Sag niemals STIRB
würde es merken?“
Noras Stimme bekam einen Unterton von Panik. „Bitte, steigen Sie sofort ein!“
Guy und Willy kletterten auf die hintere Stoßstange und ließen sich zwischen Reissäcke fallen.
„Geduld“, sagte Nora. „Es ist eine lange Fahrt. Essen und Wasser sind da, genug zum Durchhalten.“
„Wer ist der Fahrer?“, fragte Guy.
„Keine Namen. Das ist sicherer.“
„Aber können wir ihm vertrauen?“
Nora schwieg einen Moment. „Können wir irgendjemandem vertrauen?“, sagte sie und riss an der Plane. Die Abdeckung klappte herunter und schloss sie von der Nacht ab.
Es war eine lange Fahrt zurück zu ihrer Wohnung. Nora stellte ihr Fahrrad im Gemeinschaftsschuppen ab und kletterte die wackelige Treppe zu ihrem Apartment hinauf.
Die Tür war unversperrt. Die Bedeutung dieser Tatsache traf sie jedoch erst, als sie schon einen Schritt über die Schwelle getan hatte. Und da war es bereits zu spät.
Die Tür schloss sich hinter ihr. Sie wirbelte herum, als ein Licht aufflammte und ihr voll ins Gesichtschien. Geblendet trat sie in Panik einen Schritt zurück. „Wer … was …“
Von hinten wurde sie brutal von Händen gepackt. Eine Messerklinge glitt leicht über ihren Hals.
„Kein Wort“, wisperte eine Stimme an ihrem Ohr.
Die Person mit dem Licht kam näher. Es war ein großer Mann, so groß, dass sein Schatten die Wand auslöschte. „Wir haben auf Sie gewartet, Miss Walker“, sagte er. „Wo haben Sie sie hingebracht?“
Sie schluckte. „Wen?“
„Sie sind zum Hotel gegangen, um sich mit ihnen zu treffen. Wohin sind Sie von da aus?“
„Ich habe nicht …“ Sie rang nach Luft, als die Klinge plötzlich in ihrer Haut brannte. Sie fühlte, wie ein Blutstropfen warm an ihrem Hals hinunterlief.
„Ganz ruhig, Mr. Siang“, sagte der große Mann. „Wir haben doch die ganze Nacht Zeit.“
Nora begann zu weinen. „Bitte! Bitte, ich weiß nichts …“
„Aber natürlich wissen Sie es. Und Sie werden es uns erzählen, nicht wahr?“ Der Mann zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
Sie sah seine Zähne wie Elfenbein in den Schatten schimmern. „Es ist nur eine Frage der Zeit.“
Um die Mittagszeit begann die Straße, auf der derLastwagen fuhr, anzusteigen.
„Wohin fahren wir?“, fragte Willy.
„Ich glaube, nach Westen. In die Berge. Vielleicht die Straße nach Dien Bien Phu.“
„Richtung Laos?“
„Wo die Maschine deines Vaters abgestürzt ist.“ Guy zog sein schweißgetränktes Hemd aus und warf es beiseite. Die Narbe auf seinem nackten Bauch faszinierte Willy. Sie streckte die Hand aus, überlegte es sich jedoch.
„Schon gut“, sagte er leise und führte ihre Hand zu der Narbe. „Es tut nicht weh.“
„Es muss schrecklich wehgetan haben, als du sie bekommen hast.“
„Ich erinnere mich nicht.“ Bei ihrem verwirrten Blick fügte er hinzu: „Zumindest nicht bewusst. Komisch, wie genau ich mich erinnere, was passiert ist, bevor die Maschine runterkam. Toby saß neben mir und erzählte Witze. Etwas in der Art, dass der Pilot wie ein alter Kamerad von den Anonymen Alkoholikern aussieht. In der Flugschule hatte er gehört, dass die besten Militärpiloten immer die betrunkenen waren. Ein nüchterner Mann würde nicht im Traum einen solchen Schrotthaufen fliegen. Ich lachte, während wir die Rollbahn entlangjagten. Dann …“ Er schüttelte den Kopf. „Es heißt, dass ich ihn aus dem Wrackgezogen habe. Dass ich ihn losgeschnallt und herausgeschleift habe, bevor das ganze Ding in die Luft flog. Sie haben mich sogar einen Helden genannt.“ Er nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. „Was für ein Witz!“
„Klingt danach, als hättest du diese Bezeichnung verdient.“
„Klingt mehr danach, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen und wusste nicht, was ich da tat.“
„Die besten Helden der Welt sind die zögerlichen. Mut ist nicht Furchtlosigkeit. Es ist Handeln angesichts der Angst.“
„Ja?“ Er lachte. „Dann macht mich das zum Besten der Besten.“ Er erstarrte, als der Lastwagen plötzlich langsamer wurde und hielt. Eine Stimme bellte Befehle. Sie starrten einander alarmiert an.
„Was ist das?“, flüsterte Willy. „Was sagen sie?“
„Etwas von einer Straßensperre … Soldaten halten jeden an. Eine Inspektion …“
„Gütiger Himmel! Was machen wir …“
Er hob den Finger an seine Lippen. „Vor uns scheint viel Verkehr zu sein. Könnte eine Weile dauern, bevor sie zu uns kommen.“
„Können wir zurück?
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