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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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dazu, sich umzudrehen.
    Am Ende der Balustrade tauchte ein Mann ausden Schatten auf. Als er unter eine Außenbeleuchtung geriet, sah sie glatte schwarze Haare und ein wächsern unbewegliches Gesicht. Dann zog etwas anderes ihren Blick an. Etwas in seiner Hand. Er hielt ein Messer.
    Sie ließ ihre Handtasche fallen und rannte los.
    Direkt vor ihr bog die Balustrade um eine Ecke, vorbei an einem riesigen Lüftungsschacht. Dahinter würde sie die Sicherheit des Treppenhauses erreichen.
    Der Mann war einige Meter hinter ihr. Bestimmt wollte er nur ihre Handtasche. Doch als sie um die Ecke hetzte, hörte sie, wie ihr seine Schritte folgten. Allmächtiger, er war nicht hinter ihrem Geld her.
    Er war hinter ihr her!
    Das Treppenhaus lag am Ende der Balustrade vor ihr. Nur ein Stockwerk tiefer lag die Disco. Dort fand sie Menschen. Sicherheit.
    Verzweifelt jagte sie vorwärts. Dann sah sie durch einen Nebel von Panik, dass ihr der Fluchtweg abgeschnitten war.
    Ein zweiter Mann war aufgetaucht. Er stand in der Dunkelheit am Ende der Balustrade. Sie konnte nur das leichte Schimmern seines Gesichts sehen.
    Sie stockte, wirbelte herum. Als sie das tat, zischte etwas an ihrer Wange vorbei und fiel klappernd aufden Boden. Ein Messer. Automatisch riss sie es an sich und schwang es vor sich hin und her.
    Ihr Blick zuckte zu dem ersten Mann, dann zu dem anderen. Die beiden rückten näher. Sie schrie. Ihr Schrei mischte sich mit der Tanzmusik, hallte von den Gebäuden zurück, stieg in die Nacht hoch. Eine Welle aufgescheuchter Fledermäuse flatterte durch die Dunkelheit. Hört mich denn niemand?, dachte sie verzweifelt.
    Sie warf einen hektischen Blick um sich und suchte nach einem Ausweg. Vor ihr hinter dem Geländer war es möglich in die Tiefe über drei Stockwerke zu stürzen. Hinter ihr befand sich auf einer gekiesten Dachfläche der gewaltige Lüftungsschacht. Unter dem verrosteten Abdeckgitter drehten sich die großen Rotorblätter wie der Propeller eines Flugzeugs. Der warme Luftstrom war so kräftig, dass er Willys Rock bauschte.
    Die Männer stürzten sich auf sie.

6. KAPITEL
    Willy hatte keine andere Wahl. Sie kletterte über das Geländer und ließ sich auf das Abdeckgitter fallen. Es sackte unter ihrem Gewicht durch und brachte sie atemberaubend nahe an die tödlichen Rotorblätter heran. Ein rostiges Stück brach ab und fiel in denVentilator. Das Klappern von Metall war ohrenbetäubend.
    Sie schob sich zentimeterweise über das Abdeckgitter, der Sicherheit der Dachfläche entgegen. Es war nur eine Entfernung von ein paar Schritten, aber es fühlte sich wie Meilen auf einem Hochseil an. Ihre Beine zitterten, als sie endlich von dem Abdeckgitter herunterkletterte. Es war eine Sackgasse. Dahinter lag ein Abgrund. Und ein brüchiges Abdeckgitter war alles, was sie von den Killern trennte.
    Die beiden Männer sahen sich nach einem sicheren Weg zu ihr um, aber es gab keinen. Sie mussten den Ventilator überqueren. Doch das Abdeckgitter hätte kaum ihr Gewicht getragen. Diese Männer waren viel schwerer. Willy starrte auf die tödlich wirbelnden Rotorblätter. Das riskieren die nie, dachte sie.
    Zu ihrem ungläubigen Entsetzen kletterte einer der Männer über das Geländer und ließ sich auf den Luftschacht sinken. Das Gitter sackte durch, hielt jedoch. Über die wirbelnden Blätter hinweg sah er sie an, in den Augen den leidenschaftslosen Ausdruck eines Mannes, der bloß gekommen war, um seinen Job zu erledigen.
    Gefangen, dachte sie. Lieber Himmel, ich sitze inder Falle!
    Sie schrie wieder, aber ihr Entsetzensschrei ging in dem Dröhnen des Ventilators unter.
    Er hatte die halbe Strecke hinter sich, hielt sein Messer bereit. Sie umklammerte ihr Messer und schob sich bis an die Dachkante zurück. Sie hatte zwei Möglichkeiten: einen Sturz über drei Stockwerke auf das Pflaster unter ihr oder einen Kampf mit einem erfahrenen Mörder. Beides hoffnungslos.
    Sie duckte sich, das Messer in der zitternden Hand, bereit zuzustechen und sich mit Zähnen und Krallen zu verteidigen. Der Mann tat noch einen Schritt. Die Klinge kam näher.
    Der Schuss zerfetzte die Nacht.
    Willy starrte verstört auf den Killer, der sich den Bauch hielt und verwirrt auf seine blutige Hand blickte. Wie eine Marionette, deren Fäden durchschnitten worden waren, sank er in sich zusammen. Als totes Gewicht auf das geschwächte Abdeckgitter prallte, schloss Willy die Augen und krümmte sich zusammen.
    Sie sah nicht, wie der Körper fiel. Aber sie hörte das

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