Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
sich vor allem auf gewisse Tricks und Möglichkeiten besinnen.
Wir stießen an einer Krümmung der staubigen Straße aufeinander, wo das Kornfeld in eine Gregarianpflanzung überging. Die Zorcareiter galoppierten herbei, um mir den Weg zu versperren. Das Mondlicht schimmerte auf ihren Klingen.
Sie trugen schwarze Uniformen mit Lederbesatz, und an die Helme hatten sie schwarze Federn gesteckt. Es waren Rapas. Die geierköpfigen Diffs sahen mich selbstbewußt an. Auch diese Rapakämpfer waren Masichieri, daran zweifelte ich nicht. Ich sagte mir, daß sie von Phu-Si-Yantong gegen mich ausgeschickt worden waren, nachdem seine Erscheinung mich beobachtet hatte. Allerdings hatte er es meines Wissens nicht auf mein Leben abgesehen.
Ich hatte aus einem mitgehörten Gespräch erfahren, daß der Zauberer die Herrschaft über Vallia anstrebte, wobei er mich als seine Marionette vorschieben wollte. Nun, versuchen konnte er es. Auf jeden Fall hatte er wohl seinen Untergebenen den Befehl gegeben, mich nicht zu töten.
Brüllend spornte ich den Hirvel an und ließ den Bambusstock um den Kopf kreisen.
Ein flotter Angriff konnte mich durch die Gruppe hindurchtragen, dabei fielen vielleicht zwei oder drei Gegner aus dem Sattel, so daß ich es dann nur noch mit drei Mann zu tun haben würde.
Elegant fächerte sich die Gruppe auf. Die ersten Hiebe regneten herab, die Thraxter wurden mit der Breitseite benutzt. Der Bambusstab vermochte solche Hiebe abzuwehren, ohne durchgetrennt zu werden. Ich hieb das Ende des Bambus gegen einen Schnabel und hörte den schrillen Schmerzensschrei des Rapas. Ich fuhr herum, stieß einem zweiten Gegner den Stock in den Unterleib und duckte unter einer herbeizischenden Klinge hindurch. Der Hirvel drängte sich seitlich gegen eine Zorca, deren Reiter einen Augenblick lang nicht im Gleichgewicht war. Ehe er sich versah, hatte ich ihn am Arm gepackt und aus dem Sattel gezerrt. Inmitten aufwirbelnder schwarzer Federn kam er unter die Hufe.
Wie aus dem Nichts sauste ein Parierstab herab und krachte gegen meine Schulter. Der Aufprall lähmte meinen linken Arm. Ich gab Weißhuf die Sporen, und er stolperte vorwärts. Im nächsten Augenblick dröhnte eine Stimme durch das Lärmen.
»Halt, ihr Cramphs! Erwehrt euch eines Schwertkämpfers, ihr gemeinen Bösewichte!«
Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen Zorcareiter, der zwischen die Rapas fuhr. Er trug eine Metallrüstung und einen Metallhelm – eine Erscheinung, die im Licht der Monde golden schimmerte. Er führte ein schweres gerades Schwert, einen Clanxer aus Vallia, und tötete den ersten Rapa auf sehr blutige Weise.
Der Rapa neben mir ließ Weißhufs Zügel los und zog seine Zorca zur Seite. »Du sollst keine ...« Und der Clanxer tat sein Werk. Der Mann – ein Numim mit goldener Mähne unter der Rüstung, brüllte: »Ich soll wohl keine Räuber an ihrem Tun hindern, meinst du das, Tapo? Ich werd's euch zeigen!«
Der Numim, dessen Löwengesicht zornig verzogen war, dessen lange Backenhaare sich sträubten, hämmerte sein Schwert auf den Lederhelm eines weiteren Rapa. Die vogelähnlichen Diffs hatten genug. Sie zogen die Tiere herum, gaben ihnen die Sporen und galoppierten davon. Zwei hielten sich nur noch mit Mühe im Sattel.
Fluchend blickte der Numim ihnen nach.
»Ich muß dir danken«, begann ich, wie es angemessen war.
»Keine Ursache, guter Mann. Ein Wanderer hat Anspruch auf den Schutz eines Koters aus Vallia.«
Er hob den Arm und ergriff die Zügel einer Zorca, in deren Steigbügeln ein toter Rapa hing.
»Llahal und Lahal«, sagte ich und leitete damit das allgemein gebräuchliche Pappattu ein. »Ich bin Nath die Mücke.« Ich sprach die Worte hastig, beinahe ohne nachzudenken. Meine Tarngeschichte als mittelloser Wanderer paßte im Augenblick noch recht gut in meine Pläne.
»Llahal und Lahal. Ich bin Koter Rafik Avandil.« Er sagte weiter nichts, doch ich wußte, warum er den Titel so betonte. Auf einen armen Wanderer mußte dieser Rang schon großen Eindruck machen.
Langsam, doch ohne zu zögern, stieg ich von Weißhuf ab. Der Hirvel hatte mir nach bestem Können gedient. Ich ergriff die Zügel der einzigen anderen Zorcas, die von den Rapas zurückgelassen worden war. Koter Rafa Rafik schaute zu. Wenn er beide Tiere für sich beanspruchen wollte, würde er kämpfen müssen. Doch er sagte nichts.
Numim sind laut und prahlerisch; sie haben ein goldenes Fell, eine mächtige blonde Mähne und einen struppigen Schnurrbart.
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