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Sag mir, wo die Mädchen sind

Sag mir, wo die Mädchen sind

Titel: Sag mir, wo die Mädchen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Markku, dass du den Fall Noor Ezfahani an Marias Zelle abgibst?»
    «Nein, ich schlage eine Zusammenarbeit vor. Kallio und ihr Team können uns unterstützen und dabei gleich auch klären, ob es Gründe gibt, den Fall Ezfahani mit den drei anderen zu verbinden – die Namen entfallen mir immer wieder.»
    «Sag einfach Asa.» Während unserer Morgenbesprechung war es Puupponen zu umständlich geworden, die Namen der drei Mädchen aufzusagen, weshalb er aus Ayan, Sara und Aziza kurzerhand Asa gemacht hatte. Ruuskanen suchte nach einer Kompromisslösung, die uns beiden gab, was wir wollten. Ich hatte keinen Grund, mich querzustellen. Allerdings war mir in der letzten Viertelstunde wieder klargeworden, wie inbrünstig ich Sitzungen hasste, vor allem solche, in denen Machtkämpfe ausgefochten wurden. Meine schwedischen Kolleginnen hatten gesagt, ich würde es bei ihnen keine zwei Tage aushalten, denn sie hätten mitunter den Eindruck, dass in Schweden selbst einfache Streifenbeamte mehr Zeit in Sitzungen verbrachten als bei der Jagd auf Ganoven oder bei Verkehrskontrollen.
    «Die anderen Männer der Familie Ezfahani, das heißt der Großvater, der Onkel und dessen zwei Söhne, Noors Vettern, kommen um zwei Uhr. Noor und ihre Mutter sind die einzigen Frauen in der Familie. Männer finden den Weg nach Finnland leichter.» Ruuskanen verdrehte die Augen, wie um zu zeigen, was er davon hielt. Im Weiß seines rechten Auges war ein Äderchen geplatzt.
    «Die Berichte der Technik finden sich im Intranet. Das Passwort lautet Persien, das kannst du an deine Leute weitergeben. Ich habe mich dafür entschieden, alle laufenden Ermittlungen durch Passworte zu schützen, weil ich gehört habe, dass auch aus diesem Haus früher geheime Informationen an die Medien geflossen sind wie der Dünnschiss aus Esters Arsch. Red mir da nicht rein, Taskinen, das ist völlig legal.»
    In früheren Jahren hatte ich den Verdacht gehegt, Ursula Honkanen finanziere ihre teure Garderobe, indem sie nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Informationen an die Skandalpresse verkaufte. Ich hatte ihr nichts nachweisen können, aber offenbar war das Gerücht nun Ruuskanen zu Ohren gekommen. Natürlich erhielt auch Ursula das Passwort, konnte aber keinen Missbrauch mit den Daten treiben, da sie nur einem kleinen Kreis zugänglich waren. Andererseits war «Persien» ein simples Passwort, auf das manch einer kommen konnte.
    «Bei diesem Fall haben wir die Aasgeier, Schakale und Hyänen in Rekordzeit am Hals. Ich habe versprochen, um vier Uhr eine Pressemitteilung herauszugeben, bis dahin nehme ich keine Anrufe von Reportern an.» Ruuskanens Gesicht hellte sich auf. «Aber eigentlich könnte Kallio sich um die Öffentlichkeit kümmern, oder? Eure Serienmördertheorie ist doch viel interessanter als meine Hypothese, dass Noors Mörder aus dem Kreis ihrer Familie kommt – oder dass ihr Freund der Täter ist. Na jedenfalls habe ich im Erdgeschoss zwei Vernehmungszimmer für uns reserviert, und du, Maria, kannst die Frau vielleicht in euren Räumen befragen. Damit sie sich nicht so fürchtet. Gestern war sie verschreckt wie ein Häschen, hat auf dem Sofa gehockt und kein Wort gesagt.»
    «Spricht sie Finnisch, oder brauchen wir eine Dolmetscherin?»
    «Sie war zwei Jahre im Sprachkurs. Lange genug, um etwas zu lernen, wenn sie nicht völlig vernagelt ist.»
    Ich sah, dass auf meinem stumm geschalteten Handy ein Anruf einging. Mein Vater versuchte, mich zu erreichen. Er wollte für ein paar Tage zu uns kommen, denn er hatte am Wochenende ein Treffen mit ehemaligen Studienkollegen zum fünfzigjährigen Jubiläum irgendeines wichtigen Ereignisses. Er hatte gemeint, er werde es schaffen, vom Bahnhof in Leppävaara mit dem Bus zu uns nach Nihtimäki zu finden. Vielleicht hatte ihn nun doch der Mut verlassen. Für ein Taxi würde er sein Geld keinesfalls verschwenden. Ich schickte ihm eine SMS : «Ruf Antti an.» Dann wandte ich mich an Ruuskanen.
    «Es ist ausgesprochen schwierig, die Öffentlichkeit über einen Fall zu informieren, über den man selbst zu wenig weiß. Treffen wir uns um Viertel vor vier und stellen zusammen, was wir bis dahin in Erfahrung gebracht haben. Einverstanden? Gibt es in den Berichten der Spurensicherung etwas Besonderes? Wann ist die Obduktion?»
    «Das Mädchen wird morgen aufgeschnitten. Den Rest kannst du selbst nachlesen. Die Vernehmungsbeamten holen die Ezfahanis um zwölf im Erdgeschoss ab, und wir drei treffen uns um Viertel vor vier

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