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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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großzügig Millionen von Dollars spenden.
»Es ist ganz allein meine Schuld, dass die Mädchen zu spät zur Schule gekommen
sind«, entschuldigte sie sich sofort. »Ich hatte den Chauffeur in aller Frühe
losgeschickt, um die Wäsche abzuholen, deshalb mussten die beiden zu Fuß
gehen.« Serena sah ihre Mutter dankbar an, die ihr verständnisvoll zuzwinkerte.
    Aha, daher also Serenas
Begabung für durchtriebene Lügen.
    Aus den Tiefen von Yales
Eingeweiden drang in diesem Moment die Art von Geräusch, die nur Babys
ungestraft in der Öffentlichkeit von sich geben dürfen. Eleanor zückte ihr
Handy und alarmierte die Kinderfrau. Für heute hatte sie ausreichend
körperliche Nähe gespürt. Sie wollte nicht Gefahr laufen, womöglich auch noch
die Windel wechseln zu müssen. »Bleiben Sie im Wagen, ich bin in einer Minute
bei Ihnen«, ordnete sie hektisch an.
    Mrs M sah aus, als hätte sie
plötzlich das ungute Gefühl, dass sich viel zu viele Menschen in ihrem Büro
drängten, weshalb die Atmosphäre, falls sie nicht schnell etwas dagegen
unternähme, gleich extrem verkrampft werden würde.
    Als wäre sie das nicht jetzt
schon.
    Mrs M seufzte schwer und schien
ihre vorzeitige Pensionierung in Erwägung zu ziehen. Das Wochenende mit Vonda
in Woodstock, wo sie die Heuernte eingebracht hatten, war wahrscheinlich
wieder mal viel zu kurz gewesen. »Serena und Blair - ihr macht bald euren
Abschluss und eure Eltern sind viel beschäftigte Menschen. Belassen wir es bei
einer Verwarnung. Aber auch wenn ihr bald volljährig seid, wäre es mir lieber,
ihr würdet in euren eigenen Betten schlafen, besonders wenn am nächsten Tag
Schule ist.«
    Eleanor Rose nickte eifrig und
mühte sich so gut es ging damit ab, den Tragebeutel mit der schreienden Yale
hochzuhieven. Sie konnte es offensichtlich kaum erwarten, die Kleine in die
kompetenten Hände der Kinderfrau zu übergeben. Mrs van der Woodsen deutete
zwar ein bedauerndes Lächeln an, ging aber vermutlich davon aus, dass alles,
was sich Serena möglicherweise hatte zuschulden kommen lassen, selbstverständlich
mit einem demokratischen Wangenkuss und einer großzügigen Spende an die Schule
wieder ausgebügelt werden konnte. Und Rufus grummelte vor sich hin, als könne
er es nicht erwarten, mit Mrs M und seiner Tochter allein zu sein und beiden
gründlich die Meinung zu sagen.
    Das Schrillen der Schulglocke
signalisierte das Ende der ersten Stunde.
    »Dürfen wir jetzt in den
Unterricht?«, fragte Blair lieb, als würde es ihr den ganzen Tag versauen, wenn
sie gleich den Sportunterricht verpasste.
    »Bitte sehr«, gab Mrs M nach.
Serena und Blair erhoben sich und ließen Jenny allein auf dem Sofa zurück.
»Aber denkt daran, Mädchen«, schickte Mrs M ihnen drohend hinterher, »wenn ihr
nicht weiterhin die erwartete Leistung bringt, kann die Universität eure
Zulassung auch wieder zurückziehen.«
    »Danke für den Hinweis.« Serena
senkte in Andeutung eines Knickses den Kopf, bevor sie Blair am Ellbogen fasste
und zur Tür zog. Die beiden verabschiedeten sich mit einem Kuss von ihren
Müttern und stürmten dann - drei Stufen auf einmal nehmend - die Treppe ins
Oberstufenzimmer hinauf, wobei sie atemlos immer wieder hervorstießen:
»Scheiße, was war das denn?«
    »So, Jennifer«, sagten Mrs M
und Rufus fast im selben Moment.
    Jenny stellte die Füße über
Kreuz und schob die Hände unter die Schenkel. Sie fühlte sich ohne die beiden
älteren Mädchen neben sich sehr klein und schutzlos. Ihr Vater setzte sich zu
ihr aufs Sofa und legte den Arm um sie. Er roch nach altbackenem Zwiebel-Bagel
und Billigkaffee. Seine Jogginghose war mit winzigen Brandlöchern gesprenkelt.
    »Du bist immer eine ziemlich
pflegeleichte Tochter gewesen.« Er drückte Jenny an sich. »Prima Noten. Tolle
Künstlerin. Du liest viel, bist lieb zu deinem Daddy - meistens.« Er warf Mrs
M einen amüsierten Blick zu. »Willst du mir jetzt sagen, dass du mich all die
Jahre an der Nase herumgeführt hast?«
    Mrs M lächelte seit Wochen das
erste Lächeln, das von Herzen kam. Sie mochte diesen Rufus Humphrey. Er war
zwar ungepflegt und besaß keine Manieren, aber er zog als allein erziehender
Vater zwei Kinder groß, und das sogar ziemlich erfolgreich. Sein einziges
Problem war, dass er auf der verkehrten Seite des Central Parks lebte und nicht
nach den Regeln spielte, die den Bewohnern der Upper East Side seit ihrer
Kindergartenzeit in der Brick Church auf der Park Avenue in Fleisch und Blut
übergegangen waren.

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