Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Delphond zum Wirkungsgebiet für seine Chyyanisten machen. Vielleicht haben sie sich dort bereits eine starke Basis geschaffen.«
»Dessen bin ich nicht so sicher«, sagte Delia besorgt. »Meine Delphondi sind ziemlich träge und lassen sich nicht so leicht anstacheln. Sie ziehen ein bequemes Leben vor, in der Sonne sitzen, plaudern, essen, trinken, singen. Es müßte schon ein sehr schlauer, raffinierter Mann kommen, um sie zu einer Rebellion zu überreden.«
»Makfaril ist schlau und raffiniert. Daß du dich in ihm nicht täuschst!«
»Dann sollten wir sofort nach Delphond aufbrechen.«
»Einverstanden. Aber wir handeln sehr vorsichtig.«
Delia sah mich besorgt an und schüttelte den Kopf. »Was für eine unangenehme Situation! Ich liebe Delphond. Ich bin die Prinzessin des Gebiets und glaube, daß die Leute mich lieben. Und doch muß ich mich wie eine Spionin dorthin zurückschleichen.«
»Genau!« Ich hielt inne und überlegte: »Wenn du andererseits offiziell als Prinzessin kämst, würde das deinen Leuten zeigen, daß du dich um ihr Wohlergehen sorgst. Ich bin überzeugt, daß bisher nur wenige zu diesem verdammten Glauben übergelaufen sind. Du mußt die Sache von außen anpacken, du mußt sie blenden, mußt ihnen zeigen, daß Opaz nach wie vor die Religion ihrer Väter ist. Ja, das ist genau das Richtige. Du bist die Prinzessin von Delphond. Die Leute werden dich wie üblich willkommen heißen. Ich dagegen ...«
»Ja?«
»Ich bin dort nicht so gut bekannt. Gewiß, ein paar Edelleute würden mich erkennen. Ich komme besser inkognito, stelle Fragen und schaue mich um. Darauf freue ich mich jetzt schon. Wir beide, mein Schatz, wir werden die verdammten Chyyanisten bloßstellen, damit wir sie uns dann richtig vorknöpfen können!«
Delia schürzte die Lippen.
»Wir lassen Inch und Seg verständigen, damit sie wissen, was los ist. Seg war ziemlich beunruhigt. Ich glaube, in Falinur gärt es ebenfalls.«
Khe-Hi deutete auf die anderen acht Zeichen. »Wo liegen diese Orte? Mein Prinz, die Antworten müssen gesucht werden, doch ich möchte jetzt schon eine Vermutung äußern. Was die fünf leeren Stellen bedeuten, werden wir wohl nicht erfahren, doch wäre es nicht möglich, daß die leere Fläche in der Mitte für das Zeichen von Vondium reserviert ist?«
Der alte Evold lachte schrill. »Du magst ja ein aufgeblasener Zauberer von Loh sein, San Khe-Hi, aber in diesem Punkt redest du vernünftig.«
Und damit hatte er recht. Wenn Makfaril Vallia vernichten wollte, mußte er auch in der Hauptstadt Fuß fassen. Die Stelle in der Mitte bedeutete Vondium, davon war ich überzeugt. Wie an den Zeichen zu sehen war, gab es bereits einige Niederlassungen des Chyyanismus, aber an der leeren Stelle ließ sich erkennen, daß die Schwarzen Federn sich dort noch nicht etabliert hatten – wo immer sie als nächstes einfallen wollten. Wir hatten also noch etwas Zeit.
»Wir reisen morgen früh ab. Panshi wird heute abend alles arrangieren.«
Es gab noch viel zu tun. Didi mußte in gute Obhut gegeben werden. Drak war zu verständigen, ebenso die Älteren von Valka, die mit ihm die Regierungsgeschäfte führten. Diesmal aber würde die Stromni, die Prinzessin Majestrix, ebenfalls abwesend sein ...
Nachdem die Vorbereitungen beendet waren, gingen wir schlafen. Ehe sie die Augen schloß, drehte sich Delia noch einmal zu mir herum, ihr Haar eine goldene Woge auf dem Kissen. »Wenn wir nach Delphond kommen, muß ich mich wie eine Prinzessin benehmen. Aber mein struppiger Graint, laß dir gesagt sein, daß ich eine Reise zum Tempel von Delia unternehmen werde, um festzustellen, was für Teufeleien du wieder angestellt hast!«
6
Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, zog den zerlumpten braunen Mantel über die rechte Schulter hoch und packte das Bündel fester, das meine weltliche Habe enthielt.
Über die Reling des Flugbootes geneigt, reichte mir Delia den Bambusstab.
»Du siehst wie ein richtiger Landstreicher aus. Schau nicht so finster drein und halte den Blick gesenkt. Die Rolle als armer Wandersmann wird dir nicht gerade leicht fallen.«
»Mag sein, mein Schatz, aber ich habe sie schon so oft gespielt – da werde ich es wohl wieder schaffen.«
Die Trennung von Delia ist stets so schmerzhaft, daß ich mich frage, weshalb ich sie immer wieder freiwillig auf mich nahm. Sollte doch Vallia untergehen! Was machte es mir aus, wenn eine böse Religion alles untergrub – an der Seite meiner
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