Sag niemals STIRB
selbstsicherbetrachtete, ärgerte sie. „Ich komme sehr gut voran“, behauptete sie.
„Tatsächlich? Wann ist denn Ihr erster amtlicher Termin?“
„Die Dinge werden arrangiert.“
„Was für Dinge?“
„Ich weiß es nicht. Mr. Ainh kümmert sich um die Details …“
„Mr. Ainh? Sie meinen doch nicht Ihren Fremdenführer?“ Er brach in Gelächter aus.
„Warum ist das denn so lustig?“, fragte sie.
„Sie haben recht.“ Guy unterdrückte sein Lachen. „Es ist nicht lustig. Es ist mitleiderregend. Wollen Sie in meiner Kristallkugel einen Blick in die Zukunft tun? Ich kann Ihnen nämlich genau sagen, was geschehen wird. Gleich morgen früh wird Ihr Führer mit einer entschuldigenden Miene auftauchen.“
„Wieso entschuldigend?“
„Weil er Ihnen sagen wird, dass das Ministerium geschlossen ist. Immerhin ist morgen der große und ruhmreiche Feiertag des 18. Juli.“
„Feiertag? Was für ein Feiertag?“
„Ganz egal. Er wird irgendetwas erfinden. Dann wird er Sie fragen, ob Sie nicht die Lackarbeitenfabrik besichtigen wollen, wo Sie viele schöne Geschenke für daheim kaufen können …“
Jetzt lachte sie. Genau das waren Mr. Ainhs Worte gewesen.
„Am nächsten Tag wird er mit einem anderen Grund aufwarten, warum Sie das Ministerium nicht betreten können. Sagen wir, alle haben die Schweinepest, oder es gibt eine kritische Knappheit an Radiergummi. Aber – Sie können den Nationalpark besuchen!“
Sie hörte zu lachen auf. „Ja, so läuft das hier wohl. Allmählich verstehe ich, was Sie meinen.“
„Es ist nicht so, dass der Mann absichtlich Ihre Pläne sabotiert. Er weiß nur einfach, wie hoffnungslos es ist, diese Bürokratie zu entflechten.“
„Ich kann doch jederzeit selbst an ein paar Türen anklopfen.“
„Ja, aber an welche Türen? Und wo sind sie verborgen? Und kennen Sie das geheime Passwort?“ Er deutete auf die Straße hinunter, wo Fußgänger und Radfahrer in Massen herumschwärmten. „Sehen Sie das? So arbeitet die Regierung. Jeder für sich. Ministerien liegen mit Ministerien im Konkurrenzkampf, Provinzen mit Provinzen. Jeder kleine Beamte verteidigt sein Revier. Jeder hat Angst, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, ohne dass die Mächtigen zustimmend nicken.“ Er schüttelte den Kopf. „Nichts für zaghafte Herzen.“
„Das war ich noch nie.“
„Warten Sie, bis Sie in einem Schwitzkasten von ‚Rezeption‘ fünf Stunden sitzen. Sie haben Bauchschmerzen von dem schlechten Wasser. Und die nächste Toilette besteht nur aus einem Loch im …“
„Ich habe verstanden. Was schlagen Sie mir vor?“
Lächelnd lehnte er sich zurück. „Halten Sie sich an mich. Ich habe hier und da einen Kontakt. Nicht im Außenministerium, das gebe ich zu, aber meine Leute könnten Ihnen unter Umständen helfen.“
Er will etwas, dachte sie. Aber was? „Sie sind schrecklich hilfsbereit. Warum?“
Er zuckte die Schultern. „Warum nicht?“
„Das ist kaum eine Antwort.“
„Vielleicht bin ich im Herzen noch immer der Pfadfinder, der alten Damen über die Straße hilft. Vielleicht bin ich ein netter Kerl.“
„Vielleicht könnten Sie mir die Wahrheit sagen.“
„Hatten Sie immer dieses Problem mit Vertrauen zu Männern?“
„Ja, und wechseln Sie nicht das Thema.“
Einen Moment trommelte er mit den Fingern gegen die Flasche. „Na schön, ich habe geschwindelt. Ich war nie Pfadfinder. Aber mein Hilfsangebot steht.“ Ihr misstrauischer Blick sagte ihm alles. „Also schön, ichmache das nicht aus Herzensgüte.“
Sie wirkte nicht überrascht, was ihn ärgerte. „Was erwarten Sie als Gegenleistung?“, fragte sie mit einem harten Blick. „Geld?“ Sie machte eine Pause. „Sex?“
Das letzte, so lässig hingeworfene Wort ließ seinen Magen einen kleinen Salto rückwärts machen. Nicht dass er nicht schon an dieses Thema gedacht hätte. Er hatte sogar sehr viel daran gedacht, seit er sie kennengelernt hatte. Flüchtig hatte er überlegt, ein wenig Sex in den Handel mit aufzunehmen, aber er fühlte sich schon mies genug, wie die Dinge standen.
Er griff nach dem Bier. „Nein, Sex ist kein Teil des Handels.“
„Verstehe.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Also Geld.“
Er nickte.
„Sie sollten wissen, dass ich keines habe. Zumindest nicht für Sie.“
„Es ist nicht Ihr Geld, hinter dem ich her bin.“
„Wessen dann?“
Seine Stimme sank zu einem Murmeln. „Haben Sie jemals von der Ariel Group gehört?“
„Nie.“
„Ich auch nicht. Bis vor
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