Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
leise miteinander lachten.
Nach einiger Zeit kam eine Frau heraus, die ich nur Mutter Oberin nennen kann, obwohl das nun wirklich nicht ihr Rang war.
»Kadar der Schmied?«
»Kadar der Hammer, wenn es dir recht ist, Lady.«
Sie nickte und musterte mich. Ihr glattes Gesicht unter der roten Kappe verriet gelassenes Selbstvertrauen. Dieser Frau konnte ich vertrauen, so wie ein Mann überhaupt einer Frau vertrauen konnte. Ich teilte ihr meinen Wunsch mit. Sie lachte nicht, doch ihre Augenwinkel verrieten ihre Empfindung.
»Du weißt sicher, daß das unmöglich ist.«
»Ich möchte ja nur mit der Leiterin der Schwestern sprechen. Das ist alles. Wenn gewünscht, könnt ihr mir auch eine Augenbinde umlegen. Aber ich muß mit ihr sprechen. Es ist mir sehr wichtig.«
»Ist es auch für die Schwestern der Rose wichtig?«
»Das weiß ich nicht. Ich nehme es an.«
»Du bist wenigsten ehrlich. Aber ich kann dir deinen Wunsch nicht erfüllen. Jetzt geh in Frieden, Kadar der Schmied.«
»Kadar der Hammer. Also schön, ich gehe. Aber ich gebe nicht auf.«
Doch sie wandte sich ab und machte ein Zeichen, und schon richteten sich vier gespannte Metallbögen auf mich, gehalten von jungen Mädchenhänden, darin vier gefährlich schimmernde Stahlpfeile – ich verstand den Wink. Schließlich hätte ich wohl ähnlich reagiert, wenn eine wandernde Zigeunerin zu mir gekommen wäre und mich gebeten hätte, den Ersten Abt der Krozairs von Zy zu sprechen. Ich zog mich zurück.
Jetzt mußte ich meinen letzten Trumpf ausspielen. Ich hatte es nicht gewollt, denn Katrin Rashumin war zwar eine gute Freundin Delias gewesen und hatte im Hinblick auf ihr Inselkovnat Rahartdrin manchen guten Rat von uns bekommen, doch hatte ich sie aus den bekannten Gründen lange nicht mehr gesehen und wußte nicht, wie sie im Augenblick stand. Aber ich mußte es versuchen.
Eine kurze Rückfrage ergab die Information, daß die Kovneva von Rahartdrin sich in Vondium aufhielt.
Ich begab mich zu ihrer vornehmen Villa, deren Pförtner mich mißbilligend musterte.
»Verschwinde, Rast! Wir haben unseren eigenen Schmied, den jungen Bargon den Amboß! Der würde dich in Stücke reißen!« Ich seufzte und marschierte weiter.
Die Mauer des Anwesens verlief ein Stück weit parallel zur Straße und bog dann im rechten Winkel ab, um im Walde zu verschwinden. Weiter oben am Hang lag die verlassene Villa von Kov Mangar dem Abtrünnigen. Ich glitt zwischen den Bäumen hindurch und fand nach kurzer Zeit eine Stelle, an der ich hinüberklettern konnte. Das bereitete mir keine Mühe. Ohne offensichtliche Anzeichen der Eile wanderte ich schließlich durch einen großen Nutzgarten voller Salate und Gregarians und Squishes. Ich pflückte mir im Gehen eine Handvoll Palines.
Vor mir sah ich den Eingang zur Küche, und als ich eben eintreten wollte, kamen ein Brokelsh-Wächter und eine junge Brokelsh-Küchensklavin ins Freie. Der Mann, ein großer Bursche, über und über mit borstigem Haar bedeckt, ließ unter der Rüstung seine Brust anschwellen. Offensichtlich wollte er dem Mädchen etwas bieten.
»Was suchst du hier, Onker?«
Ich ging das Risiko ein und sagte: »Bei den Schwarzen Federn, Dom! Es freut mich, dich zu sehen! Wo liegen denn die Ställe?«
Bei diesen Worten beruhigte er sich sofort wieder. Meine Erleichterung über die Vermeidung der Auseinandersetzung wurde nur durch mein Unbehagen getrübt. Der Chyyanismus war schon bis in diese große Adelsvilla vorgedrungen! Der Tempel des Großen Chyyan hatte Vondium längst erreicht. Soviel zu den Wachsamkeitsversprechungen der Racter!
Ich ließ mir zeigen, wie ich zu den Ställen kam, und machte mich auf den Weg, bog dann nach rechts ab und fand eine schmalere Tür in der Nähe der Ställe. Der Zugang zur Villa war allerdings erst möglich, nachdem ich einen Fristlewächter in den Schlaf geschickt hatte; ich ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Dann trat ich hastig ins Haus, ohne mich umzusehen, und begann nach Katrins Gemächern zu suchen. Ich wollte nicht zuviel Unruhe stiften, doch ganz ohne ging es nicht.
Ein stämmiger Womox, der seine mächtigen Hörner mit Golddraht umwunden hatte, bellte mich an, und ich mußte ihn anspringen und einschläfern. Seine Rüstung paßte mir mehr oder weniger. Sie hing locker um meine Hüfte, doch an der Schulter saß sie einigermaßen fest.
So setzte ich meinen Besuch als Wächter von Kovneva Katrin fort. Die Farben Rahartdrins sind Gelb und Grün, darüber ein schräger roter
Weitere Kostenlose Bücher