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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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passiert?“
    „Am Ende meines Dienstes.“ Er starrte zur Decke und lachte. „Das ist die Ironie. Ich schaffe es lebend durch Vietnam. Dann gehe ich an Bord dieses großen, schönen Freiheitsvogels. Da habe ich Toby Wolff kennengelernt. Er saß direkt neben mir. Wir waren beide in Hochstimmung, als wir die Rollbahn entlangjagten. Wir flogen heim.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir waren zwei von den Glücklichen, die in der letzten Reihe saßen. Das Heck brach bei dem Aufprall ab.“
    Sie ergriff seine Hand. „Sie müssen nicht darüber sprechen, Guy.“
    Er sah sie mit offener Bewunderung an. „Sie sind nicht im Geringsten nervös, wie?“
    „Nein. Ich war mein ganzes Leben in Flugzeugen. Ich fühle mich im Flugzeug wie zu Hause.“
    „Müssen Sie von Ihrem Vater geerbt haben. Pilotengene.“
    „Nicht nur Gene. Statistik.“
    Die Maschinen der lljuschin heulten los. Die Kabine erbebte, als sie die Startbahn entlangjagten. Der Boden blieb plötzlich unter ihnen zurück, und dieMaschine hob sich wackelnd in den Himmel.
    „Ich weiß, dass Fliegen eine absolut sichere Reisemethode ist“, fügte sie hinzu.
    „Sicher?“, schrie Guy über dem Dröhnen der Motoren. „Offenbar sind Sie noch nie mit der Air Vietnam geflogen!“
    In Hanoi wurden sie von einer vietnamesischen Begleiterin empfangen, die sich als Miss Hu vorstellte, schön, ohne Lächeln, Parteikader durch und durch. Ihre Begrüßung war rein geschäftsmäßig, ihr Händedruck strengstens regierungskonform. Anders als Mr. Ainh, der ein Quell freundlichen Geplauders gewesen war, glaubte Miss Hu offensichtlich an Schweigen. Und an die Revolution. Nur einmal auf der Fahrt in die Stadt steuerte die Frau freiwillig eine Bemerkung bei. Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ruine einer Brücke und sagte: „Sehen Sie den Schaden? Amerikanische Bomben.“ So viel zu Small Talk. Willy blickte auf die starren Schultern der Frau und erkannte, dass für manche Menschen auf beiden Seiten der Krieg nie vorüber sein würde.
    Sie war so über Miss Hus Kommentar verärgert, dass sie Guys besorgten Blick erst bemerkte, als er zum dritten Mal aus dem Heckfenster auf einenMercedes mit dunkel getönten Scheiben blickte, der direkt hinter ihnen fuhr.
    Der Mercedes folgte ihnen bis in die Stadt. Erst als sie vor dem Hotel hielten, fuhr er an ihnen vorbei.
    Willys Tür wurde geöffnet. Hitze strömte betäubend herein.
    Miss Hu wartete im Freien. Ihr Gesicht war bereits schweißbedeckt. „Das Hotel hat eine Klimaanlage“, sagte sie und fügte mit einem verächtlichen Unterton hinzu: „Für die Bequemlichkeit von Fremden.“
    Wie sich herausstellte, funktionierte die sogenannte Klimaanlage so gut wie nicht. Das ganze Hotel schleppte sich mit nicht viel mehr als seinem alten französischen Kolonialruhm dahin. Der Teppich am Eingang war schäbig und verblasst, die Möbel der Lobby stellten eine traurige Mischung aus abgeschrammtem Rosenholz und fadenscheinigen Sitzkissen dar. Während Guy an der Rezeption eincheckte, postierte Willy sich bei ihrem Gepäck und beobachtete den Hoteleingang.
    Sie war nicht überrascht, als Sekunden später zwei Vietnamesen mit dunklen Brillen zur Tür hereinkamen. Sie sahen sie sofort und zogen sich in eine Nische zurück, wo sie hinter einem riesigen Farn rauchten.
    „Wir haben Zimmer 308“, sagte Guy. „Mit Blick aufdie Stadt.“
    Willy berührte seinen Arm. „Zwei Männer bei drei Uhr …“
    „Ich sehe sie.“
    „Was machen wir jetzt?“
    „Sie ignorieren.“
    „Aber …“
    „Mr. Barnard?“, rief Miss Hu. Sie drehten sich beide um. Die Frau winkte mit einem Blatt. „Der Rezeptionist sagt, hier ist ein Telegramm für Sie.“
    Guy runzelte die Stirn. „Ich habe kein Telegramm erwartet.“
    „Es traf heute Vormittag in Saigon ein, aber Sie waren gerade abgereist. Das Hotel hat die Nachricht hierher durchtelefoniert.“ Sie reichte Guy den Notizzettel und beobachtete ihn scharf.
    Falls die Botschaft wichtig war, zeigte Guy es nicht. Er steckte sie lässig in seine Jackentasche, griff nach den Koffern und schob Willy in einen wartenden Aufzug.
    „Keine schlechten Nachrichten?“, rief Miss Hu.
    Guy lächelte ihr zu. „Nur eine Nachricht von einem Freund“, antwortete er und drückte den Knopf des Aufzugs.
    Willy erhaschte einen letzten Blick auf die beiden Vietnamesen, die hinter dem Farn zu ihnenherüberspähten, dann schloss sich die Tür. Sofort drückte Guy ihre Hand. Kein Wort!, las sie in seinen Augen. Es war eine stumme

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