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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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wieder ins Bett. Ich bringe dir den Tee. Gibt es hier außer Katzenfutter etwas zu essen?“
    Schuldbewusst gestand Anna: „Ich war ständig mit Schulklassen beschäftigt und hatte keine Zeit zum Einkaufen.“ Seit sie zurück war, hatten sie hauptsächlich von Frühstücksflocken und den schrecklichen Dosensuppen gelebt, die ihr Vater so gern aß. An Garnelen und Oliven aus St. Honorat war hier nicht zu denken.
    „Schulklassen? Deshalb also deine komische Verkleidung.“
    Sie nickte, dann fiel ihr plötzlich etwas ein. „Das Brot! Wir haben Brot gebacken und Butter gemacht! Alles ist im Melkraum, ich gehe die Sachen holen.“
    „Nein. Du legst dich sofort wieder hin. Ich gehe das Brot und die Butter holen. Wenn ich wiederkomme, liegst du im Bett, sonst gibt es Ärger.“
    Anna gehorchte und ging auf ihr Zimmer zurück. Bleischwer lag ihr das Herz in der Brust. Angelo war da, und er verhielt sich wunderbar. Das hätte sie nicht einmal zu träumen gewagt. Wieso war sie nicht außer sich vor Freude?
    Weil er nicht freiwillig hier war. Weil er sich in die Enge getrieben fühlte, nachdem er den Unfall verschuldet hatte. Er konnte erst gehen, wenn sie wieder hergestellt war. Fürs Erste saß er hier fest.
    Vierundzwanzig Stunden?
    Es war nicht viel, doch mehr blieb ihr nicht.
    Nach einer Viertelstunde betrat Angelo Annas Zimmer mit einem Tablett. Er stieß die Tür hinter sich zu.
    Anna setzte sich im Bett auf und lächelte tapfer. Keine Tränen, keine Gefühlsbezeugungen. Doch als er auf sie zukam, klopfte ihr Herz heftig.
    Es war Ende September, die Tage wurden kürzer. Im Westen färbte der Himmel sich feurig rot. Im Schein der Abendsonne wirkte der vernachlässigte Raum fast wieder prunkvoll.
    „So.“ Angelo stellte das Tablett an den Bettrand und setzte sich zu Anna. „Du bist die erste an der Stange tanzende, adelige Umweltaktivistin, die ich kennengelernt habe. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass du obendrein so köstliches Brot backen kannst. Sie sind voller Überraschungen, Lady Delafield.“
    Sie lächelte schwach. „Ich gebe mir Mühe. Schließlich möchte ich mich ein bisschen von den anderen an der Stange tanzenden, adeligen Umweltaktivistinnen abheben.“
    Angelo lachte nicht, wie Anna erwartet hatte. „Ich habe eine Dosensuppe entdeckt. Wer weiß, wie sie schmeckt, aber du musst etwas essen, du bist viel zu dünn.“ Er hielt ihr den Löffel an die Lippen und blickte sie drängend an, bis Anna den Mund öffnete.
    Sie hörte nur das laute Pochen ihres Herzens. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass sie Angelos Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte.
    „Warum hast du mir auf der Yacht nicht gesagt, wer du bist?“ Er riss ein Stück Brot ab und hielt es ihr hin.
    Seufzend lehnte sie sich in die Kissen zurück. „Erinnerst du dich, dass du mir vorgehalten hast, Dinge einfach zu unterstellen?“
    Er nickte.
    „Du hattest recht. Genau das habe ich getan. Aber das lag wohl daran, dass andere es bei mir auch taten. Lady Roseanna Delafield, die Tochter eines Marquess … verwöhnt, reich, in Luxus aufgewachsen, bedient von einer Armee von Angestellten. Das denken alle. Aber wie du siehst, ist es nicht so.“ Sie zögerte und suchte nach den richtigen Worten.
    „Nein“, sagte er nur. „Sprich weiter.“
    „Es geht auch darum, wer ich nicht bin. Ich gehöre nicht hierher.“ Sie verstummte, betrachtete Angelos Umrisse, die sich gegen das Fenster abzeichneten. Er wirkte so unerreichbar, so verschlossen. Unwillkürlich musste sie an den einsamen kleinen Jungen im Waisenhaus denken. Nein, sie würde nicht über ihre eigene Einsamkeit klagen –, dass sie nicht wusste, wer sie wirklich war. Nicht vor diesem Mann, der so viel weniger gehabt hatte als sie. Ihre Eltern hatten sie geliebt, sie wie ein eigenes Kind aufgezogen.
    „Ich wollte nie als etwas eingeordnet werden“, fuhr sie fort. „Das habe ich ein Leben lang zu verhindern versucht.“ „Indem du davonliefst?“ Anna schwieg und dachte darüber nach. „Vielleicht. Manchmal bin ich davongelaufen. Dann wie
    der habe ich mich versteckt und bin in bestimmte Rollen geschlüpft: Rebellin. Ehrgeizige Tänzerin. Umweltschützerin. Alles, um davon abzulenken, dass ich im Grunde nicht weiß, wer ich bin. Und dass ich mich dessen schäme.“
    Besser konnte sie es nicht erklären. Stumm blickte sie Angelo in die Augen. Inständig hoffte sie, dass er verstand, was sie meinte.
    „Du brauchst dich nicht zu schämen.“ Die

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