Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Die Numim sind Löwenwesen, ein prachtvoller, kräftiger Anblick.
Ich stieg mit meinem Beutel und Bambusstab in den Sattel. »Mein Ziel ist Arkadon, Koter Avandil. Ich habe es eilig. Nochmals danke ich dir für deine Hilfe.« Natürlich konnte er nicht wissen, daß ich nicht ernsthaft in Gefahr gewesen war. Hätten die Rapa-Masichieri wirklich rot gesehen und die scharfen Schneiden ihrer Schwerter eingesetzt, hätte ich den Bambusstab aktivieren und die Sache bereinigen müssen.
»Ich reite schnell, Koter, sage dir also jetzt Remberee. Möge der Allherrliche Opaz über dich wachen.«
»Äh?« sagte er ein wenig verwirrt. Dann brüllte er los: »O ja! Bei Vox! Mit Religion habe ich wenig im Sinn. Der rechte Arm und das Schwert sind die Götter eines echten Vallianers!«
Ich gab der Zorca die Sporen und ritt los. Er folgte mir und hielt Schritt, versuchte jedoch nicht mit mir zu sprechen, was ohnehin im vollen Galopp nicht einfach gewesen wäre.
Der wilde nächtliche Ritt durch Vallia unter den kregischen Monden war irgendwie unheimlich. Das Hufgetrappel der Zorcas, der Wind in unseren Ohren und das dröhnende Auf und Ab des Rittes waren die einzige Verbindung zur Realität. Erleichtert sah ich die Umrisse Arkadons vor dem Glitzern der Sterne erscheinen und erkannte nach kurzer Zeit das Rund der Mauern und einige Lichter in Türmen und Fenstern.
Wir machten vor dem Tor genügend Lärm, um den schläfrigen Wächter herbeizurufen, der uns zunächst zum Schweigen bringen wollte. Wir vermochten den Wächter und seinen Kommandanten schließlich zu überzeugen, daß wir keine Sklavenhändler oder Banditen waren. Der Ob-Deldar gab sich erstaunlich mißtrauisch. Meine bisherigen Erfahrungen in Delphond hatten mich annehmen lassen, daß die aufgeschlossenen Leute hier selbst einen Haufen Kataki-Sklavenjäger mit einem Krug Bier begrüßt hätten.
Ungeduldig brüllte Rafik Avandil los: »Öffnet die Tore, ihr Onker! Los, sonst lasse ich dir den Deldar-Rang abreißen!«
Schließlich öffneten sich die Tore, ohne zu quietschen, und gaben uns den Weg frei auf eine kopfsteingepflasterte Straße.
»Ich brauche ein Bad, etwas zu essen und ein Bett!« brüllte Rafik. »Du sicher auch, alter Mann!«
»Vielen Dank, Koter Avandil. Aber ich muß erledigen, was ich mir vorgenommen habe. Vielleicht ...«
»Aye! Ausgezeichnet!« Er schwenkte energisch die Hand und deutete auf die Wächter, die sich mürrisch in den Wachraum unter dem Bogen zurückzogen. »Diese Südländer sind schlaff! Bei Vox! Ich bringe sie auf Trab!« Die Worte schienen seine Laune zu verbessern: »Wir treffen uns morgen in der Schänke, die so tut, als sei sie in Mode – Larghos Laufender Sleeth! «
»Bis morgen dann, Koter Avandil, im Laufenden Sleeth .«
Er schlenderte davon und stimmte eines seiner frechen Numimlieder an, die mich immer an Rees und Chido und unsere wilden Tage in Ruathytu erinnern. Ich zog los, um mir für den Rest meiner nächtlichen Aufgabe Männer, Reittiere und Waffen zu besorgen.
Dazu mußte ich mich dem Stadtgouverneur zu erkennen geben und brachte es fertig, ihm die Dringlichkeit meines Anliegens glaubhaft zu machen. Nach kurzer Zeit ritt ich auf einer frischen Zorca an der Spitze aller Zorcareiter, die der Gouverneur erübrigen konnte, elende dreißig Mann, die schläfrig und fluchend in den Sätteln hingen und sich bemühten, die Nachwirkungen des Alkohols loszuwerden.
Die Frau der Schleier verschwand unter dem Horizont, und die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln würde ihr bald folgen, dann würden die Sonnen aufsteigen und einen neuen Tag über Kregen bringen. Zur Morgenstunde erreichten wir den Tempel von Delia. Barsch gab ich den Befehl zum Absitzen und ließ die Männer sofort ausschwärmen und den noch überdachten Mittelbau umstellen.
Vögel zwitscherten fröhlich in den Bäumen – und das machte mich sofort mißtrauisch.
Wir drangen in den Tempel ein, bereit, die Gemeinde in ihrer blasphemischen Anbetung der Schwarzen Federn des Großen Chyyan zu überraschen. Doch der Saal war leer. Wir suchten alle Trümmerhaufen ab, fanden aber nichts. Es gab keinen Hinweis darauf, daß sich hier in den letzten tausend Jahren ein Lebewesen befunden hatte.
»Es will mir scheinen, Prinz, als wäre unser Ritt sinnlos gewesen.«
Der Hikdar war ein wenig mürrisch.
»Die Vögel sind ausgeflogen, Hikdar, das räume ich ein. Aber was die Sinnlosigkeit des Rittes angeht, so wirst du wohl ein besseres Frühstück bekommen, als dir
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