Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
bekommt das Medikament, zum Dinner gibt’s Hühnchen, und wir haben heute abend die Vogels und die Drakes zu Gast. Warum weinst du?«
»Weil du mir jedes Wort im Munde umdrehst!«
»Du ruinierst dein ganzes Make-up.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In zehn Minuten werden sie hier sein. Das hast du ja bestens hingekriegt. Empfängst sie mit verheulten Augen. Und ich bin der Bösewicht.«
Donna wollte sich die Augen wischen.
»Du verschmierst die Wimperntusche.«
»Verdammt«, murmelte sie. »Warum mußt du einem immer alles verderben?«
»Na, das nenn ich gelungen, Donna. Nur weiter so. Daß es wirklich noch zwischen uns Krach gibt.«
Adam begann zu schreien. Donna drehte sich um und verließ den Raum.
Das Dinner begann mit einer Atmosphäre, die man kaum entspannt nennen konnte. Zumindest soweit es Donna betraf. Sie äußerte nur das Allernotwendigste, machte sich viel in der Küche zu schaffen, und statt zu sprechen, verlegte sie sich auf eine Art permanentes Lächeln, wobei sie selbst deutlich spürte, wie ihre Gesichtsmuskeln sich verkrampften.
Victor hingegen wirkte völlig normal. Den Gästen gegenüber zeigte er sich ebenso freundlich wie gesprächig. Er erzählte mehrere amüsante Anekdoten, und zu ihrem Unwillen stellte Donna im Laufe des Abends fest, daß sie selbst eine dieser Anekdoten so lustig fand, daß sie sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Sie mußte sich buchstäblich auf die Lippen beißen, und Victor, dem ja nie etwas zu entgehen schien, bemerkte dies natürlich – und lächelte.
Was ihn anging, so hatte er sich offenbar entschlossen, seinen Ärger »verrauchen« zu lassen. Ja, ging denn das so einfach, dachte sie. Nun, vielleicht war das Essen besser, als er erwartet hatte (dabei hatte sie die Pinienkerne anbrennen lassen, und die grünen Bohnen waren ihr auch nicht so ganz geraten).
Kaum hatte er gelächelt, fühlte Donna sich irgendwie erleichtert, nicht mehr so feindselig. Erst jetzt wurde ihr richtig bewußt, wie wenig ihr der Sinn nach Verstimmung, Verärgerung stand. Vielmehr schien es einfach herrlich, wenn sie nett zueinander waren. Außerdem mußte sie natürlich ihrerseits Friedensbereitschaft signalisieren. Tat sie das nicht, würde ihr die Verantwortung zugeschoben werden für den fortgesetzten Streit. Und da wäre Victor wohl gar nicht so im Unrecht, oder? Jedenfalls lächelte sie ihm zu. Die Atmosphäre schien sich zu klären.
»Ich liebe dich«, sagte sie später, weil sie das Gefühl der Liebe brauchte.
»Ich liebe dich«, erwiderte er, weil dies die erwartete Antwort war.
Für den Rest des Abends war sie geradezu verwandelt. Donna zeigte sich gesellig, gesprächig, geradezu übermäßig freundlich. Sie übertrieb, wie ihr bewußt war; aber es war eben ein herrliches Gefühl, daß niemand auf sie »böse« zu sein schien. Als der Abend dann vorbei war und die Gäste sich verabschiedet hatten, ging Victor, um nach Adam zu sehen. Der Kleine schlief wie ein Murmeltier. Obwohl er inzwischen fünfzehn Monate alt war, nannten sie ihn nach wie vor meistens »das Baby«.
»Schläft tief und fest«, meldete Victor, während er neben ihr ins Bett glitt und sofort einen Arm um sie legte. »Hab auch seine Stirn befühlt. Ist kühl.«
»Gut«, sagte Donna. Sie fühlte sich todmüde. Er beugte sich über sie. »Bitte, Victor, können wir heute nacht nicht einfach schlafen? Ich bin wirklich müde.«
Er schien gekränkt, zog sich auf seine Seite des Bettes zurück. »Leg dich zu mir«, sagte er nur, »ich möchte dich umarmen.« Donna tat es und schmiegte sich gleichsam in die Wärme seines gekrümmten Körpers.
»Ich liebe dich«, sagte er zu ihr, weil er das Gefühl der Liebe brauchte.
»Ich liebe dich«, erwiderte sie, weil dies die erwartete Antwort war.
Mehrere Minuten vergingen. Dann sagte sie: »Letzte Nacht habe ich geträumt, du hättest eine Affäre.«
»Oh?«
»Ja. Allerdings warst du unheimlich dick und fett.«
»Oh. Na, das erklärt’s doch.«
»Was?«
»Wenn ich eine Affäre habe, werde ich immer dick und fett.«
Sie lachte, und erst jetzt fühlte sie sich völlig entspannt. Während sie sich zu ihm herumdrehte, während er sie ganz fest in die Arme nahm, spürte sie plötzlich überhaupt keine Müdigkeit mehr.
Wie sehr sie sich doch danach sehnte, daß zwischen ihnen Eintracht herrschte. Und offenbar sehnte auch er sich danach.
»Ich liebe dich«, sagte er, weil er es so meinte.
»Ich liebe dich«, sagte sie, weil sie wollte,
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