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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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den anderen Kunden auf dem Bürgersteig kauerte. Nachdem sie den Rest der nach Pfeffer schmeckenden Brühe gegessen hatte, schlenderte sie in den Laden eines Schneiders. Der Laden wirkte verlassen. Sie glitt durch einen Perlenvorhang in ein schwach erleuchtetes Hinterzimmer. Dort wartete sie zwischen staubigen Ballen Seide und Baumwolle und Brokat.
    Das Rasseln des Perlenvorhangs kündigte ihren Kontaktmann an. Nora wandte sich ihm zu.
    „Ich habe vorhin Bill Maitlands Tochter gesehen“, sagte sie auf Vietnamesisch und überreichte Willys Führerschein.
    Der Mann betrachtete das Foto und lächelte. „Ich sehe die Ähnlichkeit.“
    „Es gibt auch ein Problem“, sagte Nora. „Sie reist mit einem Mann …“
    „Sie meinen Mr. Barnard? Wir wissen von ihm.“
    „Ist er von der CIA?“
    „Wir glauben nicht. Er scheint ein Unabhängiger zu sein.“
    „Dann haben Sie die beiden beschattet.“
    Der Mann zuckte die Schultern. „Nicht gerade schwierig. Bei so vielen Kindern auf den Straßen fällt ihnen kaum ein herumstreunender Junge hier und dort auf.“
    Nora schluckte und hatte Angst davor, die nächste Frage zu stellen. „Maitlands Tochter sagte, Sam ist tot. Stimmt das?“
    Das Lächeln des Mannes verschwand. „Es tut mir leid. Trotz der langen Zeit dazwischen scheint es nicht sicherer geworden zu sein.“
    Sie wandte sich ab, räusperte sich, aber der Schmerz blieb. Sie presste ihre Stirn gegen einen Ballen Seide. „Sie haben recht. Nichts hat sich geändert. Zum Teufel mit ihnen.“
    „Was wollen sie von uns, Nora?“
    „Ich weiß es nicht.“ Sie holte brüchig Atem und drehte sich zu ihm. „Ich denke … ich denke, wir sollten eine Botschaft schicken.“
    „Ich werde Kontakt zu Dr. Andersen aufnehmen.“
    „Ich brauche bis morgen eine Antwort.“
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Es gibt Komplikationen. Die Partei ist jetzt interessiert. DieCIA auch. Vielleicht auch noch andere.“
    Andere, dachte Nora. Damit waren jene gemeint, von denen sie nichts wussten. Die gefährlichste Gruppe von allen …
    „Wir haben den ersten Schritt getan“, sagte Guy. „Den nächsten müssen die anderen tun.“
    „Und wenn wir nichts hören?“
    „Dann sind wir in einer Sackgasse gelandet.“ Wie eines von Dutzenden Paaren schlenderten sie durch diesen Park, um unbelauscht sprechen zu können.
    „Sie haben mir das Telegramm nicht erklärt. Wer ist Bobbo?“
    Er lachte. „Ein Spitzname für Toby Wolff.“
    „Und wer ist Uncle Sy?“
    Guy sah sich um. Zwei Vietnamesen standen im Schatten eines Baumes, wahrscheinlich Polizisten, die sie schützen oder isolieren sollten. „Onkel Sy war unsere Bezeichnung für die CIA. Das Telegramm war eine Warnung. Die CIA weiß über uns Bescheid und ist im Land. Beobachtet uns vielleicht in diesem Moment.“
    Besorgt sah Willy sich an dem See und im Park um. Ein heiteres Mädchen mit einem konischen Hut fuhr auf einem Fahrrad vorbei. Auf der Wiese drängten sich zwei Verliebte flüsternd aneinander. Eserschien Willy zu perfekt, dieser silbrige See und die blühenden Bäume – abgesehen von den zwei Polizisten, die sie beobachteten.
    „Wenn er recht hat“, sagte sie, „wenn die CIA hinter uns her ist, wie werden wir ihre Agenten erkennen?“
    „Das ist das Problem.“ Guy wandte sich zu ihr, und das Unbehagen in seinen Augen machte ihr Angst. „Gar nicht.“
    Siang kauerte im Schatten und beobachtete die Amerikaner auf der anderen Seite des Sees. Wie leicht wären sie doch im Fadenkreuz eines Gewehrs einzufangen gewesen. Der Mord wäre so einfach gewesen. Was für ein Jammer, dass das nicht mehr der Plan war.
    Die Amerikaner kehrten zu ihrem Wagen zurück, und Siang folgte ihnen auf seinem Fahrrad zum Hotel. Eine Querstraße davor stieg er ab und beobachtete, wie die Amerikaner das Hotel betraten. Sekunden später kam ein schwarzer Mercedes. Die zwei Agenten stiegen aus und folgten den Amerikanern ins Hotel.
    Siang holte ein zusammengebundenes Tuch aus seinem Fahrradkorb, wählte eine schattige Stelle auf dem Bürgersteig und breitete sein mageresWarenangebot aus: Zigaretten, Seife und Grußkarten. Wie alle anderen Händler kauerte er sich auf seine Strohmatte.
    In den nächsten zwei Stunden verkaufte er nur ein einziges Seifenstück, aber das spielte keine Rolle. Er war nur da, um zu beobachten. Und um zu warten.
    Wie jeder gute Jäger verstand Siang es zu warten.

10. KAPITEL
    „Jetzt ist es schon einen Tag her“, flüsterte Willy über den mit einem Öltuch bedeckten

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