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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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sie in seine Arme und küsste sie. Küsste sie fester und drängender, bis sie sich an ihn klammerte.
    Dann gab er sie frei, drehte sich um und ging ins Haus zurück.

5. KAPITEL
    Nick war Frühaufsteher. In der Armee blieb einem nichts anderes übrig, und bei seiner Rückkehr ins zivile Leben hatte er die Angewohnheit beibehalten. Der frühe Morgen hatte etwas Friedliches an sich, vor allem in Manhattan. Man konnte durch den Central Park joggen, bevor es vor Touristen und Ausflüglern wimmelte und der Verkehrslärm der verstopften Straßen die Stadt durchtränkte.
    Es sei denn natürlich, er wachte mit einer Frau im Bett auf. Sex am frühen Morgen gehörte zu den schönsten Dingen des Lebens.
    Doch heute lag weder eine Frau neben ihm noch der Central Park vor der Haustür. Stattdessen kreisten seine Gedanken gleich nach dem Aufwachen nur um eines.
    Wer war Alessia Antoninni? Vielleicht sollte er sich besser fragen, was sie war. Eine Prinzessin. Nein, eine Eisprinzessin. Er mochte weder sie noch das Klassensystem, das sie repräsentierte. Es bestand kein Zweifel, dass sie über ihn ebenso dachte. Er musste eine Frau nicht lieben, um sie zu begehren, aber er musste sie zumindest mögen.
    Das Ganze ergab keinen Sinn.
    Das erste zarte Rosa zeigte sich am Morgenhimmel. Nick gab auf und schlug die Decke zurück. Er zog ein altes Armee-Shirt über den Kopf, stieg in Shorts und Turnschuhe und machte sich auf den Weg.
    Fünf Meilen. Sieben. Acht. Er hatte keine Ahnung, wie weit er gelaufen war. Trotzdem gelang es ihm nicht, die Fragen über die Eisprinzessin aus seinem Kopf zu vertreiben, selbst dann nicht, als der Schweiß ihm in die Augen lief und seine Lungen auf Hochtouren arbeiteten.
    Die Sonne stieg am Himmel auf, als er zur Villa zurückkehrte. Er lief ins Haus und die Treppe hinauf zu seiner Suite bis ins Bad durch. Er drehte den Wasserhahn auf und hielt die hohle Hand unter den Strahl.
    Das Wasser war zwar nass, aber es war auch lauwarm. Er brauchte dringend etwas Kaltes zu trinken. In der Küche würde sich sicherlich etwas finden lassen.
    Er vermutete die Küche am anderen Ende des Hauses, und er hatte recht. Sehr schön. Niemand in Sicht, kein Personal, kein Butler. Der große Raum war …
    … nicht leer. Alessia stand vor dem Kühlschrank, den Kopf in den Nacken gelegt, und trank mit gierigen Schlucken aus einer Wasserflasche.
    Er blieb so abrupt stehen, dass die Sohlen seiner Turnschuhe ein schrilles Geräusch auf den Fliesen machten. Es klang wie der Schrei eines Nachtfalken.
    Alessia fuhr herum. Die Wasserflasche rutschte aus ihren Fingern. Sie reagierte schnell und fing sie auf, doch etwas Wasser schwappte über, lief über ihr Kinn und tropfte auf ihr T-Shirt. Nick sah fasziniert zu, wie der Wasserfleck die Baumwolle über ihrer Brust dunkel färbte.
    Sein Magen zog sich zusammen. Albern, dachte er. Auf ein nasses T-Shirt zu reagieren.
    „Was tun Sie hier?“
    Sie klang so vorwurfsvoll, als hätte sie ihn mit den Fingern im Wandsafe erwischt. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er die kühle, wenn auch zerzauste Geschäftsfrau von gestern in T-Shirt, Shorts und Turnschuhen sehen würde. Das lange Haar hatte sie in einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden, auf ihrer Haut lag ein feiner Schweißfilm.
    Und eine Brust, eine runde, perfekt geformte Brust, drängte sich gegen die nasse Baumwolle.
    Die Bilder von gestern Nacht im Garten stürzten auf ihn ein. Das Haar offen, der fließende Stoff des Nachthemdes, der sich um ihre Figur schmiegte. Wie er sie geküsst und sie ihn zurückgeküsst hatte …
    Er konnte den Puls an ihrem Hals klopfen sehen. Dachte sie etwa auch an den Kuss?
    „Signore. Was wollen Sie hier?“
    Das beantwortete seine Frage wohl. „Das Familiensilber stehlen.“
    „So meinte ich das nicht …“ Röte zog auf ihre Wangen. „Sie haben mich erschreckt, das ist alles.“
    „’Tschuldigung, war nicht meine Absicht.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe Sport gemacht. Jetzt wollte ich mir nur etwas zu trinken holen.“ Er musterte sie genauer. „Sie waren auch beim Joggen.“
    Alessia schluckte. Warum sollte es sie stören, dass er es wusste? Sie lief jeden Morgen, ganz gleich, wo sie sich aufhielt. Vor Jahren hatte sie entdeckt, dass das Laufen einem ein Gefühl von Freiheit verlieh. Wenn man lange und schnell genug rannte, konnte man sein altes Selbst hinter sich lassen. Zumindest hatte man diese Illusion. Ihr Vater hielt es für nicht standesgemäß,

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