Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
haben.«
Sekundenlang blickten Donna und Mel einander wortlos an. Plötzlich hörte Donna, wie eine Stimme das Schweigen brach.
»Ich gehe wohl besser«, sagte die Stimme ruhig.
»Okay«, erwiderte Mel, und seine Stimme klang noch ruhiger, noch leiser.
»Ich möchte so sehr, daß du mich küßt. Ich halt’s nicht länger aus«, fuhr die Stimme fort. »Oh, mein Gott«, sagte Donna laut und drehte sich rasch um, wollte das Zimmer verlassen.
Und schon war sie hinaus. Doch er war unmittelbar hinter ihr. Deutlich hörte sie, wie er wartenden Patienten gegenüber Entschuldigungen hervorstammelte: ein Notfall, in einer Minute werde er zurück sein. Sekunden später vernahm sie hinter sich auf der Treppe seine Schritte.
»Mein Auto ist ganz in der Nähe geparkt«, sagte er und nahm sie gleichsam beim Ellenbogen, um sie auf den kleinen weißen MG zuzusteuern. »Gottverdammt«, sagte er, »ist verschlossen.« In seinen Taschen wühlte er nach den Schlüsseln. »Hier sind sie.« Nervös fingernd, schloß er beide Türen auf. Donna glitt auf den Beifahrersitz, Mel hinters Steuer. Sie schlossen die Türen.
»Wo soll’s hingehen?« fragte sie.
»Nirgendwohin«, erwiderte er. Und schon hielt er sie in den Armen, schon verschmolzten seine Lippen mit ihrem Mund. Noch nie hatte sie einen Bärtigen geküßt. Doch es gefiel ihr. Alles an ihm gefiel ihr.
»Es ist unglaublich unprofessionell«, sagte er, während seine Lippen von ihrem Mund zu ihren Augen glitten.
»Ich könnte mir eine bessere Behandlung wohl kaum wünschen.«
Wieder trafen sich beider Lippen. Und minutenlang verharrten sie in dieser engen Umarmung, wobei sie einander geradezu verzweifelt küßten, sich gegenseitig streichelten – bis sie sich langsam voneinander lösten und sich mit neuerwachten Blicken in neuerwachte Augen starrten. Er hob die rechte Hand und strich ihr übers kurzgeschorene Haar.
»Wie kann ein Mann nur eine Frau mit Bürstenhaarschnitt küssen?« fragte sie.
»Kein Problem, aufgepaßt«, sagte er – und küßte sie.
»Also, es ist mir klar, weshalb du für mich attraktiv bist. Aber ich werde niemals kapieren, was du an mir attraktiv finden kannst.«
»Ich mag deine Augen«, sagte er leise. »Und deine Nase. Und deine Lippen.« Er küßte alles, Punkt für Punkt. »Deine Ohren.« Sie lachten beide, als er nun auch ihre Ohren küßte. »Deinen Hals.« Er beugte sich vor.
»Langsam«, sagte sie. »Mir scheint, für mehr ist in diesem Auto kein Platz.«
»Wo sind die Kinder?«
»Adam ist im Kindergarten, Sharon bei Mrs. Adilman.« »Kannst du warten, bis ich in meiner Praxis fertig bin?«
»Ja.«
Wieder beugte er sich zu ihr. »Ich habe dich küssen wollen«, sagte er, »seit ich dich auf Susans Party zum erstenmal gesehen habe. Damals sahst du allerdings aus wie ein schwangerer Spazierstock.«
Sie lachte. »Ah, ja. Meine Biafra-Flüchtlings-Phase. Mir ganz besonders lieb.« Dann betrachtete sie ihn sehr ernst. »Ich frage mich, was du wohl von mir halten wirst, wenn du einmal mein wirkliches Selbst kennenlernst.«
»Na, woll’n mal sehen«, sagte er und zeichnete mit dem Zeigefinger über ihre Wange eine unsichtbare Linie. »Also – in schwangerem Zustand hast du mir gefallen. Auch rot oder blond oder gestreift oder was. Mager warst du mir ebenso willkommen wie total verheult. Übrigens hatte ich gegen dich auch nichts – mager und lächelnd. Von rothaarig sprach ich ja schon. Aber noch nicht von karottenrot und rabenschwarz. Mir hat sogar deine natürliche Haartönung gefallen, soweit davon noch etwas übrig war oder ist. Und irgendwie habe ich den Verdacht, daß du
mir auch gefallen wirst, wenn du alt und grau bist – sofern ich dann noch in deiner Nähe bin.«
»Ich bin’s, die sich glücklich preisen muß«, sagte sie, und plötzlich füllten Tränen ihre Augen. Sogleich küßte er sie fort, heftete dann wieder seine Lippen auf ihren Mund. »Guter Gott«, sagte sie plötzlich und löste sich von ihm. »Wer, zum Teufel, ist denn das?«
Rasch öffnete Mel die Autotür. Donna hatte den Kopf gehoben. Irgendwie erwartete sie, Victor in die Augen zu blicken. Statt dessen sah sie einen hochgewachsenen, blonden Mann mit einem Blick, aus dem eher Gleichgültigkeit sprach. Er hatte durch das Autofenster hereingespäht.
»Verzeihung«, sagte der Mann und bewegte sich rückwärts, die Augen unverwandt auf Donna geheftet. »Ich habe nur Ihr Auto bewundert. Ich konnte wirklich nicht ahnen, daß irgend jemand drin war.«
Donna
Weitere Kostenlose Bücher