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Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Logik sagte mir, daß ich wohl wirklich denkbar verdächtig aussah: ein zerlumpter alter Wanderarbeiter, barhäuptig und barfuß, auf einer ziemlich guten Zorca. Ja. Diese Landleute mochten annehmen, es sei ihre Pflicht, mich anzuhalten und auszufragen. Sicher gab es eine Belohnung, wenn die Zorca ihrem Eigentümer zurückgebracht wurde. Sie konnten ja nicht wissen, daß der Rapa-Masichieri, dem das Tier gehört hatte, mit seinem Blut einen staubigen kregischen Weg tränkte.
    Aber sie hatten mich nicht angehalten. Wenn man es genau bedachte, hatten sie eine dermaßen weitgehende Vorsicht an den Tag gelegt, daß man fast schon von Angst sprechen konnte.
    Und das im Süßen Delphond, im Gesegneten Delphond, dem Garten Vallias!
    Der zweite interessante Umstand lag darin, daß diese Leute ihre faule Gleichgültigkeit abgeworfen hatten. Die Männer hatten wachsam und kampfbereit gewirkt – für mich eine neue und überraschende Feststellung, die sich von dem sonstigen Bild, das ich mir über die Delphondi gemacht hatte, sehr unterschied.
    Weiter vorn an der Straße kamen die Lehmmauern einer Landschänke in Sicht, ein rotes Ziegeldach, mit Türmchen versehen, die verdrehten Schornsteine zum Willkommensgruß erhoben. Kein Rauch stieg zum Himmel empor. Zims rotes Licht fing sich in einer Fensterscheibe und wurde reflektiert. Ich richtete mich im Sattel auf. Hier wollte ich mein Versäumnis des Morgens wiedergutmachen und endlich ausgiebig frühstücken.
    Fröhlich ritt ich näher, mußte aber feststellen, daß das Lokal verlassen war; die meisten Fenster waren eingeschlagen, die Türen hingen schief in den Angeln, Unkraut überwucherte den sauber eingezäunten Garten. Ich fluchte laut.
    »Bei Vox!« sagte ich. »Beim aufgedunsenen Bierbauch von Makki-Grodno!«
    Da meldete sich eine Stimme hinter einer Ecke der Schänke. Ich war abgesprungen und losgestürmt, ehe die letzten Worte erklungen waren.
    »Was für ein Temperament«, sagte die Stimme leichthin. »Wenn dir ein Llahal und ein Schluck Wein recht wären, so würde mich das freuen.«
    Den Bambusstab vorgestreckt, blickte ich um die Ecke. Dort saß ein Mann auf einem Haufen alter Säcke und streckte mir eine lederne Weinflasche entgegen.
    »Für Wein ist es eigentlich zu früh«, sagte ich ein wenig mürrisch. »Aber Llahal, ich danke dir und nehme einen Schluck.«
    Ich ergriff die Flasche. Der Wein war angenehm kühl – ein leichter weißer Unction; der Bursche mußte also ein paar Silbermünzen im Beutel haben. Ich betrachtete ihn. Er wirkte jung und hatte ein fröhliches Gesicht, mit funkelnden Augen und einem amüsiert verzogenen Mund. Er trug eine einfache braune Tunika und halblange Hosen. Seine Stiefel waren nicht schwarz, sondern ebenfalls braun und ziemlich verstaubt. Er hatte einen Beutel und einen Stab, und an seinem Gürtel hing eine Tasche aus Lestenleder.
    Ich gab ihm die Weinflasche zurück. »Vielen Dank, Dom.«
    »Ich bin Covell. Man nennt mich Covell mit der Goldenen Zunge.«
    »Ich habe von dir gehört«, sagte ich erfreut. »Ganz Vondium preist dein neuestes Gedicht – ›Verlorene Zeit wird wieder aufgeholt‹ heißt es wohl. Ein schönes Gedicht.«
    Er lachte fröhlich und trank einen kleinen Schluck Wein.
    Covell war Dichter. Ich sah, daß er das unkonventionelle Leben liebte, um die Erfahrungen zu sammeln, die er in seine Verse einfließen ließ. Einige der älteren und strengeren Kritiker Vallias verurteilten sein Werk als leichtgewichtig, doch Covells Anhänger bezeichneten diese Männer als versteinert.
    »Was führt dich her? Ist Vondium wieder einmal zu heiß für dich?«
    »Du kennst mich also? Ja, ein Schänkenstreit und ein Onker mit einem Messer im Wanst – er ist nicht gestorben. Die Wächter aber wollten mich verhören, und daran hätte ich keinen Spaß gehabt. Deshalb nahm ich meine Reise wieder auf.«
    »Wer mag so etwas schon? Ich bin Nath die Mücke, und ...«
    »Und«, sagte er leichthin und stand auf, »du bist kein Arbeiter, nicht einmal ein Landarbeiter oder Viehtreiber. Was immer du bist – Mücke ist nicht der richtige Name für dich, Dom.« Bei seinen Worten fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, gekrümmt zu gehen. Er lachte nur. »Ich habe meinen Hirvel im Schatten angebunden. Reiten wir zusammen. Ich habe etliche schlimme Geschichten über das Gesegnete Delphond gehört.«
    Seine Worte halfen mir bei der Entscheidung. Wenn Delia nicht wußte, was in ihrer Heimat vor sich ging, mußte ich Näheres

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