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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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zulassen, und das war es dann. Ganz egal, was einen Sinn ergab, was gut für sie war. Sie wollte ihn.
    Selbst wenn es der schlimmste Fehler ist, den ich je in meinem Leben machen könnte?
    Der Stoß, mit dem ihre Beine gegen die Bettkante prallten, brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Sie entwand sich ihm und schob ihn auf Armeslänge von sich.
    „Das sollte nicht passieren!“, sagte sie.
    „Ich denke schon.“
    „Wir sind durcheinander und …“
    Sie ging zur Tür und riss sie auf. „Sie sollten gehen.“
    „Ich gehe nicht.“
    „Sie bleiben nicht.“
    Doch seine Haltung verriet ihr, dass er ganz sicher blieb. „Haben Sie schon vergessen, dass jemand Sie tot sehen will?“
    „Aber Sie sind derjenige, der mich bedroht.“
    „Es war nur ein Kuss. Ist es schon so lange her, Willy? Rüttelt es Sie dermaßen auf, geküsst zu werden?“
    Ja!, wollte sie schreien. Es rüttelt mich auf, weil ichnoch nie so geküsst worden bin!
    „Ich bleibe heute Nacht“, sagte er ruhig. „Sie brauchen mich. Und ich brauche Sie, das gebe ich zu. Sie sind mein Bindeglied zu Bill Maitland. Ich werde Sie nicht anrühren, wenn Sie das wollen, aber ich werde nicht gehen.“
    Sie ließ die Tür zufallen, ging zum Bett und setzte sich. „Himmel, bin ich müde“, murmelte sie. „Zu müde, um mich gegen Sie zu wehren. Ich bin sogar zu müde, um Angst zu haben.“
    „Und das ist der Punkt, wo es gefährlich wird. Wenn das ganze Adrenalin verbraucht ist. Wenn man zu müde ist, um gerade zu denken.“
    „Ich gebe auf.“ Sie ließ sich auf das Bett sinken. „Ich will nur noch schlafen.“ In Wahrheit war sie sogar froh, dass er da war und auf sie aufpasste.
    Guy war da, als sie einschlief. Sie sah so zerbrechlich aus. Er wusste nicht, was er ihr gegenüber empfand. Teilweise war es gute altmodische Lust. Doch da war noch mehr, ein ursprünglicher, männlicher Instinkt, sie an einen Ort zu bringen, wo ihr niemand etwas antun konnte.
    Er blickte aus dem Fenster. Die beiden Polizisten hielten sich noch immer in der Nähe der Treppe auf. Ihre Zigaretten glühten in der Dunkelheit.
    Guy setzte sich in einen Sessel und versuchte einwenig zu schlafen.
    Zwanzig Minuten später gab er auf und ging zum Bett. Er streckte sich neben Willy aus. Sie stöhnte und rollte sich wie ein Kätzchen an seiner Brust zusammen. Der süße Duft ihres Haars machte ihn trunken. Gefährlich, gefährlich.
    Willy seufzte und drückte sie fester an seine Brust. Das zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Du verrücktes Mädchen, dachte er und drückte einen Kuss auf ihren Kopf. Du verrücktes, verrücktes Mädchen. Er versenkte sein Gesicht in ihr Haar.
    Es war beschlossene Sache. Im Guten wie im Schlechten, er kam von ihr nicht los.

9. KAPITEL
    Die Stewardess wanderte durch den Mittelgang der zweimotorigen lljuschin und scheuchte halbherzig die um ihren Kopf schwärmenden Fliegen weg. Wolken kalten Nebels stiegen aus den Düsen der Lüftungsanlage und wirbelten durch den Passagierraum. Die Frau schien auf Wolken zu schweben. Durch den Nebel konnte Willy kaum das Notfallschild über dem Ausgang erkennen: FLUCHTSEIL. Also, das war nun eine Sicherheitsvorrichtung, über die sie nach Hause schreiben konnte. Sie hatte Visionen von derMaschine, die ihre Bahn durch den blauen Himmel zog und Passagiere an einem dreitausend Meter langen Seil hinter sich herschleppte.
    Eine Tüte Sahnebonbons landete in ihrem Schoß, eine Aufmerksamkeit der abgeschlafften Stewardess. „Schnallen Sie sich an“, kam die unnachgiebige Bitte.
    „Ich bin angeschnallt“, sagte Willy. Dann erkannte sie, dass die Frau mit Guy sprach. Willy stieß ihn an. „Guy, Ihr Gurt.“
    „Was? Oh ja.“ Er schnallte sich an und schaffte ein knappes Lächeln.
    Da bemerkte sie, dass er sich an der Armlehne festkrallte. Sie berührte seine Hand. „Alles in Ordnung?“
    „Es geht mir bestens.“
    „Sie sehen nicht bestens aus.“
    „Das ist ein altes Problem. Wirklich nichts …“ Er starrte aus dem Fenster und schluckte schwer.
    Sie konnte nicht anders, sie lachte los. „Guy Barnard, sagen Sie bloß, Sie haben Angst vor dem Fliegen!“
    Die Maschine ruckte und holperte über das Rollfeld. Ein Schwall Vietnamesisch krächzte aus den Lautsprechern, gefolgt von Russisch und sehr gebrochenem Englisch.
    „Hören Sie“, protestierte er. „Manche Leute habenetwas gegen große Höhen oder geschlossene Räume oder Schlangen. Ich habe eben eine Phobie gegen Flugzeuge. Seit dem Krieg.“
    „Ist etwas

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