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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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durchgeschnitten.“
    „Sie können uns nicht für jeden Mord in Saigon verantwortlich machen“, sagte Willy. „Wir kennen nicht einmal diese anderen Opfer …“
    „Aber gestern haben Sie das eine Opfer besucht. Oder haben Sie das vergessen?“
    Guy starrte über den Tisch. „Gérard.“
    In der Dunkelheit im Garten schwoll die schrille Musik der Zikaden zu einem Schrei an. Dann wurde die Nacht im nächsten Moment vollkommen still.
    Minister Tranh betrachtete versunken die gegenüberliegende Wand. „Sind Sie mit dem vietnamesischen Kalender vertraut, Miss Maitland?“, fragte er ruhig.
    „Mit Ihrem Kalender? Er entspricht dem chinesischen, nicht wahr?“
    „Letztes Jahr war das Jahr des Drachen. Ein glückliches Jahr, sagt man. Ein gutes Jahr für Babysund Hochzeiten. Aber dieses Jahr …“ Er schüttelte den Kopf.
    „Die Schlange“, sagte Guy.
    Minister Tranh nickte. „Ein gefährliches Symbol für Katastrophen und Tod.“ Eine Weile saß er schweigend da. Dann hob er langsam den Kopf. „Fahren Sie heim, Miss Maitland. Dies ist nicht das richtige Jahr für Sie, hier ist nicht der richtige Ort.“
    „Ich kann nicht nach Hause“, sagte sie.
    Der Minister hob eine Augenbraue. „Sie können nicht oder wollen nicht? Sie müssen verstehen, Sie sind ein Gast unseres Landes. Wir Vietnamesen ehren unsere Gäste. Würde man Sie, einen Gast, ermordet auffinden, wäre das … nicht gastfreundlich.“
    „Mein Visum ist noch immer gültig. Ich möchte bleiben. Ich wollte nach Hanoi reisen.“
    „Wir können nicht für Ihre Sicherheit garantieren.“
    „Das erwarte ich auch nicht von Ihnen.“
    Der Minister sah zu Guy. „Mr. Barnard, Sie werden sie doch sicher überreden?“
    „Sie hat recht“, sagte Guy.
    Willy blickte zu ihm und sah die Sorge in seinen Augen. Es machte ihr Angst, dass nicht einmal er eine Antwort hatte.
    Minister Tranh und Mr. Ainh saßen noch langebeisammen.
    „Wenn sie zu Schaden kommt, haben wir einen internationalen Zwischenfall“, sagte Ainh. „Wir könnten etwas arrangieren, dass sie Angst bekommt und abreist.“
    „Wie Ihre Botschaft STIRB, YANKEE?“, Minister Tranh lachte, als er zur Tür ging. „Nein, diese Person lässt sich nicht einschüchtern. Sehen wir lieber, wohin sie uns führt. Vielleicht erfahren wir auch ein paar Geheimnisse.“
    „Sie brauchen nicht nach Hanoi zu reisen“, sagte Guy und sah zu, wie Willy ihren Koffer packte. „Sie können in Saigon bleiben und auf mich warten.“
    „Während Sie was machen?“
    „Während ich im Norden die Laufereien erledige.“ Er blickte aus dem Fenster auf die beiden Polizisten. „Sie wären hier sicher.“
    Sie schloss den Koffer. „Ich brauche keinen Helden, danke.“
    „Ich versuche nicht, ein Held zu sein.“
    „Warum spielen Sie dann die Rolle?“
    Er zuckte die Schultern und hatte keine Antwort.
    „Es ist das Preisgeld für Bruder Tuck, nicht wahr?“
    „Es ist nicht das Geld.“
    „Dann ist es dieses Skelett, das in Ihrem Schrankherumtanzt.“ Er antwortete nicht. „Was verbergen Sie? Was hat die Ariel Group gegen Sie?“ Sie versperrte die Schlösser ihres Koffers. „Schon gut, ich will es gar nicht wissen.“
    Er setzte sich auf das Bett und stützte den Kopf in seine Hände. „Ich habe einen Mann getötet.“
    Sie starrte ihn an. Er wirkte erschöpft wie ein Mann, der seine letzten Kraftreserven aufgebraucht hatte. Sie verspürte den unerwarteten Impuls, sich neben ihn zu setzen und ihn in die Arme zu nehmen, aber sie konnte ihre Beine nicht bewegen.
    „Es geschah hier. In Vietnam. 1972. Ausgerechnet am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli.“
    „Es war Krieg. Viele Menschen wurden getötet.“
    „Das war anders.“ Er hob den Kopf und sah sie an. „Der Mann war Amerikaner.“
    Langsam ließ sie sich neben ihm auf das Bett sinken. „War es … ein Versehen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, kein Versehen. Es war etwas, das ich tat, ohne nachzudenken. Sie können es einen Reflex nennen. Es ist einfach passiert.“
    Sie sagte nichts, sondern wartete, dass er weitersprach.
    „Ich war an dem Tag in Da Nang, um Nachschub zu holen“, sagte er. „Ich hatte mich verfahren und warin einer winzigen Seitenstraße gelandet mit ein paar alten Hütten. Ich stieg aus dem Jeep, um nach dem Weg zu fragen, und ich hörte dieses … dieses Schreien …“ Er stockte und betrachtete seine Hände. „Sie war noch ein Kind. Fünfzehn, vielleicht sechzehn. Ein kleines Mädchen, nicht mehr als neunzig

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