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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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die Belohnung mit Ihnen zu teilen. Sagen wir, zehn Prozent. Das ist Geld, das Sie …“
    „Das Geld ist mir egal!“ Sie stand auf. „Ziehen Sie los und werden Sie mit dem Vater von jemand anderem reich.“ Sie wirbelte herum und marschierte davon.
    „Möchten Sie nicht noch einmal darüber nachdenken?“, rief er hinterher.
    Sie überquerte weiter den Dachgarten, ohne die neugierigen Blicke wahrzunehmen, die auf sie gerichtet waren.
    „Glauben Sie mir, Willy! Sie brauchen mich!“
    Drei russische Touristen, die Gesichter von ein paar Runden Wodka gerötet, blickten hoch, als sie vorbeiging. Einer der Männer hob sein Glas. „Vielleicht du mögen russische Mann lieber?“
    Sie ging einfach weiter, aber jeder Gast auf dem Dachgarten hörte ihre mit entwaffnender Lieblichkeit zurückschwebende Antwort. „Vielleicht du fahren lieber in Hölle …“

4. KAPITEL
    Guy sah ihr nach, wie sie davonstürmte, und so verärgert er auch war, musste er über ihre Antwort auf den Russen lachen. Er lachte auch noch, als er sich an der Bar ein Bier holte.
    „Für einen Knaben, der soeben gewaltig abgeblitzt ist“, sagte eine Stimme mit britischem Akzent, „sind Sie in guter Laune.“
    Guy betrachtete den gesetzten Gentleman, der neben ihm an der Bar saß. Mit diesen beiden Haarbüscheln auf seinem kahlen Kopf sah er wie einegehörnte Eule aus. Himmelblaue Augen funkelten unter struppigen Augenbrauen.
    Guy zuckte die Schultern. „Mal gewinnt man, mal verliert man.“
    „Vernünftige Haltung, wenn man den Zustand der holden Weiblichkeit heutzutage bedenkt.“ Der Mann hob ein Glas Scotch an seine Lippen. „Ich habe vorausgesehen, dass sie ablehnt.“
    „Klingt, als würde hier ein Experte sprechen.“
    „Nein, ich saß hinter ihr im Flugzeug. Habe zugehört, wie ein öliger Franzose sein ganzes Repertoire bei ihr abgespult hat. Sagenhafte Phrasen, muss ich schon zugeben, aber sie ist nicht darauf angesprungen.“ Er blinzelte Guy zu. „Waren Sie nicht auch auf diesem Flug von Bangkok?“
    Guy nickte. Er erinnerte sich nicht an den Mann, aber schließlich hatte er sich während des ganzen Fluges an seinen Armstützen festgekrallt und Whisky in sich hineingeschüttet. Flugzeuge hatten nun einmal diese Wirkung auf ihn. Selbst hübsch große Jumbos mit netten französischen Stewardessen. Es erstaunte ihn immer wieder, dass die Tragflächen nicht abfielen.
    Am anderen Ende des Dachgartens hatte das russische Trio zu singen begonnen. Unglücklicherweise nicht alle in derselben Tonart.Vielleicht nicht einmal dasselbe Lied. Schwer zu sagen.
    „Das hätte ich mir nie träumen lassen“, sagte der Engländer mit einem Blick zu den Russen. „Ich erinnere mich noch an die Amis, die genau an diesem Tisch getrunken haben.“
    „Wann waren Sie hier?“
    „1968 bis 1975.“ Er streckte eine pummelige Hand aus. „Dodge Hamilton, London Post.“
    „Guy Barnard, Exsoldat.“ Er schüttelte die Hand des Mannes. „Reporter? Sind Sie wegen einer Story hier?“
    „Ich war.“ Hamilton blickte trübe in seinen Scotch. „Aber die Sache ist ins Wasser gefallen.“
    „Was? Ohne Interviews?“
    „Nein, das Konzept. Ich nannte es eine sentimentale Reise. Besuch bei alten Freunden in Saigon.“ Er nahm einen Schluck Scotch. „Besonders bei einer Freundin, aber sie ist nicht mehr.“
    „Oh, eine Frau.“
    „Richtig, eine Frau. Die Hälfte der menschlichen Rasse, aber sie könnten genauso gut vom Mars sein, soviel ich von diesem Geschlecht verstehe.“ Er knallte das Glas auf die Bar und winkte nach einem neuen Drink. Der Barmixer schob Hamilton resigniert die ganze Flasche Scotch zu. „Sehen Sie, ich dachtean die Story der Suche nach einer verlorenen Liebe. So was verkauft sich. Mein Herausgeber war wild darauf.“ Er füllte sein Glas bis zum Rand. „Ha! Verlorene Liebe! Ich war heute bei ihrem alten Haus in der Rue Catinat. Ihr Bruder wohnt noch da. Aber meine alte Liebe ist mit einer neuen Liebe davongelaufen. Mit einem Sergeanten. Aus Memphis noch dazu!“
    Guy schüttelte mitfühlend den Kopf. „Eine Frau hat das Recht, ihre Meinung zu ändern.“
    „Einen Tag, nachdem ich das Land verlassen habe?“
    Guy konnte der Frau keinen Vorwurf machen. Er erinnerte sich an den Fall der Stadt, an die Verzweiflung auf den Gesichtern der Vietnamesen, die an Bord der letzten nach draußen fliegenden Hubschrauber geklettert waren.
    „Sie könnten trotzdem darüber schreiben“, sagte Guy. „Versuchen Sie einen anderen Gesichtspunkt. Wie

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