Sag nichts, kuess mich
danke, nicht nötig“, beeilte Nick sich zu behaupten. „Es läuft wirklich gut. Aber wahrscheinlich werde ich noch eine Weile bleiben.“
Schweigen. Dann kam es von Dante: „Ich will offen sein. Hör zu, hat das, was der Alte dir aufgetragen hat, etwas mit irgendeiner Frau zu tun?“
„Nein“, behauptete Nick wenig überzeugend. „He, sorry, aber die Verbindung wird immer schlechter …“ Und damit klappte er das Handy zu.
Er hatte nicht gelogen, sagte er sich, als die Verkäuferin ihm um seine Zustimmung heischend ein paar seidene Dessous präsentierte. Nein, wirklich nicht. Denn es hatte ja nicht mit „irgendeiner Frau“ zu tun.
Es hatte mit Alessia zu tun und nur mit Alessia. Und als sie aus der Umkleidekabine kam, ihm empört einen Vortrag hielt, weil die Verkäuferin ihr gesagt hatte, dass der signore für alles zahlen werde, was sie anprobiert hatte, und ihn verrückt nannte, da zog er sie sanft in seine Arme und stimmte ihr zu.
„Ja, ich bin verrückt. Verrückt nach dir.“
Hand in Hand schlenderten sie über die Ponte Vecchio. Das goldene Herz, das Nicolo in dem kleinen Juwelierladen erstanden hatte, lag warm an der feinen Kette um Alessias Hals.
Alessia war glücklich. Nein, „glücklich“ reichte nicht aus, um zu beschreiben, was sie fühlte. Ihr Herz floss über vor Freude. Vor Liebe.
Ihr Liebhaber war ein wunderbarer Mann. Gütig und großzügig und mitfühlend. Er war perfekt.
Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Welche Frau würde sich nicht in ihn verlieben? Und ja, sie wusste, dass sie zu schnell vorpreschte, aber … durfte sie sich nicht wünschen, dass er sich auch in sie verliebt hätte? Dass er sie vielleicht sogar fragen würde, ob sie seine Frau werden wollte, ob sie seine Kinder …
Dio mio !
Sie stolperte, fing sich, blieb dann stocksteif stehen. Ihr Herz hämmerte so hart, dass sie sicher war, er müsse es hören.
Ihre Periode hätte vor fünf Tagen einsetzen müssen. Aber das hatte sie nicht. Dabei war ihr Zyklus immer absolut regelmäßig!
„Prinzessin?“
Alessia sah ihren Liebhaber an. „Ich … mir ist gerade klar geworden …“ Nimm dich zusammen und bleib ruhig, ermahnte sie sich. Irgendwie schaffte sie es, ein Lächeln aufzusetzen. „Ich muss noch etwas in der Apotheke besorgen.“
Sie kannte eine Apotheke ganz hier in der Nähe. Als Nick mit ihr hineingehen wollte, hielt sie ihn auf.
„Ich brauche etwas … etwas Persönliches.“
Er grinste hinreißend. Versicherte, er sei alt genug, dass ihn „persönliche“ Dinge bei Frauen nicht mehr schockieren konnten.
Sie wusste, er dachte an Monatshygiene. Wenn es doch nur so wäre! Es gelang ihr, das Lächeln beizubehalten. „Wir sind hier in Italien. Dich schockiert es vielleicht nicht, signore , aber alle anderen.“
Eine glatte Lüge, aber das konnte er ja nicht wissen. Er verdrehte ergeben die Augen und meinte, na schön, dann würde er eben draußen warten. Dann riss er sie von den Füßen und küsste sie, und sie wollte nichts anderes, als sich an ihn zu klammern und ihm gestehen, welch panische Angst sie hatte.
Stattdessen ging sie in die Apotheke und holte ein halbes Dutzend Schwangerschaftsfrühtests.
In der Villa zurück, wimmelte sie Nick unter dem Vorwand ab, sie wolle all die Sachen, die er ihr gekauft hatte, noch einmal anprobieren und ein Kleid für das Dinner auswählen. Er ließ sie unmissverständlich wissen, was für ein glücklicher Mann er wäre, ließe sie ihn dabei zusehen, doch sie schnalzte nur streng mit der Zunge und schickte ihn weg. Nach einem letzten Kuss fügte er sich.
Endlich war sie allein.
Sie schloss sich im Bad ein und machte einen Test nach dem anderen – alle mit dem gleichen Ergebnis.
Sie war schwanger!
Wie konnte das nur passiert sein? Seit einem Jahr nahm sie die Pille, seit ihre Gynäkologin sie ihr verschrieben hatte, um die Menstruationsschmerzen zu lindern, unter denen sie litt. Nicolo hatte gefragt, ob sie die Pille nahm, und das tat sie, wenn auch nicht, um zu verhüten …
Alessia starrte sich im Spiegel an. Sie nahm die kleinen Tabletten normalerweise immer vor dem Zubettgehen. Aber sie hatte die Schachtel in ihrem Zimmer in der Villa ihres Vaters liegen lassen, und an jenem Abend hatte sie sie nicht genommen. Sie hatte alles andere vergessen, hatte nur noch daran gedacht, dass sie mit Nicolo zusammen sein wollte.
Sie sank auf den kühlen Marmorboden und schlug die Hand vor den Mund. Drei Tage lang – und Nächte – hatte sie
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