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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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im Zimmer um. Unwillkürlich fühlte sie sich an einen anderen Raum erinnert: In dem Film »Die Reifeprüfung« versuchte Anne Bancroft in einem Zimmer, das diesem aufs Haar ähnelte, Dustin Hoffman zu bezirzen. Donna hatte den Film dreimal gesehen, und sie erinnerte sich an diese Szene sehr genau. Anne Bancroft saß auf einem Barhocker (fast identisch mit jenem, der sich jetzt links von Donna befand), und aufreizend hob sie ihr Knie in die Höhe, während Dustin Hoffman in einiger Entfernung stand, gleichsam wie vom Blitz getroffen.
    In der Tat: Dieses Zimmer ähnelte dem im Film auf geradezu verblüffende Weise. Um für die Gäste Platz zu schaffen, war alles entbehrliche Mobiliar fortgeräumt worden, und was sich noch vorfand, besaß schwarz-weißen Kunststoffcharme, war ebenso modern wie kalt. Was den Kunstsinn der Vogels betraf, so beschränkte er sich auf Abbildungen von Wasserfällen und großäugigen Kindern. Und die Gäste? Sie schienen sich nahtlos in diesen Gesamtrahmen zu fügen.

    Sie trank einen kleinen Schluck, und plötzlich wurde ihr bewußt, daß ihr der Geschmack tief zuwider war. Gleichzeitig schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf: Warum nur fühlte sie sich den anderen hier überlegen? Weil sie sich vorkam wie eine Art Märtyrerin? Märtyrerin aus welchem Grund und für welche Sache?
    Sie betrachtete die Gesichter ringsum. Manche waren tiefgebräunt, die meisten jedoch nicht. Alteingesessene hüteten sich vor starker Sonneneinwirkung – ganz im Gegensatz zu den Urlaubern, die nach Florida kamen. Es waren sämtlich lächelnde Gesichter. Auf manchen spiegelte sich unverkennbar Zuneigung. Hände berührten einander, Wangenküsse wurden getauscht, hier und dort stand man untergehakt. Augenscheinlich war hier auch Platz für Wärme.
    Doch nicht mit Victor.
    Ab und zu näherte sich jemand, sprach belanglose Nettigkeiten; entfernte sich wieder, da Donna stumm blieb. Auch Danny Vogel unternahm noch einen Versuch und erzählte irgend etwas über sein Kind und Montessori-Schulen – und empfahl sich erneut, als sie keinerlei Anstalten machte, den Mund zu öffnen.
    Was war nur aus ihrer Ehe geworden? grübelte sie. Wieder nahm sie einen kleinen Schluck und erinnerte sich unwillkürlich an die erste Flasche Dom Perignon, die Victor und sie miteinander geteilt hatten. Und weiter erinnerte sie sich: der Hals-überKopf-Flug nach New York, der Hummer, genau siebeneinhalb Minuten gekocht. Es schien irgendwie symbolisch, daß sie schon damals bereit gewesen war, alles von ihm »ordern« zu lassen.
    Wie aufregend das alles gewesen war. Und wie unwiderstehlich sie ihn fand. So gutaussehend, so attraktiv – und sie hatte ihn geheiratet, trotz wachsender Zweifel; und obwohl sie wußte, daß er sie über seine Mutter belogen hatte.
    Ihre eigene Mutter fiel ihr ein, und sie erinnerte sich an den Rat, den diese ihr einmal gegeben hatte: Die Art und Weise, in
der ein Mann seine Mutter behandele, sei ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, wie er seine Frau behandeln werde. Unwillkürlich schauderte sie zusammen. Dann schüttelte sie den Kopf. Wie lange hatte sie schon nicht mehr an ihre Mutter gedacht! Irgendwie schienen ihre Gedanken ausschließlich um Victor zu kreisen. Immer und ewig war sie auf der Hut. Bei allem, was sie sagte; bei allem, was sie tat. Was hatte sie gesagt? Was hatte sie getan?
    Was »trieb« sie überhaupt noch? Lesen? Nun, überirgendwelche Lektüre, die das Illustrierten-Niveau überstieg, gelangte sie nicht mehr hinaus; und Victor sprach denn auch von Illustrierten-Mentalität. Doch es fehlte ihr ganz einfach an der Konzentrationsfähigkeit für etwas anspruchsvollere Romane – von Albert Camus ganz zu schweigen.
    Nie gingen sie zusammen ins Kino. Victor haßte Filme, und er rühmte sich, sein letzter Film sei »High Noon« gewesen. Andererseits: Wann immer »Die Glorreichen Sieben« über den Fernsehschirm flimmerte, saß er gebannt vor dem Apparat. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der Donna wöchentlich wenigstens viermal ins Kino ging. Jetzt fand sich überhaupt keine Gelegenheit mehr dazu.
    Sie hatte ihren Beruf aufgegeben, was allerdings wirklich ihr eigener Entschluß gewesen war. In den ersten drei Jahren wollte sie ganz für ihr Kind da sein. Niemand sollte statt ihrer bei Adam Mutterstelle einnehmen. Nach den drei Jahren konnte sie dann ja wieder an einen Job denken. Nein, sie empfand Adams Existenz in keiner Weise als Hindernis. Er war vielmehr so etwas wie ihre Rettung. Sicher,

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