Sag nie, nie wieder
auf die Ladefläche werfen, wenn er nicht freiwillig mitkam. Obwohl Connor sich wehren wollte, kannte er seine Brüder doch zu gut, um es auch nur zu versuchen. Er hätte es mit jedem Einzelnen von ihnen aufnehmen können, aber gemeinsam waren sie unschlagbar.
Connor holte tief Atem, und plötzlich kam es ihm so vor, als wäre ein zentnerschweres Gewicht von seinen Schultern genommen worden. Da er gezwungen war, die Hilfe seiner Brüder anzunehmen, freute er sich, dass sie hier waren. Schlagartig wirkte alles nicht mehr so schlimm. Er war sogar überzeugt, dass sie es gemeinsam schaffen würden.
Er musste sich räuspern. „Danke."
„Aber?" hakte David nach.
„Nichts aber", erwiderte Connor und lächelte endlich. Das wollte er eigentlich schon, seit sie wie in einer Szene aus einem alten John-Wayne-Western hier aufgetaucht waren. „Ich bin einverstanden."
Drei seiner Brüder erwiderten sein Lächeln, und Mitch kam zu ihm und legte ihm den Arm um die Schultern. Nur Marc wirkte enttäuscht, dass es nun doch keinen Kampf gab.
„Verdammt", sagte Marc, während er ihnen zu den Wagen folgte. „Ich hatte gehofft, ich könnte mich dafür revanchieren, dass du mich so oft verprügelt hast."
„Tut mir Leid", sagte David, „aber damit musst du wohl bis zum nächsten Mal warten."
Mitch öffnete die Tür seines Wagens. „Beeilt euch", drängte er.
Alle stiegen in ihre Fahrzeuge. Die Türen schlugen zu, die Motoren sprangen an.
Zum ersten Mal seit dem Mord an Melissa Robbins glaubte Connor daran, dass alles in Ordnung kommen würde. Etwas anderes war gar nicht möglich, weil die McCoys wieder vereint waren.
Bronte schaltete ihr Handy ab und steckte es ein. Mit jeder Sekunde wurde sie nervöser. Sie drückte die Tasche fester an sich. Außer dem Handy steckten jene Beweise darin, mit denen sie Connor entlasten wollte.
Seit mehr als einer Stunde versuchte sie, Connor zu erreichen.
Ihn oder seine Brüder. Sie hatte sich sogar an das Büro der U.S.
Marshals gewandt, war dort jedoch gegen eine Mauer des Schweigens geprallt. Normalerweise hätte es sie beruhigt, dass ihn seine Kollegen gegen die Bundesanwaltschaft abschirmten, doch jetzt ...
Fünf Minuten vor zwölf. Sie spielte mit der schlichten Uhr, die sie gestern gekauft hatte, und sah sich vor dem Gerichtsgebäude um. Die meisten Menschen kamen ins Freie, und nur wenige gingen hinein. Es war Mittagszeit. Sie warf einen Blick hinter sich, um sich davon zu überzeugen, dass Connor nicht unbemerkt an ihr vorbeigegangen war. Dann betrachtete sie wieder die etwa zwanzig Stufen, die unter ihr lagen.
Es war die reinste Ironie. Ihr Leben lang hatte sie auf einen Mann gehofft, der stets Wort hielt. Jetzt hatte sie ihn gefunden und wünschte sich, er wäre wie die anderen. Doch sie vertraute Connor und er ihr. Von einem solchen Mann träumten die meisten Frauen nur. Wenn ein Mann wie er liebte, dann hundertprozentig. Und vielleicht liebte er sie!
Doch dann erinnerte sie sich an seine gestrige Erklärung. Er wollte nicht heiraten und schon gar keine Kinder haben. Konnte sie damit leben? Oder würde sie sich irgendwann etwas vormachen und versuchen, ihn zu ihrer Einstellung zu bekehren?
Erneut sah sie sich nervös um und stockte plötzlich. Hier fehlte jemand. Dennis Burns.
Nach allem, was er auf sich genommen hatte, um ihr den Pryka-Fall wegzunehmen und einen Haftbefehl für Connor zu erreichen, würde er dann nicht unbedingt hier sein wollen, wenn es zur Verhaftung kam? Bronte blickte die Straße entlang. Es war unheimlich still. Wo waren die Wagen vom Fernsehen? Die Reporter? Die Medienvertreter, die aus Burns einen Helden machen sollten?
Das Herz blieb ihr fast stehen. Lieber Himmel! Hoffentlich kam Connor dem Gerichtsgebäude nicht einmal in die Nähe.
In der Nähe der Säulen blinkte etwas. Sie drehte sich um und entdeckte einen bewaffneten Polizisten in voller Ausrüstung.
Auch rechts von ihr schimmerte ein Gewehrlauf im Sonnenschein.
Ein Satz im Haftbefehl fiel ihr ein. „Bewaffnet und äußerst gefährlich." Das bedeutete, dass ohne Zögern geschossen wurde.
Fragen konnte man hinterher immer noch stellen. Diese Anweisung spielte Dennis Burns direkt in die Hände, sofern ihr Verdacht stimmte.
Burns war nicht hier, weil er gar kein Interesse daran hatte, dass Connor lebend in Haft genommen wurde.
Was sollte sie bloß tun? Sie wollte zu den Polizisten gehen und verlangen, dass sie die Waffen weglegten. Doch sie wusste aus Erfahrung, dass diese Typen
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