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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Donna mit geradezu triefendem Sarkasmus.
    Er trat zu ihr. »Du solltest wirklich nicht trinken, wenn du Antibiotika einnimmst.«
    »Oh, hallo, Victor, ich wußte gar nicht, daß dein Arztdiplom gerade mit der Post eingetroffen ist.« Sie blickte zu den anderen Gästen. »Kann jeder haben, das Diplom. Braucht nur ein paar Bons zu sammeln und einzuschicken. Von Präparat H...«
    Der Rest war verschwommenes Gemurmel. Victor redete auf sie ein. Er flehte, drängte, drohte. Nach Minuten gelang es ihm, sie aus dem Haus zu bugsieren. Donna erinnerte sich später, daß sie noch eine Reihe von Flüchen losließ – kein einziger so saftig, wie sie’s gern gehabt hätte. Etwas in ihr begann zu fragen, warum – um alles auf der Welt – sie sich so benahm. Aber dann dachte sie: Ist doch egal, ist doch alles egal. Schließlich saß sie im Auto neben Victor, der so stumm blieb, daß sie das Gefühl hatte, den in ihm tobenden Zorn in ihrem eigenen Körper spüren zu können. Sie schloß die Augen.
    Erst als das Auto hielt, wurde ihr bewußt, überraschend bewußt, daß sie während der ganzen Rückfahrt geschlafen hatte. Man war daheim.
     
    Wie benommen ging sie an Mrs. Adilman vorbei. Sie hörte, wie Victor der Frau dankte, sie bezahlte. Inzwischen war Donna an der Tür von Adams Zimmer. Automatisch warf sie einen Blick hinein, auf ihren schlafenden Sohn. Dann ging sie hinüber zu dem Schlafzimmer, das sie und Victor miteinander teilten. Sie
hatte nur einen Wunsch: schlafen, schlafen. Noch nie hatte sie sich so erschöpft gefühlt.
    Sie konnte sich nur an eine einzige Gelegenheit erinnern, wo ihr schon einmal ähnlich zumute gewesen war: in jener Nacht, als ihre Mutter starb. Stundenlang hatte sie am Telefon gesessen, genau gewußt, daß es klingeln würde – und dennoch gehofft und gebetet, daß es nie wahr werden möge, das zu Erwartende. Um drei Uhr früh schrillte es. Donna schrak zusammen. Oh, mein Gott, nein! Die Stimme einer Schwester aus dem Krankenhaus meldete sich. Kommen Sie lieber, mit Ihrer Mutter steht es nicht gut. Ist sie...? Es steht gar nicht gut.
    Donna nahm ein Taxi. Ihr Vater befand sich bereits im Krankenhaus, zusammen mit ihrer Schwester. Nur Donna war nach Hause gefahren, von einer absonderlichen, ziemlich irrationalen Vorstellung geleitet: Wenn sie nicht Totenwache hielt, würde sich der Tod vielleicht in eine andere Richtung wenden – dorthin, wo man ihm mehr Aufmerksamkeit und Beachtung zollte. Sonderbar eigentlich, daß das Ende des Lebens, in seiner Personifizierung, männlichen Geschlechts war: der Tod; während der Anfang des Lebens weibliches Geschlecht besaß: die Geburt.
    Sie setzte sich jetzt aufs Ehebett und begann den Reißverschluß auf dem Rücken ihres grünen Kleides aufzuziehen. In Gedanken war sie noch immer bei jener Nacht, in der ihre Mutter starb. Sie sah den Taxifahrer vor sich, sah das mit Pomade glattgekämmte schwarze Haar. Zum Krankenhaus, hatte sie gesagt und: So schnell wie möglich. Er hatte versucht, Konversation zu machen: Sind Sie Krankenschwester? Nein, lautete ihre Antwort, meine Mutter liegt im Sterben.
    Donna stand auf und schlüpfte aus ihrem Kleid. Gedankenverloren warf sie es über einen Stuhl. Der Taxifahrer hatte wortlos Gas gegeben und sie in Rekordzeit zum Krankenhaus gebracht. Drinnen fand sie zum Glück rasch den richtigen Fahrstuhl und fuhr hinauf zum elften Stock. Als sie oben um eine
Korridorecke bog, sah sie ihre Schwester. Joans Gesicht war verquollen, und sie sah aus, als werde sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Ganz allein stand sie auf dem Gang. Krankenhauspersonal eilte an ihr vorüber, doch niemand achtete auf sie, niemand bemerkte ihren Zustand. Donna stürzte auf sie zu, nahm das Kind in die Arme. Im selben Augenblick knickte Joan in die Knien ein und hielt sich verzweifelt an ihrer großen Schwester fest. Donna, so schien es, war für sie so etwas wie ein Fels. Und wer hält mich ? dachte Donna unwillkürlich, während sie beide dastanden und schluchzten in dem aseptisch riechenden Korridor.
    Donna ging ins Badezimmer und sprühte sich ein wenig Wasser übers Gesicht. Die Wirkung war praktisch gleich Null. Sie drückte Zahnpasta auf die Zahnbürste und putzte sich die Zähne, spülte ihren Mund aus und ging ins Schlafzimmer zurück, wobei sie sich ihres BHs, ihres Schlüpfers und ihrer Schuhe entledigte. Dann kroch sie unter die Bettdecke.
    Als man sie damals im Krankenhaus in das Zimmer ließ, fühlte sie als erstes die Stille. Wie

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