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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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»Sackgesicht« gekritzelt
hatte. Unter normalen Umständen hätte er sich sofort für die Hausarbeit
entschieden, die allerdings Recherche, Konzeption und stundenlanges Arbeiten
am Schreibtisch notwendig machte, wohingegen man sich bei einem Test nur für
zwei Stunden in die Schule setzen musste.
    Jedenfalls wenn man nicht die
Absicht hat, sich vorzubereiten, und die hatte er nicht.
    Jetzt, wo er Rockstar war, würde
er auf Tour gehen, Videos drehen, CDs signieren und sich der Groupies und
Paparazzi erwehren müssen. Ein läppischer zweistündiger Englischtest passte da
definitiv besser in seinen Terminplan.
    Ms Solomon war so dürr wie ein
vertrockneter Apfelbutzen, wodurch sie vierzig Jahre älter aussah, als sie
vermutlich war. Ihr schlaffer Pferdeschwanz, dessen Aschblond im grellen
Neonlicht des Klassenzimmers grau wirkte, verstärkte den Eindruck noch. Sie
hatte eine Vorliebe für cremefarbene Blusen mit Spitzenkragen und
Rüschenärmeln, die sie mit schwarzen knielangen Kostümröcken, schwarzen
Strumpfhosen und bizarr hohen Pumps mit Stilettoabsätzen kombinierte. Ihre
Röcke saßen immer hauteng, weshalb die Jungs vermuteten, dass sie sich
insgeheim für eine rattenscharfe Sexbombe hielt.
    Würg.
    »Die eine Hälfte des Kurses
will die Hausarbeit, die andere den Test. Sie wären also das Zünglein an der
Waage«, erklärte sie.
    Oder anders gesagt: Egal was du
antwortest, eine Hälfte des Kurses wird dich auf jeden Fall hassen.
    Er räusperte sich. »Ich glaub,
ein Test wäre ein besserer Gradmesser dafür, wie viel wir im Schuljahr gelernt
haben«, sagte er und hörte sich an wie der Oberstreber.
    »Ach ja?«, höhnte Chuck, der
zwei Tische weiter saß. Die Kleiderordnung der Riverside schrieb unauffällige
Stoff- oder Kordhosen mit braunem oder schwarzem Gürtel, ein weißes oder
pastellfarbenes Hemd sowie braune oder schwarze Collegeschuhe mit dunklen
Strümpfen vor.
    Chuck trug einen schwarzen
Prada-Overall, dessen Reiß- verschluss so weit offen stand, dass seine
gebräunte, frisch enthaarte Brust gut zur Geltung kam. Seine babypowei- chen
pedikürten Füße steckten in cremefarbenen Cam- per-Sandalen. Neben seinem Tisch
stand eine geräumige orangerote Ledertasche von Dooney & Bourke, aus der Sweetie
sein flauschiges weißes Affenköpfchen streckte und die Zähne fletschte.
    Eigentlich hatte Chuck im LK
Englisch nichts zu suchen. Er konnte kaum fehlerfrei schreiben, hatte noch nie
ein Buch ganz zu Ende gelesen und hielt das berühmte angelsächsische Heldenepos
»Beowulf« für ein Tier, aus dem man Pelzmäntel schneidert. Um seine
Aufnahmechancen an der Uni zu verbessern, hatten seine Eltern darauf gedrungen,
dass er Leistungskurse belegte. Genützt hatte es nichts. Weil Chuck lieber
shoppen ging und sich auf Modeschauen herumtrieb, statt in der Schule zu
sitzen oder Hausaufgaben zu machen, stand er in allen Kursen auf vier, war an
keiner der Unis angenommen worden, an denen er sich beworben hatte, und war
dazu verdammt, auf die Militärakademie zu gehen.
    Ob er deswegen verbittert war?
Und wie.
    »Hey, MrWonderful«, zischte er Dan zu. »Ich hab
Neuigkeiten: Deine Tage bei den Raves sind gezählt.«
    Wie bitte?
    Dan fläzte im Stuhl und bohrte
seinen Kuli in das Holz der Tischplatte. Er war ein Rockstar, er musste sich so
eine blöde Anmache nicht bieten lassen. Plötzlich stieß ihm jemand die
Schuhspitze in den Rücken. »Du bist draußen«, flüsterte Biyce James, einer von
Chucks bulligen Mobber- Freunden. »Es sei denn, deine Schlampenschwester legt
ein gutes Wort für dich ein.«
    Dan spürte, wie sich ihm die
Nackenhaare sträubten. Was hatte Jenny mit den Raves zu tun? Sie hängte sich
doch bloß an ihn dran, wie sie es immer getan hatte. Wenn man einen großen
Bruder hat, der in einer Band singt, ist es ja wohl auch normal, dass man mit
ihm und seiner Band abhängen will, oder?
    »Wie man hört, will sie jetzt
selbst bei den Baves singen«, raunte Bryce ihm zu. »Deswegen hat sie sich doch
auch von den Jungs aus der Band knallen lassen.«
    Dan wirbelte herum und zeigte
Bryce den Finger. Er war schlicht zu verkatert, um sich eine intelligente
Antwort auszudenken. Als er und Monique heute Morgen aufgewacht waren, war
Jenny schon nicht mehr da gewesen. Was hatte sie die ganze Zeit über gemacht,
während er mit Monique beschäftigt gewesen war? Und wieso wussten alle so gut
darüber Bescheid?
    »Dann also der Test«,
verkündete Ms Solomon und notierte sich etwas in ihr Notizbuch. Sie stand

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