Sag niemals STIRB
Tisch des Cafés. „Warum hat niemand Kontakt mit uns aufgenommen?“
„Vielleicht kommen sie nicht an uns heran“, antwortete Guy. „Oder vielleicht nehmen sie uns noch unter die Lupe.“ Er beugte sich zu ihr vor. „Etwas stört mich noch mehr, hat mich von Anfang an gestört. Unser sogenanntes zufälliges Zusammentreffen in Bangkok. Zusätzlich zu einer leichten Paranoia habe ich auch dieses Gefühl von …“
„Zufall?“
„Schicksal.“
Willy schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Schicksal.“
„Du wirst es noch.“ Er starrte in den Zigarettenrauch, der um den Deckenventilatorwirbelte. „Es ist dieses Land. Es verändert einen, nimmt einem den Sinn für Realität. Man beginnt zu glauben, Ereignisse sind dazu bestimmt, dass sie eintreten, ganz gleich wie sehr man sich auch dagegen wehrt. Als wäre unser aller Leben vorgezeichnet, und wir könnten das Buch nicht umändern.“
Ihre Blicke trafen sich über den Tisch hinweg. „Ich habe nie an Schicksal geglaubt, Guy“, sagte sie leise. „Ich glaube nicht daran, dass wir beide füreinander bestimmt sind. Es hat sich einfach so ergeben.“
„Aber irgendetwas – Glück, Schicksal, Verschwörung, wie immer du es nennen willst – hat uns zusammengebracht.“ Er blickte ihr in die Augen. „Von allen verrückten Orten auf der Welt sind wir hier, an demselben Tisch, in demselben schmutzigen vietnamesischen Café. Und …“ Er unterbrach sich. Seine braunen Augen waren warm. Sein schiefes Lächeln schimmerte durch seine Ernsthaftigkeit durch. „Und ich denke, es wird Zeit, dass wir nachgeben und diesem verrückten Drehbuch folgen. Es wird Zeit, dass wir unseren Instinkten folgen.“
Sie blickten einander durch den Rauchschleier an. Und Willy dachte: Ich täte nichts lieber, als meinem Instinkt zu folgen, mit dir ins Hotel zu gehen und mich von dir lieben zu lassen. Ich weiß, ich werde esbereuen. Aber ich will es.
Er griff über den Tisch. Ihre Hände berührten sich. Und als sich ihre Finger ineinander schoben, schien sich ein magischer Kreis zu schließen.
„Gehen wir auf unser Zimmer“, flüsterte er.
Sie nickte lächelnd. Ihr Lächeln war wissend und voll von Versprechungen. Schon jetzt trieben Bilder durch Willys Kopf: Hemden, die langsam aufgeknöpft wurden, Gürtel, die geöffnet wurden. Schweiß, der auf Rücken und Schultern schimmerte. Langsam schob sie ihren Stuhl vom Tisch zurück.
Doch als sie beide aufstanden, hörten sie quer durch den Raum eine erschreckend vertraute Stimme.
Dodge Hamilton schob sich zwischen den Tischen zu ihnen. Blass und verschwitzt sank er auf einen Stuhl neben ihnen.
„Was machen Sie hier?“, fragte Guy erstaunt.
„Ich habe verdammt viel Glück gehabt, dass ich überhaupt hier bin.“ Hamilton wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. „Einer von unseren Motoren hat die ganze Strecke von Da Nang bis hierher eine Rauchfahne hinter sich hergezogen. Ich sage Ihnen, es hat mir gar nicht gefallen, mich schon überall auf einem Berggipfel verstreut zu sehen.“
„Aber ich dachte, Sie wollten in Saigon bleiben“,sagte Willy.
Hamilton schob das Taschentuch in die Brusttasche seines Jacketts zurück. „Wäre ich doch bloß! Aber gestern habe ich ein Telex vom Finanzminister erhalten. Er hat endlich einem Interview zugestimmt. Himmel, ich brauche einen Drink!“ Er deutete auf Willys Glas. „Was haben Sie da?“
„Limonade.“ Willy beobachtete ihn, während er bestellte. „Wie haben Sie uns gefunden?“
„Was? Oh, ganz einfach. Der Mann im Hotel hat mich hergeschickt.“
„Woher wusste er es?“
Guy seufzte. „Offenbar können wir keinen Schritt tun, ohne dass alle es wissen.“
Hamilton runzelte misstrauisch die Stirn, als der Kellner ein Glas Limonade auf den Tisch stellte. „Wahrscheinlich schwimmen irgendwelche tödlichen Bakterien darin herum.“ Er hob das Glas und seufzte. „Warum sollte ich nicht gefährlich leben? Also, auf alle vertrauenswürdigen lljuschins am Himmel! Mögen sie nie abstürzen. Zumindest nicht mit mir an Bord.“
Guy hob sein Glas. „So sei es! Ich würde sagen, von jetzt an halten wir uns alle an Schiffe.“
„Oder Fahrradrikschas“, sagte Hamilton. „Stellen Sie sich vor, Barnard, wir könnten uns quer durchChina radeln lassen!“
„Ich glaube, ihr wärt in einem Flugzeug sicherer“, sagte Willy und griff nach ihrem Glas. Als sie es anhob, sah sie einen dunklen Tropfen von ihrer Serviette auf das Tischtuch fallen. Sie brauchte ein
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