Sag niemals STIRB
Fahrt zur dritten Etage.
In ihrem Zimmer machte Guy die Runde, strich mit den Fingern unter Lampenschirmen und Schubladen entlang, öffnete den Schrank, durchsuchte die Nachttische. Hinter dem Kopfteil des Bettes fand er endlich, was er suchte. Ein drahtloses Mikrofon, nicht größer als eine Briefmarke. Er ließ es, wo es war. Dann trat er ans Fenster und starrte auf die Straße hinunter.
„Wie schmeichelhaft“, murmelte er. „Wir haben Babysitter.“
Sie trat neben ihn und sah den schwarzen Mercedes auf der Straße unter ihnen. „Was ist mit dem Telegramm?“, flüsterte sie.
Er reichte ihr das Blatt. Sie las es zweimal, aber es ergab keinen Sinn.
Onkel Sy fragt nach Dir. Plant Tour mit Führer durch Vietnam.
Gute Reise. Bobbo.
Guy ging im Zimmer auf und ab und blieb plötzlich stehen. „Wollen Sie etwas für Ihren Magen? Legen Sie sich lieber hin. Diese alte Verdauungsgeschichte kann ziemlich unangenehm werden.“
„Verdauungsgeschichte?“ Sie sah ihn hilflos an.
Er suchte am Schreibtisch nach einem Stück Papier. „Ich wette, es waren die Meeresfrüchte gestern Abend. Fühlen Sie sich noch immer schlecht?“ Er hielt ein Blatt hoch, auf das er JA gekritzelt hatte.
„Ja“, sagte sie. „Sehr schlecht. Ich … sollte mich hinlegen.“
Er schrieb wieder. SIE WOLLEN INS KRANKENHAUS!
Sie nickte und ging ins Bad, wo sie ein paarmal laut stöhnte und die Toilette abzog. „Ich fühle mich wirklich schlecht. Vielleicht sollte ich zu einem Arzt gehen …“ In dem Moment begriff sie, worauf er hinauswollte. Der Mann ist ein Genie, dachte sie bewundernd. „Meinen Sie, wir finden einen, der Englisch spricht?“
Sie wurde mit dem Zeichen des hochgereckten Daumens belohnt.
„Wir könnten es im Krankenhaus versuchen“, sagte er. „Vielleicht ist es kein Arzt, aber irgendjemanden sollten sie dort haben, der Sie versteht.“
Sie setzte sich auf das Bett und sprang ein paarmal auf und ab, um die Federn quietschen zu lassen. „Himmel, ich fühle mich schrecklich.“
Er setzte sich neben sie und legte seine Hand an ihre Stirn. Seine Augen funkelten. „Lady, Sie fühlen sich wirklich heiß an.“
„Ich weiß“, sagte sie todernst.
Sie konnten das Lachen kaum zurückhalten.
„Vor einer Stunde wirkte sie nicht krank“, sagte Miss Hu, als sie zehn Minuten später die beiden zu der Limousine führte.
„Die Krämpfe kamen plötzlich“, erklärte Guy.
„Ich würde sagen sehr plötzlich“, bemerkte Miss Hu trocken.
„Ich glaube, es waren die Meeresfrüchte“, jammerte Willy von den Rücksitzen her.
„Ihr Amerikaner.“ Miss Hu schniefte. „So zarte, empfindliche Mägen.“
Der Warteraum des Krankenhauses war heiß wie ein Ofen und quoll von Patienten über. Als Willy und Guy eintraten, senkte sich sofort Stille über die Menge. Die einzigen Geräusche waren das rhythmische Klacken des Deckenventilators und das Schreien eines Babys. Jedes Auge war auf die beiden Amerikaner gerichtet, die zu der Anmeldung gingen.
Die vietnamesische Krankenschwester hinter dem Pult starrte ihnen in stummem Erstaunen entgegen. Erst als Miss Hu eine Frage stellte, antwortete dieSchwester mit einem nervösen Kopfschütteln und einer hastigen Antwort.
„Wir haben hier nur vietnamesische Ärzte“, übersetzte Miss Hu. „Keine Europäer.“
„Sie haben niemanden, der im Westen ausgebildet wurde?“, fragte Guy.
„Warum? Meinen Sie, Ihre westliche Medizin wäre überlegen?“
„Ich bin nicht hier, um über den Osten kontra den Westen zu diskutieren. Finden Sie einfach jemanden, der Englisch spricht. Eine Krankenschwester reicht. Sie haben doch Englisch sprechende Krankenschwestern, oder?“
Finster wandte Miss Hu sich an die Schwester hinter der Anmeldung, die ein paar Anrufe erledigte. Schließlich wurde Willy in einen kleinen Untersuchungsraum geführt. Er war nur mit dem Nötigsten ausgestattet – Untersuchungstisch, Spüle, ein Instrumentenwagen. Die Schwester reichte Willy einen geflickten Umhang und gab ihr ein Zeichen sich auszuziehen.
Willy hatte nicht die Absicht sich auszuziehen, während Miss Hu in der Ecke stand und zusah.
„Ich wäre gern ungestört“, sagte Willy.
Miss Hu rührte sich nicht. „Mr. Barnard bleibt auch hier.“
„Nein.“ Willy blickte zu Guy. „Mr. Barnard geht.“
Guy wandte sich zur Tür und sagte zu Miss Hu: „Wissen Sie, Genossin, in Amerika gilt es als unhöflich zuzusehen, wie sich jemand auszieht.“
„Ich wollte nur bestätigt haben, was ich über die
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