Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
erreichte, würden sie mich kurzerhand über Bord werfen und den Voller zu ihrem Stützpunkt steuern. Normalerweise ließen sich Flutsmänner als Söldner anwerben, als eine Art Paktun. Ich stellte sie zwar nicht gerade den Masichieri gleich, den Gaunern, die eher Banditen waren als ehrliche Söldner, doch sie kamen diesem Bild oft sehr nahe. Vermutlich war diese Bande auf eigene Rechnung unterwegs. Es waren etwa dreißig, zu viele, um sich mit ihnen anzulegen, im Hinblick auf die Dringlichkeit der Aufgabe, die vor mir lag.
Der Herrscher war wichtiger als jeder Kampf. Auf Kregen ergeben sich immer wieder Gelegenheiten zum Kämpfen ...
Die Reiter zügelten ihre Reitvögel und formierten sich zum Angriff.
Mein Flugboot stieg auf. Langsam. Zu langsam.
Die Fluttrells wandten die großen Köpfe mit den lächerlichen großen Windrudern, öffneten die Mäuler und schossen herab.
Ich blickte der Horde entgegen. Bei Krun! Ich wollte keinen Streit. Doch wenn diese hochmütigen, boshaften Flutsmänner einen Nahkampf haben wollten, sollten sie ihn haben. Mit einem saftigen Makki-Grodno-Fluch, der mit der übelriechenden Leber dieses Geschöpfs zu tun hatte, ergriff ich meinen lohischen Langbogen. Wenn ich nicht ein paar der Angreifer abschießen konnte, ehe sie mich erreichten, war ich nicht von Seg Segutorio ausgebildet worden, dem Meister-Bogenschützen aus Erthyrdrin!
Sie rasten heran, mit ihren grüngefiederten, enganliegenden Rüstungen, an den kleinen grünen Kappen wehten Bänderbüschel im Flugwind. Angreifende Flutsmänner bieten ein großartiges Bild. In unbändigem Selbstbewußtsein stürzten sie auf mich zu, jeder Mann hatte Armbrust, Volstux oder Peitschenschwert kampfbereit erhoben. Sie hoben die Armbrüste.
Ehe sie schießen konnten, schickte ich den ersten Pfeil auf den Weg.
Die Spitze bohrte sich in den Körper des führenden Flutsmannes, die blauen Flugfedern blitzten. Ich schickte sofort den zweiten Pfeil hinterher.
Ehe der Anführer aus dem Sattel geglitten war und an den Ledergurten seines Clerketer baumelte, tötete mein nächstes Geschoß den zweiten Gegner. Der dritte Pfeil traf einen weiteren Mann in die Brust.
Wutgeschrei wurde laut. »Cramph! Du solltest es besser wissen! Einen Flutsmann zu töten, bedeutet den Tod!«
Ich machte mir nicht die Mühe, den Angreifern mit Worten zu antworten, sondern schickte einen weiteren Pfeil auf den Weg, der einen brüllenden Flutsmann in den Mund traf und im nächsten Moment aus seinem Hinterkopf ragte. Der Sattelvogel wirbelte vorbei, während der Reiter aus dem Sattel rutschte.
Noch zweimal versuchte ich zu schießen. Jedesmal trafen die Pfeile sauber ins Ziel. Dann wechselte ich auf mein Schwert über.
Das Krozair-Langschwert fühlte sich in meinen Händen ausgesprochen gut an. Ach, wie oft hatte ich mir das schon gesagt! Doch in diesem Augenblick, da ein Herrscher dem Tode nahe war, hatte ich nicht die Zeit, an meine neue Rolle zu denken, an den ruhigen, rücksichtsvollen, friedliebenden Dray Prescot. Mit dem Krozair-Langschwert in den Fäusten, die Hände im raffinierten Krozair-Griff gespreizt, machte ich mich an die Arbeit.
Bedenken Sie bitte, in erster Linie diente mir das Schwert nun dazu, die Pfeile abzuwehren, die auf mich zuschossen – eine Kunst, die aus den Disziplinen der Krozairs hervorgeht. Das Blut raste mir durch die Adern. Der Voller schoß mit zunehmender Geschwindigkeit empor und raste mitten durch die Fluttrellformation. Aus einem Gewirr flatternder Flügel und zustoßender Krallen kam der Voller wieder frei. Einen Augenblick lang hackte ich links und rechts um mich. Ich stieß wieder in den offenen Sonnenschein hinaus – und da erschien ein letzter Fluttrell unmittelbar vor mir.
Ich hatte keine Gelegenheit mehr, das Flugboot ausweichen zu lassen. Vogel und Boot prallten mit einem lauten Krachen zusammen.
Ich torkelte, blieb aber auf den Beinen. Zornig streckte ich die gefährliche Krozairklinge schräg nach vorn. Der Vogel hatte sich am Bug des Bootes verhakt, so daß das Schmuckwerk dort ziemlich lädiert war. Das widerstandsfähige Ledergeschirr riß nicht. Die Flügel zuckten auf und nieder. Der Reiter löste sich aus seinem Clerketer und sprang leichtfüßig auf das winzige Deck, auf muskulösen Beinen, die ihm ein gutes Gleichgewicht verschafften. Er stürzte sich sofort auf mich. Seine grünen Federn wogten im Licht.
»Stirb, Onker!« brüllte er und warf seinen Stux.
Der Speer schoß auf mich zu. Das
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