicht glauben. Ich kann’s einfach nicht glauben.«
    »Hör mir zu«, sagte er, und seine Stimme hob sich. »Sei für ein paar Minuten still und hör mir zu.«
    »Kommandiere mich nicht herum!«
    »Halt den Mund!« schrie er. »Ich sage dir, was du tun sollst, und du wirst es tun. Das heißt, sofern dir daran liegt, die Wahrheit zu hören.«
    »Es ist jetzt ein bißchen spät für die Wahrheit, findest du nicht?«
    »Meinst du?« schrillte er. »Meinst du? Ist es das , was du mir klarzumachen suchst?«
    Er ließ ihre Hände los, schien sie fast von sich zu schleudern und sprang auf, eilte im Zimmer hin und her. Er glich einer Bombe, die jeden Augenblick explodieren konnte.
    »Die Wahrheit zu hören interessiert dich wohl nicht? Lügen oder Halbwahrheiten sind dir lieber. Es macht dir nichts aus, mich einen Lügner zu nennen; aber wenn es darum geht, die Wahrheit zu hören, bist du nicht interessiert!«
    »Dreh mir doch das Wort nicht im Munde um!« schrie Donna und erhob sich mit einem Ruck. »Versuche nicht, die Sache so hinzustellen, als sei das alles meine Schuld.«
    »Davon ist überhaupt nicht die Rede, Donna«, sagte er. »Wer spricht hier denn von Schuld? Liegt dir soviel daran, irgendwem für irgendwas Schuld zu geben? Wir reden über Wahrheit. Entweder interessiert es dich, die Wahrheit zu hören, oder es interessiert dich nicht.«
    »Ich kann’s einfach nicht fassen – wie alles verdreht worden ist!«
    »Du hast den Ball, du bist am Aufschlag, Donna. Was wirst du tun? Aufschlagen oder aber streiken und den Platz verlassen?«
    »Allmächtiger, verschone mich mit deinen Metaphern.«

    Eine kurze Pause trat ein. »Was wirst du tun, Donna?« wiederholte er. »Es liegt ganz bei dir.«
    »Bei mir«, sagte Donna fast unhörbar. Unwillkürlich preßte sie die Faust gegen ihre Brust. »Bei mir.«
    »Ich bin bereit, dir die Wahrheit zu erzählen, wenn du bereit bist, sie anzuhören.«
    »Ich bin bereit«, erklärte sie und setzte sich wieder, saß ganz steif. Minutenlang schwiegen beide. Dann hob Donna den Kopf und sah Victor an. Zwar

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