Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
sind.«
»Ich respektiere die Todalpheme zu sehr, um den Preis von Geschenken zu errechnen«, äußerte ich direkt, entschlossen, wohlüberlegt. »Nicht auf den Wert kommt es an.«
Er zeigte mir das vage kleine Lächeln, mit dem der Asket auf die genußsüchtigen Torheiten der Welt herabsieht. Ein großgewachsener, ernster, würdevoller Mann, Akhram, beinahe hundertundachtzig Jahre alt, in seinen besten Jahren, viel Arbeit noch vor sich. Ich will die Verhandlungen im Akhram von Denrette nicht ausführlich beschreiben. Man ließ mich eine Weile warten, damit ich zur Besinnung kam, und deutete dann an, wenn ich eine Heilung suche, sei es doch wohl besser, Ärzte zu konsultieren oder mir seelische Hilfe bei den vielen Bengs und Bengas zu suchen, die Wunder tun könnten. Akhram selbst schien sich mit der Zeit ein Bild von mir zu machen und ließ sich im Gespräch davon überzeugen, daß mein Wunsch, die Lage Aphrasöes zu erfahren, keine tiefergehenden Gründe hatte. Er nickte und legte das Halsband auf den kostbaren Stapel.
»Wir, Amak«, sagte er, »sind keine rotgegürteten Todalpheme. Du wirst sie finden. Sie kennen das Geheimnis. Wir können dir nur die Richtung weisen.«
Er nannte mich Amak, weil ich natürlich wieder meine Identität als Hamun ham Farthytu, des Amak aus dem Paline-Tal, angenommen hatte. Natürlich war der Titel vorgeschoben, doch als Hamun ham Farthytu war ich durchaus eine reale Person mit einer wirklichen Identität und vermochte mich als solcher frei in Hamal zu bewegen, in dem mächtigen Reich, das meiner Heimat Vallia feindlich gesonnen war. Aber so ist das, wenn man ein Spion ist.
Er verstand, warum ich auf Eile drängte, denn der Kranke, den ich so sehr liebte – und andere ebenfalls, so fügte ich vielsagend hinzu –, sei eine sehr hochstehende Persönlichkeit, und es wäre sicher nicht übertrieben zu behaupten, daß Hamals Zukunft zu einem großen Teil von der Gesundung des Mannes abhinge. Darauf antwortete er mit einem feinen herablassenden Lächeln: »Wir haben diese Information schon einmal aus der Hand gegeben, für einen Preis. Es ist ein mühsamer Weg zum Ziel; doch wir haben Kenntnis von Abkürzungen. Ich glaube ...«
»Für Hamal, Akhram«, sagte ich so ernst ich konnte.
»Ja.« Als er mir weitere Einzelheiten offenbarte, verstand ich, warum mir bisher noch niemand begegnet war, der von rotgegürteten Todalphemen gehört hatte. Wieder einmal sollte mich meine alte Glaubensfarbe heimsuchen. Ich lächelte nicht, sondern griff nach der Karte, die Akhram mir zeigte, und prägte mir mit seemännischer Erfahrung die Einzelheiten ein. Geradewegs nach Westen, westlich des Tamish-Kanals von Havilfar, unterhalb der verbotenen Insel Zamba lag die Insel Bet-Aqsa.
Dorthin mußten wir uns sofort begeben, um die Todalpheme mit den roten Gürteln nach der Lage von Aphrasöe zu fragen.
Ich hörte mir an, was Akhram mir in dem Bibliotheksgewölbe zu sagen hatte, in das wir uns wegen der Karte begeben hatten, und ich ahnte, daß er gar nicht wußte, wie das Geheimnis in die Hände der Todalpheme von Hamal gefallen war. In einem so mächtigen Reich erschien es mir logisch, daß solche Informationsbruchstücke, solche Geheimnisse aus den vier Winkeln des Kontinents hierher gelangten. Vielleicht wußten auch einige Todalpheme unten in den Ländern der Morgendämmerung, daß den Todalphemen von Bet-Aqsa ein Ort bekannt war, wo wundersame Heilungen bewirkt wurden. Im Augenblick ging es mir nur darum, mein Flugboot so schnell wie möglich zu den Risshamal-Inseln zu bringen.
Immer mehr festigte sich meine Entschlossenheit, die Folgen abzuwenden, die der Tod des Herrschers heraufbeschwor, daß in den Straßen Vallias Blut floß und die Bevölkerung unter Hunger und Sklaverei und allerlei anderen Scheußlichkeiten zu leiden hatte.
Nach gebührendem Abschied verließ ich schnellen Schrittes das Akhram und wanderte den Felspfad hinab zu meinem wartenden Flugboot.
Die Risshamal-Inseln sind eine Anzahl langer, fingerähnlicher Felserhebungen, Landzungen, Untiefen und Riffe, die aus der Nordostecke Havilfars ragen. Ich war dort einmal mit der alten Ovvend Barynth gestrandet. Wegen bestimmter Männer, die uns helfen konnten, hatten wir diesen Treffpunkt vereinbart. Als ich das Flugboot in das helle Licht von Antares emporsteigen ließ, fragte ich mich, wer meine Freunde zur Insel der Yuccamots bei den Risshamal-Inseln geführt hatte.
Ich steuerte in östlicher Richtung über das funkelnde Meer,
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