Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
er mit seinem ewigen Schreien aufgehört hatte, mit dreimaligem Stillen pro Tag. Somit blieb Donna mehr Zeit, um sich auf die diversen Punkte auf ihren diversen Listen zu konzentrieren.
Eines Tages stellte sie zwei Listen auf: die Dinge, die sie tun mußte; und die Dinge, die sie zu tun haßte.
Sie haßte:
1. Hausarbeit
2. Saubermachen
3. das Geschirr aus der Geschirrspülmaschine räumen
4. Rechnungen erledigen
5. Leute anrufen, denen gegenüber sie auf Victors Geheiß Beschwerden wegen irgendwelcher Mißstände im Haus vorbringen mußte
6. ihr Haar
7. ihre Kleider
8. ihr Aussehen
9. ihren Körper, der noch nicht wieder in »Form« war
10. Übungen
(Bei Punkt 6 bis 9 handelte es sich, wie ihr bewußt wurde, nicht um Dinge, die sie zu tun haßte. Nein, sie haßte sie ganz einfach; und das war für sie Grund genug, sie in diese Liste – ihre Liste – aufzunehmen.)
Donna stellte eine weitere Liste zusammen. Auf dieser vermerkte sie, was Victor allmorgendlich zu ihr zu sagen pflegte. Und am Ende der Woche fertigte sie daraus dann eine Art Auswahlliste mit »Lieblingszitaten« von seiner Seite.
Etwa:
1. Dein Make-up ist übers ganze Gesicht verschmiert. Hast du es gestern abend nicht richtig abgewaschen?
2. Du hast wieder geschnarcht. Eine scheußliche Angewohnheit, die du dir während deiner Schwangerschaft zugelegt hast.
3. Fühlst du dich okay? Siehst nicht gerade berauschend aus.
4. Was ist denn los? Bist wohl in einer miesen Stimmung.
5. Solltest du ihm soviel zu essen geben?
6. Ich glaube, du irrst dich.
7. Nein, ich habe keine Zeit zum Frühstücken. Wenn du mich rechtzeitig aus dem Bett holen würdest...
8. Hast du darauf geachtet, daß er sein Bäuerchen macht? So?
Bist du sicher? Ich habe nichts gehört.
9. Kratz dir nicht die Hand. Das ist ja der Hauptgrund dafür, daß du den Aussschlag kriegst. Wirklich, Donna, du bist schlimmer als das Baby.
10. Ich kritisiere dich nicht dauernd, Himmelherrgott. Willst du schon so früh am Morgen Streit anfangen?
11. Nein, nur weiter. Sprich dich ruhig aus. Macht ja nichts, wenn ich zu spät komme.
12. Was hast du mit meinen Schlüsseln gemacht?
13. Du hast das Kuvert weggeschmissen; dabei habe ich ausdrücklich gesagt, es müsse aufbewahrt werden! Ach, nein, hier ist es.
14. Ich würde ihn nicht so warm einpacken. Nein, du bist die Mutter. Du tust, was du für richtig hältst. Du weißt es am besten. Ich meine nur, in solchem Maße ist es wohl nicht nötig, aber nein, es ist deine Entscheidung.
15. Hast du heute irgendwas zu tun?
16. Ich weiß nicht, Donna, aber acht Personen zum Dinner, das ist wohl mehr, als du bewältigen kannst.
17. Warum ißt du kein Bran-Muffin? Ich hab dir doch gesagt, ich möchte, daß du jeden Tag ein Bran-Muffin ißt. Vielleicht bekommst du dann nicht mehr so viele Erkältungen.
Sie »listete auf«, worüber sie sich stritten:
1. darüber, daß er dauernd ihr Autofahren bekrittelte;
2. darüber, daß er unentwegt ihr Aussehen bemängelte;
3. darüber, daß er fortwährend kritisierte, wie sie den Haushalt führte;
4. darüber, daß ihm mißfiel, wie sie Adam erzog (verhätscheln war das Wort, das er in diesem Zusammenhang am häufigsten gebrauchte);
5. darüber, daß er immer und ewig etwas an ihr auszusetzen hatte, Punkt.
Was dann zu Auseinandersetzungen führte:
6. darüber, daß sie immer verallgemeinere;
7. darüber, daß er kein Wort hervorbringen könne, ohne daß sie ihn beschuldige, sie zu kritisieren;
8. darüber, daß sie stets auf ihn loshacke;
9. darüber, daß sie ihm emotionell nie genügend Unterstützung gewähre;
10. darüber, daß sie ihn dauernd kritisiere, Punkt.
Nie stritten sie sich über:
1. Verwandte (es gab praktisch keine);
2. Geld (es war genügend vorhanden);
3. Sex (hier herrschte ebenfalls kein Mangel, und im Bett lief es immer noch gut, wenngleich Donna seit kurzem das Gefühl hatte, die dauernden Streitereien machten sich auch in dieser Hinsicht nachteilig bemerkbar).
Ja, in diesem letzten Punkt war einiges passiert; doch beide gingen sie dieser »Problemstellung« aus dem Wege, zumal Victor. Und weil sie beide wußten, wie wichtig diese Sache war, machten sie darum einen Bogen, wichen sozusagen auf Nebengeleise aus, stritten sich um nebensächliche Details. Ja, im Grunde genommen nahm man sogar ausgesprochen Rücksicht aufeinander. Wie auch hätte ein Ehemann seiner Wut freien Lauf lassen können, wenn seine Frau dauernd nieste oder sich erbrach.
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