Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
andere Möglichkeit. Hab schon überall herumgehorcht. Das ist der einzige Kindergarten, in dem ich ihn nur zweimal pro Woche vormittags hinbringen muß.«
»Was ist mit Montessori?«
»Dort müßte er jeden Tag hin.«
»Warum eigentlich nicht?«
»Dafür ist er noch ein bißchen klein, Victor, erst knapp über zwei. Für wie viele Jahre möchtest du ihn denn in eine Schule oder was stecken?«
»Irgendwann mußt du ihn schließlich von deinem Rockzipfel lassen«, erklärte er, während er den Schlüssel ins Zündschloß steckte.
»Ihn von meinem Rockzipfel lassen – das ist doch gar nicht die Frage...«
»Willst du Streit anfangen?«
Donna verstummte sofort. »Tut mir leid«, sagte sie hastig, »das war wirklich nicht meine Absicht.«
»Schon gut«, erklärte er. »Übrigens ist es wohl besser, wenn du dich ans Steuer setzt. Wenn mich eine Polizeistreife stoppt, komme ich bei deren Alkoholtests garantiert nicht ungeschoren davon.«
»Also wieder Knast«, sagte sie und versuchte, das aufzurühren, was ihr jetzt als liebste Erinnerung erschien.
»Das würde dir wohl so passen, wie?« fragte er. Sie tauschten die Sitze. Donna ließ den Motor an. Das Autoradio erklang, ziemlich laut. Donna stellte es leiser. Victor stellte es sofort wieder lauter. Beide schwiegen. Donna manövrierte den Wagen heraus.
»Winke Mrs. Adilman zu«, wies Victor sie an. Beide winkten sie der rundlichen, grauhaarigen Frau zu, die von der Haustür zurückwinkte. Vermutlich hatte sie das schon vor Jahren bei ihren eigenen Kindern getan.
»Ob sie wohl böse ist, wenn wir erst nach Mitternacht zurückkehren?« fragte Donna und schlug einen scherzhaften Ton an. »Vorsicht, um ein Haar hättest du die Mülltonne gerammt.«
Donna warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. »Ich bin ja nicht mal in der Nähe der Mülltonne.«
»Fährst du nun, oder fährst du nicht? Wir haben uns schon um eine halbe Stunde verspätet.«
»Es ist eine Party, Victor. Da erscheint niemand zu einem präzisen Zeitpunkt.«
»Wenn es deine Freunde wären, dann würden wir pünktlich sein – darauf kannst du Gift nehmen.«
»Das ist nicht fair, Victor. Und es trifft auch nicht zu.«
»Oh, wirklich?«
»Im übrigen habe ich gar keine Freunde.«
»Wohl meine Schuld, wie?«
»Nein«, erwiderte sie, obschon sie das Gefühl hatte, daß es
sich so verhielt – bis zu einem gewissen Grad. »Man kann eben nichts dran ändern, wenn einem keiner so richtig liegt.«
»Du solltest trotzdem von dir aus mal Kontakt aufnehmen.«
»Ist ein bißchen schwierig, wenn alle den ganzen Tag arbeiten, während ich zu Hause mit Adam sitze.«
»Möchtest du also arbeiten – wieder arbeiten?« fragte er.
»Nein. Noch nicht.«
»Was soll das heißen – noch nicht?«
»Nun, ich könnte nächstes Jahr vielleicht eine Teilzeitarbeit übernehmen, wenn Adam im Kindergarten ist«, erklärte Donna, und dieser Gedanke kam ihr zum erstenmal.
»Oh, verstehe. Wenn es dir ins Konzept paßt; wenn Adam nicht mehr zu klein ist.«
»Nächstes Jahr ist er bereits drei! Und in dem Alter gehen alle Kinder regelmäßig in den Kindergarten!«
»Du wirst laut.«
Überraschend wurde Donna bewußt, daß er recht hatte. »Tut mir leid. Wie sind wir denn bloß auf dieses Thema gekommen? Ich wollte doch nur sagen, daß es für mich nicht ganz leicht ist, meine wenigen Freunde zu besuchen, weil sie tagsüber arbeiten und du den Umgang mit ihnen am Abend – nun ja, scheust.«
»Alles ist also meine Schuld«, erklärte Victor.
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Was sagst du dann?«
»Vergiß es.«
»Apropos, weiß du überhaupt, wo wir hinwollen? Wir haben die Abbiegung verpaßt. Schon drei Straßen zurück.«
»Warum hast du mir das nicht rechtzeitig gesagt?« Sie bremste. »Weil du vollauf damit beschäftigt warst, mich anzukreischen.« Mit einigem Glück bog sie in die richtige Straße ein.
»Nimmst du die Kurven immer so scharf?« fragte er vorwurfsvoll.
»War doch gar nicht so scharf!«
»So? Du hast beinahe den Rinnstein mitgenommen. Wie schnell fährst du überhaupt?«
»Victor, wer sitzt hier am Steuer, du oder ich?«
»Ich habe dich nur gefragt, wie schnell du fährst. Himmelherrgott, kann ich dir nicht einmal eine einfache Frage stellen? Schon geht’s mit dir durch, wie? Kannst wohl einfach nicht anders. Ich meine, es würde dich sicher glatt umbringen, mal einen einzigen netten Abend zu verleben.«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein«, murmelte Donna und spürte, wie
Weitere Kostenlose Bücher