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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Gerber schien in minutenlanges tiefes Grübeln zu versinken – jedenfalls tat er so. Und Donna kannte ihn und sein Mienen- oder Gestenspiel inzwischen gut genug, um zu wissen: Wenn er mit dem Mittelfinger der linken Hand seine Nase berührte und die Blicke seiner beiden Augen sich kreuzten, so handelte es sich um eine reine Denkerpose. In dieser Haltung einen echten Gedanken haben wäre wohl einem kleinen Wunder gleichgekommen: Dazu kostete allein das Schielen zuviel Kraft. Die Denkerpose erfüllte einzig und allein einen Zweck: Der Anwalt wollte, daß genügend Zeit verging, damit die Aussage des Zeugen oder der Zeugin »einsickern« konnte. Natürlich kam es hierbei entscheidend darauf an, daß er die Zeitspanne möglichst genau bemaß – nicht zu lang, nicht zu kurz. Vom Erhabenen zum Lächerlichen war es ja, bekanntermaßen, nur ein kleiner Schritt.
    »Nicht, daß Sie mich mißverstehen«, fügte Mrs. Adilman hinzu (mißverstehen – wie denn? dachte Donna). »Ich glaube,
daß Donna ihren kleinen Jungen liebte. Ja, ich glaube, sie liebte ihn.«
    Danke, Arlene. Übrigens liebe ich ihn noch immer.
    »Hat Mrs. Cressy Sie informiert, als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war?«
    »Ja.«
    Donna schloß die Augen.
    »Könnten Sie uns das bitte erzählen?« Mehr Feststellung als Frage.
    »Einspruch.«
    »Mit welcher Begründung, Mr. Stamler?« wollte der Richter wissen.
    »Ich sehe da keinerlei Relevanz, Euer Ehren.«
    »Ich versichere Ihnen«, warf Mr. Gerber ein, »daß wir die Relevanz nachweisen werden.«
    »Einspruch abgewiesen.«
    »Bitte erzählen Sie uns von dem Gespräch, Mrs. Adilman.«
    Donna flehte insgeheim den Himmel an: Schicke einen Blitz hernieder, der diese Frau tot zu Boden streckt. Doch der Blitz blieb aus. Donnas Anwalt warf ihr einen Blick zu, tätschelte ihr dann die Hand. »Ich habe mein Bestes versucht«, sagte er.
    »Wie gewöhnlich war ich draußen in meinem Garten«, begann Arlene Adilman. Unverkennbar versuchte sie, sich die Szene möglichst genau zurückzurufen. »Donna kam nach Hause. Ja, sie war irgendwo unterwegs gewesen – Adam befand sich im Kindergarten -, und ich erinnere mich, daß sie in einem Taxi heimkam.«
    »Taxi?«
    »Ja. Schon seit ein paar Monaten fuhr sie, soweit ich sehen konnte, nicht mehr Auto. Dauernd nahm sie irgendein Taxi. Ich nahm an, daß sie mit dem Wagen irgendwas nicht in Ordnung sei.«
    »Also gut, sie kam in einem Taxi nach Hause«, hielt Mr. Gerber
fest, und er betonte das Wort Taxi und führte die Zeugin sozusagen aufs rechte Gleis zurück.
    »Ja. Und sie sah ganz aufgeregt aus...«
    »Einspruch.«
    »Nun, sie hatte geweint«, erklärte Mrs. Adilman, gleichsam von sich aus protestierend. »Soviel stand auf alle Fälle fest.«
    »Einspruch abgewiesen. Die Zeugin möge fortfahren.«
    »Sie trat auf mich zu, und ich sagte Hallo und fragte sie, wie sie sich fühle. Sie erwiderte, sie sei gerade beim Arzt gewesen und wisse nun, daß sie schwanger sei.«
    »Und was sagten Sie darauf?«
    »Ich sagte, das sei doch wunderbar. Zumal für Adam. Denn als Einzelkind aufzuwachsen – um Gottes willen, lieber nicht.«
    »Und ihre Antwort?« wollte Gerber wissen.
    »Sie sagte, sie wolle das Baby nicht.«
    »Wolle das Baby nicht!?«
    »Sie sagte, es handle sich um einen furchtbaren Fehler und sie könne dieses Baby einfach nicht haben.«
    »Könne es nicht haben!?«
    Mußte er denn alles und jedes wiederholen? War er etwa schwerhörig?
    »Hat sie sich irgendwie detaillierter geäußert?«
    »Sie sagte nur immer und immer wieder, sie könne es nicht haben; und dann bat sie mich, Victor nichts davon zu sagen, daß sie schwanger sei. Ich erklärte ihr, das würde er schon bald genug allein herausfinden.«
    »Und was sagte sie darauf?«
    »Sie sagte, da müsse er keineswegs irgend etwas herausfinden.« Sie schwieg und sah Donna sehr direkt an. »Als mir klar wurde, was sie beabsichtigte...«
    »Einspruch. Die Zeugin weiß nicht und kann nicht wissen, was in Mrs. Cressys Kopf vorging.«
    »Stattgegeben.«

    »Erzählen Sie uns nur, was tatsächlich gesagt wurde, Mrs. Adilman«, bat der Anwalt.
    »Nun, nachdem sie gesagt hatte, er müsse keineswegs etwas herausfinden, sagte ich zu ihr, oh, nein, Donna, das können Sie nicht meinen. Einem hilflosen Ungeborenen würden Sie doch niemals etwas antun, oder? Ich meine, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß sie so etwas tun würde. Töten – ihr eigenes...
    »Einspruch, Euer Ehren.«
    »Stattgegeben.«
    Donnas Augen

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