Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
warf mir den Beutel über die Schulter und griff nach dem Bambusstab, den ich auf den Tisch gelegt hatte.
Es gibt nun mal Menschen, die die Hände von keinem Risiko lassen können. Larghos trat mit gerötetem Gesicht und schwer atmend zurück, bereit, mich ohne weitere Umstände gehen zu lassen. Nicht so der Gast am Nachbartisch, der die Szene mit funkelnden Augen verfolgt hatte.
Er war jung, dicklich, von aufrechtem Wuchs, doch umgab ihn die vertraute widerliche Aura korrupter Macht.
»Nath und Cochu sollen den Mann auspeitschen, ehe er gehen darf, Larghos! Der Rast hat eine Lektion verdient, wenn er uns anständigen Leuten seine verdreckte Erscheinung aufzwingt.«
»Ich bin nicht verdreckt, Dom«, sagte ich.
Er stemmte sich langsam aus seinem Stuhl hoch. Er trug modische, bunte Kleidung. Sein Rapier war sehr lang und der Griff mit Edelsteinen verziert. Wer er auch sein mochte – ein Bürger Arkadons war er nicht.
Larghos begann die Hände zu ringen. »Bitte, Jen, meine Männer werfen ihn hinaus!«
»Still, du Cramph!« Der junge Lord – Larghos hatte ihn mit Jen angeredet, was in Vallia diesem Titel entsprach – trat zwei Schritte vor. Die Krüge auf dem Tisch verrieten mir, daß er schon früh am Morgen eine Menge Wein getrunken hatte. Er hatte also auch dieses Problem.
Sein rundliches Gesicht war hektisch gerötet. Seine beiden Gefährten hetzten ihn mit passenden Bemerkungen noch weiter auf.
Sinnlos, diesem jungen Burschen sagen zu wollen, daß ich der Prinz Majister von Vallia war – er gehörte der Racterpartei an und hätte sich dann nur um so lieber mit dem Schwert auf mich gestürzt.
Nath und Cochu tauchten auf, muskulöse Apims in gestreiften Schürzen. Larghos wollte ihnen etwas sagen, doch der junge Lord brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich kümmere mich selbst um den Cramph. Sein Benehmen gefällt mir nicht!«
Überzeugt von seiner Überlegenheit gegenüber dem gekrümmten Burschen in dem braunen Mantel, tänzelte er um mich herum und schlug mit der Faust zu, eher kraftvoll als geschickt. Ich wich dem Hieb aus und trat gelassen vom Tisch zurück. Der Bambusstock lag in meiner rechten Hand. Meine Finger hatten sich um das geriffelte dicke Ende gelegt.
Der junge Schnösel drehte durch. »Seht ihr das?« brüllte er zornig. »Dieser Calsany bedroht mich mit seinem Stock! Ein verlauster Tapo wagt es, einen Stock gegen mich zu erheben, den Trylon von Tremi! Dem räudigen Burschen zapfe ich Blut ab!« Mit diesen Worten zog er sein Rapier und nahm die Kampfstellung ein.
Ich seufzte in ehrlichem Bedauern.
Er stürmte los, und ich parierte mit dem Bambusstab. Gewisse Grundkenntnisse mit dem Rapier traute ich ihm zu; wie gut er in einem ernsthaften Kampf war, der über trunkene Wirtshaushändel hinausging, wußte ich nicht.
Als er feststellte, daß er entgegen seinen Erwartungen mit seinem Rapier nicht an mich herankam, steigerte sich seine Wut noch mehr. Grellrote Flecken erschienen auf seinen Wangen, seine Augen funkelten, seine Lippen zuckten. Seine Freunde am Tisch trugen mit ihrem Lachen nicht gerade dazu bei, daß er sich beruhigte.
Er stürmte auf mich zu, verhakte sich mit dem Fuß in einem der eleganten Stühle und fiel nach vorn. Instinktiv fuhr sein linker Arm hoch. Er erwischte den Bambusstab. Sein Gesicht nahm einen bösartigen Ausdruck an.
»Jetzt habe ich dich, du Cramph!«
Er versuchte mir den Stock aus der Hand zu winden und mir dabei durch das Gesicht zu fahren. Dabei verdrehte er den Bambus. Ich spürte das Klicken und die glatte Bewegung geölten Metalls. Er torkelte zurück, den hohlen Bambus umfassend. Die Zuschauer japsten, als der törichte junge Trylon auf diese Weise die Klinge bloßlegte.
In meiner rechten Faust hielt ich den geriffelten Holzgriff. Zwei Fuß langer geölter Stahl schimmerte im Licht vor Fenster. Die Klinge war von Naghan der Mücke in Esser Rarioch geschmiedet worden. Wir hatten in kunstvoller Arbeit einen Schutz aus Bambusrohr – auf Kregen nur Rohrholz genannt – gefertigt. Die Klinge funkelte. Der Trylon von Tremi starrte darauf, und sein Gesicht war eine Karikatur unbeherrschten Zorns.
»Du mörderischer Rast! Jetzt spieße ich dich ohne Umschweife auf!«
Während er Anstalten machte, dieser Ankündigung wie ein Wahnsinniger nachzukommen, standen auch seine Gefährten auf und zogen die Waffen. Einer kam von der einen Seite, der andere nahm mich von der anderen in die Klemme.
Wenn ich schon ein bißchen Bewegung haben
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