Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio
Leistenbruch.
Ein strahlendes Blau dieser Art wurde von den Savanti und den Herren der Sterne verwendet, wenn sie den Skorpion hinter mir herschickten. Das Gelb war auf triumphierende Weise von Zena Iztar eingesetzt worden, wohl um mich zu retten, davon war ich überzeugt. Über diese geheimnisvolle Frau, die sich auf der Erde Madame Iwanowna genannt hatte, wußte ich praktisch nichts. Sie zeigte keine Angst vor den Herren der Sterne oder den Savanti, doch ob sie für oder gegen sie oder für eine dieser Gruppen arbeitete, wußte ich nicht.
Ich stürzte. Ich stürzte nackt in einen Dornefeubusch und fluchte, wie nur ein britischer Seemann fluchen kann. Was um mich herum geschah, wußte ich nicht; ich wollte nur in den Voller und zu Delia zurück, um ihrem Vater zu helfen.
Mit großer Willensanstrengung hatte ich eine Art Täuschungsgerüst errichtet, das den Zorn der Herren der Sterne zumindest teilweise besänftigte. Ich hatte sie überzeugen können, daß ich am besten auf Kregen blieb und nicht wieder zur Erde zurückgeschickt wurde. Ich hatte nach einigen Erfolgen in dieser Richtung wie ein Onker launisch Widerrede erhoben und war in der Folge für einundzwanzig schreckliche Jahre zur Erde verbannt worden.
Neuer Widerstand mochte eine neue Verbannung auslösen.
Maspero, mein Lehrer in der Schwingenden Stadt, hatte einige sehr vernünftige Worte gesprochen: »Nur durch freie Willensausübung gelingt mir die Reise.« Diese Reise hatte mich zum erstenmal von der Erde fortgeführt – in das Blattboot auf dem Aph-Fluß und zum willkommenen Verschwinden der Skorpion-Besatzung. Hieß das, daß die Savanti mich nicht nach ihrem freien Willen zu sich holen konnten? Ihr Ungeheuer am Heiligen Taufteich hatte mich jedenfalls zur Erde zurückgeschleudert, und später waren es die Everoinye, die Herren der Sterne, gewesen, die mich für ihre geheimnisvollen Ziele auf Kregen eingesetzt hatten.
So brachte ich nun meinen Willen ins Spiel.
Ich brüllte ihn hinaus, brachte aber nur ein krächzendes Seufzen zustande wie ein löcheriger Blasebalg. »Ich will auf Kregen bleiben! Ich will zu meiner Frau zurück! Ihr habt keine Macht über mich, ihr Herren der Sterne! Savanti – ich hätte euch freudig gedient; doch ihr habt mich verstoßen! Warum quält ihr mich jetzt? Warum?«
Die ganze Zeit über hielt ich nach dem Gelb Ausschau, hoffte ich, daß das willkommene Gelb sich zwischen den kreisenden Farben des Firmaments ausbreiten würde – diese Farbe aber blieb aus.
Aus dem lauten Hin und Her der Hintergrundgeräusche, aus dem grellfarbenen Himmel, aus den vermengten Düften und Aromen, von überall und nirgends sprach eine Stimme zu mir.
»Unverschämter Wurm! Du bist ein einfacher Sterblicher – maße dir nicht zuviel an!«
Ich versuchte zurückzubrüllen, brachte aber nur ein Ächzen heraus.
So schickte ich Gedanken. Ich versuchte, Gedanken hinauszuschleudern, und die Stimme senkte sich beherrschend, alles überlagernd auf mich.
»Ich befehle dir, Dray Prescot! Und ich verlange mehr von dir, als du bisher gegeben hast – mehr als du anscheinend geben willst. Aber dieses bißchen werde ich erhalten.« Die Stimme stieg plötzlich in zu schrillen Tönen empor und äußerte sich unzusammenhängend. Dann: »Hör mich an!«
Und eine andere Stimme, barscher, tiefer: »Der Mann gehört uns!«
»Ihr setzt ihn nicht voll ein.«
»Wir setzen ihn ein, wie wir es für richtig halten. Immerhin ist er ein einfacher Sterblicher, weiter nichts.«
»Der sich also lenken läßt.«
»Er ist oft stur. Er ist kein einfacher Mensch ...«
»Ich würde ihn zwingen! Ich würde ...« Wieder kam die schneidende Stimme ins Stocken. Ich hörte zu, und mein Mund war trocken geworden, die Augen drohten mir aus dem Kopf zu quellen, und mein Rücken war gespickt mit Dornen.
Das konnten doch nicht die Savanti sein, die sich mit den Herren der Sterne stritten! Oder?
Die Dornen schmerzten, und ich rollte mich fluchend zur Seite und spürte hartes Gestein und Kiesel unter mir und zerbrochene Zweige, die Reste des Unterschlupfs eines wilden Tieres. Knochen brachen unter meinen Händen, als ich mich aufzurichten versuchte.
»Wir wollen, daß er ...«, fuhr die zweite Stimme fort.
Die scharfe Stimme, die Stimme, die sich zuerst geäußert und mir einen Horchposten zugebilligt hatte, die die schwarzen stummen Winkel mit Geräuschen gefüllt hatte, diese Stimme schwankte nach wie vor, als versuche der Sprecher den Tumult eines Unwetters zu
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