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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Augen weitertanzten. Niemand achtete auf die beiden Männer, die sich an einem dunklen Ecktisch zusammendrängten.
    „Ich bin enttäuscht, Mr. Siang. Sie sind ein Profi. Das dachte ich wenigstens.“
    Siang war nicht an Kritik gewöhnt. Er war froh, dass die Dunkelheit seine glühenden Wangen verbarg. „Es gab eine Störung.“
    „Ja, einen Amerikaner. Einen Mr. Barnard.“
    Siang war betroffen. „Sie kennen seinen Namen?“
    „Ich lege Wert darauf, alles zu wissen.“
    Siang berührte sein zerschlagenes Gesicht und zuckte zusammen. Dieser Mr. Barnard hatte einen harten Schlag.
    „Die Frau reist morgen nach Saigon ab“, sagte der Mann. „Sie haben noch die heutige Nacht.“
    „Heute Nacht? Unmöglich.“ Siang hatte schon in den letzten Stunden versucht, in die Nähe der Frau zu gelangen, aber der Rezeptionist im Oriental hatte die Schlüssel wie ein Wachhund behütet, der Sicherheitsmann des Hotels verließ seinen Posten an den Aufzügen nicht, und ein Page ging auf dem Korridor auf und ab. Die Frau war unerreichbar gewesen. Siang hatte erwogen, zu ihrem Balkon hinaufzuklettern, aber zwei Obdachlose hatten sichunter ihrem Fenster niedergelassen und ihn feindselig betrachtet.
    „Dann machen Sie es in Saigon“, sagte der Mann.
    Siang war betroffen. „Aber ich kann dich nicht zurück …“
    „Wir schicken Sie in der Tarnung eines thailändischen Diplomaten. Vielleicht ein Kulturattaché. Ich werde die entsprechenden Papiere besorgen.“
    „Die Vietnamesen passen scharf auf. Ich kann keine Waffe …“
    „Der Diplomatensack wird zweimal die Woche befördert. Nächste Lieferung ist in drei Tagen. Ich werde sehen, welche Waffen ich durchschmuggeln kann. Bis dahin müssen Sie improvisieren.“
    Siang fragte sich, wie es sein würde, wieder durch die Straßen von Saigon zu gehen. Ob Chantal ihn noch dafür hasste, dass er sie zurückgelassen hatte? Natürlich, sie vergaß nie.
    „Noch etwas“, sagte der Mann, als er aufstand. „Andere … Gruppen scheinen verwickelt zu sein. Zum Beispiel die CIA. Ich möchte nicht diesen speziellen Tiger am Schwanz ziehen. Halten Sie das Blutvergießen auf ein Minimum reduziert. Nur die Frau stirbt, sonst niemand.“
    „Ich verstehe.“
    * * *
    Saigon
    Vom Dachgarten des Rex Hotels beobachtete Willy die Fahrräder, die über die Kreuzung Le Loi und Nguyen Hue strömten. Ein Zusammenstoß schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die Fahrer jagten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Straßen und ignorierten fröhlich den einzigen Fußgänger, der sich waghalsig über die Straße schob. Willy war so damit beschäftigt, in Gedanken den Mann anzufeuern, dass sie kaum die monotone Stimme ihres Regierungsbegleiters wahrnahm.
    „… und morgen bringen wir Sie mit dem Wagen zum Nationalpalast, in dem die Marionettenregierung in Luxus herrschte, und dann zum Historischen Museum, wo Sie mehr über unseren Kampf gegen die chinesischen und französischen Imperialisten erfahren werden. Am nächsten Tag werden Sie unsere Lackarbeitenfabrik besichtigen, wo Sie viele schöne Geschenke für daheim kaufen können. Und dann …“
    „Mr. Ainh.“ Willy wandte sich endlich seufzend ihrem Führer zu. „Das klingt ja alles sehr faszinierend,aber haben Sie sich um meine andere Angelegenheit gekümmert?“
    Ainh blinzelte. Obwohl seine Gestalt dünn wie ein Stock war, besaß er ein Engelsgesicht, das wegen der dicken Brillengläser etwas Eulenhaftes hatte. „Miss Maitland“, sagte er verletzt, „ich habe für ein Privatbüro gesorgt! Und für viele wundervolle Mahlzeiten.“
    „Ja, ich bin Ihnen dafür dankbar, aber …“
    „Sind Sie mit der Tour nicht zufrieden?“
    „Um ganz ehrlich zu sein, mir liegt nichts an einer Tour. Ich möchte etwas über meinen Vater erfahren.“
    „Aber Sie haben für eine Tour bezahlt! Wir müssen Ihnen eine bieten.“
    „Ich habe für die Tour bezahlt, um ein Visum zu bekommen. Jetzt bin ich hier und muss mit den richtigen Leuten sprechen. Das können Sie doch für mich arrangieren, oder?“
    Ainh bewegte sich nervös. „Das ist eine … eine Komplikation. Ich weiß nicht, ob ich … das heißt …“ Er verstummte hilflos.
    „Vor einigen Monaten habe ich wegen meines Vaters an Ihr Außenministerium geschrieben. Ich habe keine Antwort erhalten. Wenn Sie einen Termin vereinbaren könnten …“
    „Vor wie vielen Monaten haben Sie geschrieben?“
    „Mindestens sechs.“
    „Sie sind ungeduldig. Sie können nicht sofortige Ergebnisse

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