Sag niemals nie
blau-weißen
Frühlings-Schuluni- formrock ausgetauscht. Außerdem trug sie ziemlich coole
knallpinke Plateau-Sandalen von Jimmy Choo, die überhaupt nicht zur
Schuluniform passten, und eine riesige Jacky-O.-Sonnenbrille aus bonbonrosa
Schildpatt.
Oha, da hält sich wohl jemand
für unwiderstehlich.
»Wo hat sie die Schuhe her?«
Kati schnappte ungläubig nach Luft. »Für die gibt es eine kilometerlange Warteliste.«
»Das sind wahrscheinlich Fakes,
das sieht man von weitem bloß nicht«, beruhigte Isabel sie.
Keine der beiden wollte
zugeben, was sie wirklich dachte - dass nämlich wahrscheinlich Damian oder
Lloyd von den Raves ihr die Schuhe und die Brille geschenkt hatten. Es war ja
wohl voll uncool, auf ein Kleinkind aus der Unterstufe neidisch zu sein.
Serena, Blair und Jenny hatten
das Schulgebäude kaum betreten, als sie auch schon von ihrer Furcht erregenden
Schulleiterin Mrs M abgepasst wurden.
»Alle drei mit zu mir ins
Büro!«, kommandierte sie. »Eure Eltern sind auch schon unterwegs.«
HuchP, dachten die drei Mädchen
erstaunt.
Das konnte ja heiter werden.
Mrs Ms weiches, teigiges
Gesicht wurde von rotbraun gefärbten und zu kleinen Löckchen dauergewellten Haaren
umspielt, was ihr das Aussehen einer lieben Großmutter gab, doch das täuschte.
Mrs M war alles andere als lieb. In Wirklichkeit war sie eine fiese, alte
Lesbe, die mit ihrer traktorfahrenden Lebensgefährtin Vonda in Vermont wohnte
und sich, so wurde gemunkelt, den Satz »Gib's mir, Vonda!« auf den Schenkel
hatte tätowieren lassen.
»Setzt euch, Mädchen!«,
schnarrte sie und zwängte ihr breites, in einem marineblauen Talbot-Hosenanzug
steckendes Hinterteil in den roten Ohrensessel hinter ihrem monströsen
Mahagonischreibtisch. Mrs Ms Büro war ganz in Rot, Weiß und Blau eingerichtet,
und ihre Schülerinnen fragten sich oft, ob sie sich insgeheim für die
US-Präsidentin hielt oder einfach nur extrem patriotisch war.
Eingeschüchtert nahmen Serena,
Blair und Jenny auf dem steifen blauen Sofa ihr gegenüber Platz. Eigentlich war
der Zweisitzer ein bisschen eng für drei, aber die körperliche Nähe war auch
tröstlich.
»Zwei von euch werden aller
Voraussicht nach nächsten Monat ihren Abschluss machen und damit bald außerhalb
meines Verantwortungsbereichs sein«, blaffte Mrs M. »Die Dritte aber droht
schon jetzt auf die schiefe Bahn zu geraten, obwohl sie ihre Laufbahn an der
Highschool gerade erst begonnen hat - und das hat sie nicht zuletzt euch zwei Großen zu verdanken.« Sie sah Blair
und Serena an, setzte sich eine schmale Lesebrille auf und blätterte in den
Akten, die auf ihrem Tisch lagen. »Ihr habt euch alle drei in eine sehr
unschöne Lage gebracht.«
Blair öffnete den Mund, um etwas
zu sagen, schloss ihn aber wieder, weil in diesem Moment ihre Mutter in der Tür
erschien. Sie trug ein weißes Tennisdress und hatte sich die wimmernde Yale in
einem Burberry-Babytragesack umgeschnallt. Die Träger waren zu lang
eingestellt, weshalb ihr die Kleine bei jedem Schritt wie eine unhandliche
Einkaufstasche gegen die Hüfte schlug.
»Das ist eine neuartige
Methode, um die Verbundenheit zwischen Mutter und Baby zu stärken«, keuchte
Eleanor. »Angeblich festigt es das Selbstvertrauen, wenn das Kind nah am Körper
der Mutter getragen wird.« Sie zerrte den Träger höher auf die Schulter und
kicherte verlegen. »Um es ganz richtig zu machen, sollte man sein Kind wohl den
ganzen Tag herumtragen, aber wer hat dazu schon Zeit? Ich muss nachher zum
Tennis ins >Y<, anschließend bin ich zum Essen bei Daniels verabredet,
danach habe ich einen Termin für eine Gesichtsbehandlung bei Elizabeth Arden
und Ende der Woche fahren Cyrus und ich nach Bridge- hamton. Ich kann mich nur
montags und mittwochs für eine halbe Stunde freimachen, um die Mutter-Baby-Verbundenheit
zu fördern.«
Na ja, wenigstens versucht sie
es.
»Ach übrigens, Blair«, sagte
sie atemlos. »Bei Dior findet heute ein Sonderverkauf statt, der dich
vielleicht interessiert. Er fängt um zwölf an. Wir könnten uns ja nachher dort
treffen.«
Mrs M zog missbilligend eine
ihrer ungezupften Augenbrauen hoch. Shoppen während der Unterrichtszeit?
Grundgütiger! Obwohl - wäre es ein Sonderverkauf bei Talbots gewesen, wäre sie
womöglich selbst in Versuchung gekommen.
»Setzen Sie sich, Mrs Rose.«
Sie deutete resolut auf den Sessel neben dem Sofa. »Ich weiß, dass Sie einen
vollen Terminplan haben, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihre Tochter
zurzeit im
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