Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
richtig war. Als Amak von Vellendur hatte er eigene Aufgaben. Bedrückt fuhr ich fort: »Wir müssen den Herrscher nach Aphrasöe schaffen, nichts darf das verhindern. Nichts! Das Schicksal von ganz Vallia hängt davon ab. Solange der Herrscher nicht gesund auf den Thron zurückgebracht wird, herrschen in Vallia Anarchie und Blut.«
Meine harten kregischen Krieger verstanden solche Worte. Ich konnte die abschließenden Vorbereitungen getrost ihnen überlassen. Waffen, Nahrung, Proviant, Kleidung – darum würde man sich kümmern. Was Flugboote anging – nun, die riesigen Himmelsschiffe, die Inch und Seg dem Herrscher gestohlen hatten, um mich aus Zandikar zu retten, waren zurückgegeben worden, nicht ohne ein paar passende Worte des alten Teufels. Wir würden also in kleineren Vollern fliegen; trotzdem handelte es sich um große, gut gebaute Fahrzeuge mit Ersatz-Silberkästen, die den Flug sicher machen würden.
Die Vorräte mußten ausreichen, damit wir einer Belagerung widerstehen konnten. An Waffen wollten wir ein ganzes Arsenal mitführen, denn so handeln Kreger nun einmal. Alles in allem waren wir eine recht angeregte Gesellschaft, als wir schließlich unser Remberee austauschten.
Delia sorgte dafür, daß auch ich richtig gekleidet und bewaffnet war. Wir verabschiedeten uns unter vier Augen in einem Hinterzimmer Bargoms. Dann wurde der kleine Voller, den ich nehmen sollte, an seiner Leine herabgezogen. Ich küßte Delia ein letztesmal und stieg an Bord. Über mir breiteten sich die Sterne aus, Licht schimmerte aus den Fenstern rings um den kleinen Hof hinter der Rose von Valka . Ich beachtete das Fantamyrrh. Ich winkte den anderen zu.
»Remberee!« rief ich hinab. Der Voller stieg auf.
»Remberee!« riefen sie herauf und verschwanden in den Schatten unter mir. »Remberee, Dray Prescot, Prinz Majister ...«
Doch ich hörte nicht mehr, ob sie sich tatsächlich die Mühe machten, die ganze lächerliche Kette der Titel aufzuzählen, die ich mir auf Kregen zugelegt hatte.
7
Es kam auf jede Stunde an. Es blieb keine Zeit, meine Annäherung an das feindliche hamalische Reich durch Kundschafterflüge vorzubereiten. Ich war schon öfter dort gewesen und kannte mich aus. Der Voller raste in südlicher Richtung durch den kregischen Himmel, über das Meer auf Denrette an der Ostküste des Südkontinents Havilfar zu.
Hamals Hauptstadt, Ruathytu, liegt etwa sechzig Dwaburs westlich davon am Fluß Havilthytus. Dieser gewaltige Strom mündet gegenüber der Südflanke der Insel Arnor in den Ozean der Wolken. Die Stadt Denrette befindet sich in dieser Mündung, ein seltsamer und zugleich faszinierender Ort, angefüllt mit dem geschäftigen Treiben der Fischer, befleckt von jener Düsterkeit, die für Hamaler so typisch ist, doch nicht ohne eine gewisse Energie, die dreihundert Meilen von der Hauptstadt einen vagen Abklatsch der großen Stadt erscheinen ließ, eine Reflexion der düsteren Pracht von Ruathytu.
Ich widerstand den Verlockungen der Stadt, besonders der nostalgischen Erinnerungen an meine Zeit in der Arena, denn hier gab es ein Jikhorkdun, in dem gerade eine Sennacht der Spiele ablief. Ich dachte vielmehr an den kranken Herrscher, der rasche Hilfe brauchte, und machte mich sofort auf den Weg zum Akhram.
Die Todalpheme, die weisen Männer Kregens, die die Gezeiten und die Wege der Sonnen und Monde berechnen, die Finsternisse und Bedeckungen vorhersagen und die auf Kregen unantastbar sind, würden mich wie jeden anderen Reisenden willkommen heißen, der begierig war, sein Wissen über die Welt und die Aufgaben dieser Männer zu vertiefen. Ihre Geheimnisse liegen offen zutage, sie werden jedem mitgeteilt, der sich ihnen anschließt, und sind schwer zu begreifen für Menschen, die keine astronomische Geisteshaltung kennen. Ich nahm schöne Geschenke mit, die wir in Vondium zusammengestellt hatten.
Die Information ließ sich kaufen, hatte doch der Herrscher schon einmal mit Geld dieses Ziel erreicht, und wo das Gold schon einmal Wege geebnet hatte, mochte es wieder zum Erfolg führen.
Ein kühner Bau auf einem Felsvorsprung über der Ostküste, ein steiler Hang zum tief darunter liegenden Ozean, so bot das Akhram ein Bild der Macht und des uralten Wissens, und seine buckligen Mauern schienen mit den Klippen, auf denen sie standen, zu verschmelzen. Die allesbeherrschenden Leuchttürme erstrahlten in der Nacht und warnten die hochherrschaftlichen Himmelsschiffe Hamals und den ständigen
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