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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Beim Abendbrotmachen hatte sie dort an Möbeln und Gerät ein wenig Schmutz entdeckt. Sie würde putzen, bis alles im hellsten Glanze strahlte. Sie betrat die Küche und knipste das Licht an. Dann schaltete sie das kleine Transistorradio ein, ganz leise. Nun holte sie ihr Putzgerät hervor: Fantastik, Ajax und so weiter. Sie arbeitete stets beim Klang der Musik – quasi zu ihren Rhythmus. Bei der weißen Oberfläche wandte sie zunächst Fantastik an. Victor hatte sie einmal dabei »ertappt«, als sie dafür Ajax benutzte – ja, weißt du denn nicht, daß das die Politur angreift? -, und schon war über dieses hochwichtige Thema eine Diskussion im Gange, die wenigstens geschlagene zwei Stunden dauerte. Bloß – was in dieser Ehe schien so unwichtig, als daß es nicht bis zum Kotzen durchdebattiert worden wäre?
    Der Rhythmus wechselte. Eine andere Schallplatte offenbar. Sofort paßte sie sich in ihren Bewegungen dem veränderten Tempo an.
    »- zuerst hatte ich Angst,
dann war ich wie erstarrt -«
    Sie erkannte das Lied. Gloria Gaynor, sagte sie stolz zu sich selbst.
    »Dachte immer, ich könnte nicht leben ohne dich -«
    Wird bald schneller. Nur ein paar Takte noch. Und sie hob die Hand, um im richtigen Rhythmus zu wischen.
    »- und ich lernte es schnell, allein zurechtzukommen -«
    Jetzt.
    Der Song jagte gleichsam los. Donnas Hände tanzten über die Oberfläche der Arbeitsplatte.
    »Und nun bist du wieder hier -«
    Scheuern. Scheuern. Putzen, bis es glänzt. Zum Glänzen bringen. Zwingen.
    »- hätt’ ich auch nur geahnt,
daß du zurückkommen würdest
und mir in den Ohren liegen -«
    Die Musik steigerte sich. Steigerte sich noch mehr. Putze, Donna, putze!
    »Geh schon, geh! Geh zur Tür hinaus!«
    Donna hielt abrupt inne.
    »Mach ganz einfach kehrt,
denn willkommen bist du nicht mehr.«
    Sie starrte auf das kleine Transistorradio. Dann glitten ihre Augen zur Küchentür.
    »- glaubst du, ich brech’ zusammen?
Glaubst du, ich leg’ mich hin und krepier’?
O nein, überleben werde ich – werde überleben -«
    Der Putzlappen entfiel Donnas Händen.
    »Solange ich weiß, wie man liebt,
weiß ich auch, wie man lebt -«
    Sie bewegte sich in Richtung Telefon. Dort in einem Fach unterhalb des Apparats bewahrte Victor in der Regel die Autoschlüssel auf.

    »Ich hab’ noch mein ganzes Leben zu leben,
ich hab’ noch meine ganze Liebe zu geben,
und ich werde überleben – werde überleben -«
    Sie nahm die Schlüssel und verließ die Küche, ging in Richtung Ausgang.
    »Hey – hey -«
    Die kühle Nachtluft schien buchstäblich auf Donnas Körper zu prallen, und plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie ja nur ein dünnes Nachthemd trug. Nun, nicht weiter wichtig. Sie wollte ja nur mal den Motor anlassen. Dann würde sie zurückeilen ins Haus und sich irgend etwas überwerfen, ehe sie die Kinder holte. Doch zunächst mußte sie den Motor anlassen. Etwas, das sie nicht getan hatte seit...
    Sie wollte nicht daran denken. Einfach ins Auto steigen und später losfahren. Früher war sie mehr gewesen als nur eine passable Fahrerin. Ehe Victor – sie brach ab. Hatte sie jemals irgend etwas auf eigene Faust getan, bevor sie Victor kennenlernte?
    Sie öffnete die Tür, setzte sich hinters Lenkrad. Unmittelbar rechts neben sich meinte sie, Victor zu sehen – seine Erscheinung, wenn man so wollte. »Aufpassen«, sagte die Erscheinung. »Aufpassen auf...«
    »Ich werde nicht auf dich hören«, sagte sie laut und steckte den Zündschlüssel ins Schloß. »Du bist nicht hier.« Das Autoradio begann zu dröhnen. Sie hatte ganz vergessen, daß Victor es ja nie abschaltete. Und sobald der Zündschlüssel im Schloß steckte, ging es damit los.
    Das Autoradio war auf denselben Sender eingestellt wie ihr kleines Transistorgerät. Gloria Gaynor hatte gerade erst die zweite Strophe angefangen. Gut, dachte Donna, erzähl mir nur. Erzähle weiter.
    »- nicht auseinanderfallen.«
    Ich werde nicht auseinanderfallen. Ich werde jetzt den Rückwärtsgang einschalten und zurücksetzen, bis auf die Straße. Dann geh ich hinein und hole meine Kinder.
    »Und ich hab’, oh, so viele Nächte
mir ganz einfach selber leid getan,
hab’ geheult und doch
halte ich den Kopf jetzt wieder hoch -«
    Donna spürte, wie sie unwillkürlich den Kopf hob. Sie versuchte, den Rückwärtsgang einzulegen. Doch ihre Hand bewegte sich nicht. Sie meinte, Victors unsichtbare Hand auf der ihren zu fühlen.
    »Weißt du überhaupt, wo du fährst, Donna? Die

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