Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
natürlich. So jedenfalls wirkt es entsetzlich falsch. Willst du etwa so aussehen wie manche dieser Comic-Strip-Heroinen?«
Was war mit ihr los, guter Gott, was war mit ihr eigentlich los? Donna geriet in eine Art Panik. Was ließ sie denn nur mit sich selbst geschehen? Gehörte sie etwa wirklich zu jenen Menschen, deren einziger Genuß darin bestand, andere zu beobachten, wie sie Schmerzen litten? Hatte sie sich in eine Art Monstrum verwandelt? Besser, so sprach irgendeine Stimme in ihr, ein anderer leidet, als du.
»Du findest Sadismus doch soviel gesünder als Masochimus, wie?« Allmächtiger, wann hatte sie das gesagt? Richtig, auf jener Party. Bei Danny Vogel. An dem Abend damals...
Sie blickte zu Victor. Er lächelte sie an und senkte das Buch, in dem er, wie sie genau wußte, nur scheinbar gelesen hatte.
»Was hast du für einen Tag gehabt?« fragte er.
»Absolut normal.«
Er hatte ihr genau dieselbe Frage schon zuvor beim Abendessen gestellt – und genau dieselbe Antwort erhalten.
»Was hast du gemacht?«
»Nun, augenscheinlich habe ich was mit meinem Haar angestellt.«
»Ja, das sehe ich.«
»Gefällt’s dir nicht?« Eine bewußt zugespitzte Frage, in entsprechendem Ton und mit einer Art Schmunzeln vorgebracht. »Nein. Du weißt genau, daß ich schwarzgefärbtes Haar nicht mag.«
»Dein Haar ist schwarz.«
»Aber das ist natürlich.«
»Auch mein Haar ist natürlich. Bloß die Farbe nicht.«
»Soll wohl lustig klingen, wie?«
»Ja, so ähnlich dachte ich’s mir.«
Sie tat nur so. In Wirklichkeit war das ganz und gar nicht der
Fall. Nur: Weder in ihm noch in ihr steckte auch nur noch ein Funke von Humor.
»Was hast du heute sonst noch getan?«
Sie begriff durchaus, daß es für ihn nicht leicht sein konnte, eine Art von höflichem Gespräch weiterzuführen. Denn zweifellos hätte er sie an ihrer schwarzgefärbten Mähne am liebsten zum Friseur geschleppt, damit man dort Donna Cressy auf »normal« zurücktönen könne. Doch er blieb auf seinem Flekken sitzen. Ja, er blieb, wo er war, und schien sogar auf ihre Antwort zu lauschen.
»Ich war mit Sharon zur halbjährlichen Untersuchung. Dann habe ich mir mit Adam ›Sesamstraße‹ angesehen. Sharon hat auch so ein bißchen hingeschaut.«
»Dr. Wellington?«
»Hmmm? O nein, Dr. Segal. Ich fand es an der Zeit, mal den Arzt zu wechseln.«
»Dr. Wellington ist der beste Kinderarzt in ganz Palm Beach.«
»Und der am meisten beschäftigte. Er weiß nicht, ob meine Kinder schwarz oder weiß, männlich oder weiblich sind. Außerdem ist Dr. Segal mein Arzt, und das macht alles wesentlich leichter.«
»Wer ist er? Ein unbekannter allgemeiner Arzt, oder?«
»Ich mag ihn.«
»Das bedeutet noch lange nicht, daß er ein guter Arzt ist.«
Donna hatte alles gesagt, was sie zu diesem Thema zu sagen gedachte. Sie erhob sich.
»Willst du Kaffee machen?«
»Ich möchte zu Bett.«
Victor warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist erst neun.«
»Ich bin müde.«
Er stand auf. »Bitte, Donna«, sagte er, während sich seine Hände wie zögernd nach ihr streckten. Sofort erstarrte sie und
wich zurück. Er zog seine Hände zurück. »Können wir nicht einfach sitzen und uns ein wenig unterhalten?«
»Ich bin wirklich müde, Victor.«
»Möchtest du denn nicht hören, wie’s heute so bei mir gelaufen ist?« Es war mehr als eine Frage. Es war fast ein Flehen.
Donna stand reglos. Irgendwie fühlte sie sich wie gelähmt. Sie schien sich einfach nicht bewegen zu können. Sie wollte gehen, hinauslaufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Und so blieb sie stehen, was Victor als positives Zeichen nahm. »Ich habe eine geradezu sagenhafte Lebensversicherungspolice verkauft. Möchtest du wissen, an wen?«
Nein, dachte sie. »An wen?«
»An einen der Männer, die sich in >The Mayflower< eingekauft haben.«
Donna musterte ihn verständnislos. Wovon sprach er?
»Er war auf der Party, auf der wir uns kennenlernten«, erklärte Victor.
Jetzt fiel ihr die Sache wieder ein. Mayflower Condominiums – ein Originalkonzept für Originalamerikaner. Gott, sie wünschte wirklich, sie wäre nie auf der Party gewesen.
»Ich gehe ins Bett, Victor.«
»In dein Zimmer?« fragte er unvermittelt.
Donna versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie perplex sie war.
»Natürlich«, sagte sie mit möglichst unbewegter Stimme.
»Ich dachte, vielleicht...«
»Gute Nacht, Victor.« Sie ging an ihm vorbei und verließ das Zimmer.
Es war fast Mitternacht, als sie
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