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Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Zeiten änderten sich anscheinend.
    »Da ihr beiden kein Gold nehmen wollt, sollt ihr dies haben!«
    Gewiß, es war töricht und tollkühn. Noch während ich dem linken Chulik den Stab aus der Hand riß, seinem Gefährten damit hinters Ohr schlug und ihm das Bronze-Ende in die harten Unterleibsmuskeln stieß, dachte ich reumütig darüber nach, daß ich in letzter Zeit entschieden zu gesprächig war. Bei Zair, das sollte sich ändern!
    Ich gab jedem der beiden einen rücksichtslosen Klaps unter den Helmrand, um mir meiner Sache ganz sicher zu sein, und ließ sie schlummern. Dann stieß ich die Balasstür auf. Im gleichen Augenblick hörte ich ein Aufkeuchen, drehte mich sofort zur Seite und sah nur noch die langen goldenen Fellbeine und den entzückenden Schwanz einer Fristle-Dame hinter einem Pfeiler verschwinden, auf dem sich Friese mit Strigicaws und Shonages erstreckten. Schon wurde die Tür heftig zugeknallt. Ich versuchte ihr nicht zu folgen. Statt dessen lief ich die überraschend leere Chemzitische Treppe hinauf. Normalerweise standen alle Balasstüren offen, und im Verlauf der Treppe drängten sich Höflinge und Bittsteller, Rechtsanwälte und Edelleute, die ihre Anliegen beim persönlichen Stab des Herrschers hatten.
    Die hochgestellten Edelleute, die Zugang zum Herrscher hatten, waren nun aber auf wenige große Säle beschränkt. Ich erstieg schmalere Treppen, überquerte einen marmornen Balkon und schaute im Gehen auf sie hinab. Aus allen Teilen des vallianischen Reiches waren die hohen Herren und Damen nach Vondium gekommen, um in der letzten Stunde des Herrschers zugegen zu sein. Jeder von ihnen hatte persönliche Gründe: Gier, Ehrgeiz oder Angst. Beim Anblick dieser Versammlung wartenden Hochadels kräuselte ich unwillkürlich die Lippen. Eine hübsche Gesellschaft! Keiner von ihnen, so stellte ich mir vor, verschwendete auch nur einen Gedanken des Mitgefühls an Delia, die Prinzessin Majestrix. Niemand dachte einen Augenblick daran, daß hier ja der Vater eines Mädchens im Sterben lag.
    Aber das stimmte sicher nicht ganz; Edelleute wie Farris würden sich darüber Gedanken machen. Viele der Anwesenden erkannte ich. Einige habe ich Ihnen bereits auf diesen Bändern vorgestellt, andere werde ich wie bisher näher beschreiben, wenn sie in den Vordergrund der Ereignisse treten. Und ich dachte daran, daß ich ja der neue Dray Prescot sein wollte, der ruhige, gelassene, friedliebende Mann, der erst sprach und dann handelte. Wenn der Herrscher starb, bestand die Gefahr, daß in den Straßen der Hauptstadt Blut floß. Alle wußten, daß viele Interessengruppen auf den Moment des Zuschlagens warteten. Und wie bei allen Verzweifelten, die sich zusammengefunden haben und auf ein bestimmtes Ereignis warten, hielt sich jede Partei für die stärkste, für die Partei mit der besten Ausgangsposition oder mit dem größten moralischen Anspruch. Ein unabhängiger Beobachter konnte für die Zukunft nur mit tragischen Entwicklungen rechnen.
    Aber natürlich gab es nur wenige unabhängige Beobachter, zu denen ich, Dray Prescot, schon gar nicht zählte. Oh, ich versuchte natürlich neutral zu sein. Ich redete mir ein, ich wollte mit all den Dingen nichts zu tun haben. Doch ich wußte genau, sollte irgendein muskulöser Strolch zu stehlen versuchen, was Delia oder meinen Kindern gehörte, dann würde all meine hübsche Gelassenheit schwinden und der alte unbeherrschte Dray Prescot wieder zum Vorschein kommen.
    Es war unvermeidlich, daß ich schließlich von vier Chulikwächtern vor einer von Gold und Smaragden eingefaßten Elfenbeintür aufgehalten wurde. Sie trugen Rot und Schwarz, hielten dreizackige Stäbe in den Händen und waren noch weniger höflich als die letzten. Ich besann mich auf meinen Wunsch, als vernünftiger Mann zu erscheinen, und versuchte mit ihnen zu reden.
    Der Stab zuckte mit tödlicher Genauigkeit auf mich zu, das verzierte, gewundene Gebilde sollte mir das Bewußtsein rauben, damit mich die Wächter problemlos in die Verliese schaffen konnten. Ich unterlief den Hieb, packte den Stab, entwand ihn dem Wächter und hielt ihn parallel zum Boden. Dann stieß ich damit zu. Der Chulik taumelte gegen die Tür. Nicht nur wegen meines Hiebes, sondern auch vor Überraschung wurde ihm der Atem knapp.
    Seine Kameraden wollten sich sofort auf mich stürzen, woraufhin ich nicht ohne Bedauern den Stab auf ihre Schädel niedersausen ließ. Als der letzte zu Boden ging, hörte ich eine energische, barsche Stimme

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