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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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unter den Straßenlampen silbern schimmerte.
    „Maitland“, bemerkte er lässig. „An den Namen erinnere ich mich aus dem Krieg. Es gab einen Piloten, Wild Bill Maitland. Flog für Air America. Irgendeine Beziehung zu ihm?“
    Sie blickte weg. „Nur mein Vater.“
    „Im Ernst? Sie sind Wild Bill Maitlands Tochter?“
    „Sie haben die Geschichten über ihn gehört, nicht wahr?“
    „Wer hat das nicht? Er war eine lebende Legende. So wie Erdbeben-Magon.“
    „Das war er für mich auch“, murmelte sie. „Nichts als eine Legende.“
    In ihrer Unterhaltung trat eine Pause ein, und Willy fragte sich, ob Guy Barnard von der Bitterkeit in ihrerletzten Bemerkung schockiert war. Wenn ja, zeigte er es nicht.
    „Ich habe Ihren Vater nie kennengelernt“, fuhr er fort. „Aber ich habe ihn einmal auf der Piste von Da Nang gesehen. Ich war bei der Bodenmannschaft.“
    „Bei Air America?“
    „Nein. Army Air Cav. Ihr alter Herr brachte eine C-46 herunter. Der Motor hat gebrannt, der Treibstoff war alle, der Rumpf so zerschossen, dass man hindurchsehen konnte. Er setzte die Maschine so schön auf die Piste, wie man sich das nur wünschen konnte. Dann stieg er aus und sah sich alle Kugeleinschläge an. Jeder andere Pilot wäre auf die Knie gefallen und hätte den Erdboden geküsst. Aber Ihr Dad hat nur die Schultern gezuckt, ist zu einem Baum gegangen und hat ein Nickerchen gemacht.“ Guy schüttelte den Kopf. „Ihr Vater war schon so einer.“
    Willy wünschte sich, er würde aufhören, über ihren Vater zu sprechen. So war es immer gewesen. In ihrer Kindheit in Vietniane erzählten die Piloten auf jeder Party neue Geschichten über Wild Bill, bis sie schreien wollte. Alle diese Geschichten unterstrichen nur, wie unwichtig sie und ihre Mutter im Leben ihres Vaters gewesen waren.
    Vielleicht fing Guy Barnard deshalb an, sie zuärgern.
    Aber es war mehr als sein Gerede über Bill Maitland. Auf eine undefinierbare Art erinnerte Guy sie zu sehr an ihren Vater.
    Das Tuk-Tuk holperte über eine Bodenwelle und warf sie gegen Guys Schulter. Schmerz schoss durch ihren Arm, und ihr ganzer Körper verkrampfte sich.
    Er sah sie alarmiert an. „Alles in Ordnung?“
    „Ich bin …“ Sie biss sich auf die Unterlippe und kämpfte die Tränen zurück. „Es fängt wirklich an, wehzutun.“
    Er rief dem Fahrer zu, langsamer zu fahren. Dann hielt er Willys Hand. „Wir sind fast schon da …“
    Es war eine lange Fahrt zu dem Hotel.
    In ihrem Zimmer setzte Guy sie auf das Bett und strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. „Haben Sie Schmerztabletten?“
    „Im … im Bad ist Aspirin.“ Sie wollte aufstehen.
    „Bleiben Sie sitzen.“ Er ging ins Bad und kam mit einem Glas Wasser und dem Fläschchen mit den Tabletten wieder. Sie war sich bewusst, wie er sie beobachtete, während sie die Tabletten schluckte. Danach ging er an den Kühlschrank. „Was suchen Sie?“
    Er kam mit einem Portionsfläschchen Whisky zurück. „Ein altmodisches Mittel, aber es wirkt.“
    „Ich mag keinen Whisky.“
    „Medizin muss nicht gut schmecken.“
    Sie schaffte einen Schluck, der in ihrem Hals brannte. „Danke.“
    Vom Chaophya River unterhalb des Balkons drang das Tuckern von Motorbooten, die das Wasser durchpflügten. „Hübsches Zimmer“, stellte er fest. „Schlägt meine Unterkunft, das Liberty Hotel. Was machen Sie übrigens beruflich?“
    Sie nahm noch einen Schluck Whisky und hustete. „Ich bin Pilotin.“
    „Genau wie Ihr Vater?“
    „Nicht direkt. Ich fliege für den Gehaltsscheck, nicht für den Nervenkitzel. Nicht dass die Bezahlung großartig wäre. Kein Geld im Frachtverkehr zu machen.“
    „Kann nicht allzu schlecht sein, wenn Sie hier absteigen.“
    „Ich bezahle das hier nicht.“
    Er zog die Augenbrauen in die Höhle. „Wer denn?“
    „Meine Mutter.“
    Er betrachtete sie neugierig. „Was bezahlt sie noch?“
    Sie blickte ihm direkt in die Augen. „Ihr eigenes Begräbnis.“
    „Wie meinen Sie das? Ist Ihre Mutter tot?“
    „Nein, aber sie stirbt.“ Willy blickte aus dem Fenster auf die Laternen entlang des Flussufers. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare. „Meine Güte, was mache ich hier?“
    „Ich nehme an, es handelt sich um einen Urlaub.“
    „Nein, um eine sinnlose Jagd.“ Sie schluckte den restlichen Whisky und stellte das Fläschchen auf den Nachttisch. „Aber es ist Moms letzter Wunsch.“
    Er sank in einen Sessel. „Sie sagten, Sie wären in einer Familienangelegenheit hier. Hat es mit Ihrem Vater

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