Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
während er die bösen, beißenden Worte über ihn ausschüttete, fielen mir seine Augen auf, und ich sah, wie das vallianische Braun sich veränderte und dunkler wurde, und mußte an Nath ti Jawansmots Worte im Fleckigen Gyp denken.
Denn Zankov lachte, während er Naghan den Neemu mit Worten strafte. Er genoß es, seine Macht über andere auszuspielen, soviel war klar. Er lachte verletzend und beschrieb Naghan seine Strafe, und die Augen in dem schmalen, katzenhaften Gesicht verdunkelten sich noch mehr.
»Du hast wirklich Glück, Naghan, daß sich unser Gast verspätet hat! Hätte er auf dich oder deinesgleichen warten müssen ...«
»Ich diene dir treu!« sagte Naghan. »Ich glaube an unsere Sache. Ich kümmere mich um die Zorcas ...«
»Und du wirst die Ställe persönlich ausmisten! Persönlich! Mit Eimer und Besen! Unser Gast duldet keine Verzögerung. Denk daran! Vergiß es nicht wieder! Du bist nichts anderes als ein Werkzeug, und ich werde dich als solches gebrauchen – also halte dich an deine Zorcas und komm nie wieder zu spät.«
Und Naghan der Neemu – auf Kregen darf man sich nicht ohne guten Grund mit einem solchen Namen schmücken – beugte ergeben den Kopf.
Die unten versammelten Frauen standen den Männern in Trinkfestigkeit und Wildheit nicht nach. Vermutlich waren sie sogar noch bösartiger – dieser Gedanke kam mir damals. Ich hatte das makabre Gefühl, daß ich Dayra erkennen würde. Velia hatte ich nicht erkannt; aber nach den schlimmen Erlebnissen die ich mit ihr durchgemacht hatte, war ich davon überzeugt, daß ich meine andere Tochter erkennen würde. Wenn sie hier war, mußte sie direkt unter mir sitzen.
Vorsichtig hob ich das Langschwert. Ich hatte die Absicht, in die Tischrunde zu springen, mir Dayra zu schnappen und mich zu empfehlen – und sollte jemand mich aufhalten wollen, sollte er guten Krozair-Stahl zu schmecken bekommen!
Natürlich waren das die selbstgefälligen und ehrenwerten Gedanken eines liebenden Vaters, der nicht begriff, wie seine Tochter in Wirklichkeit dachte. Diese Realität sollte ich auf bittere Weise noch zu schmecken bekommen.
Langsam richtete ich mich auf, um einen guten Absprung zu haben, da hörte ich Zankov sagen: »Er ist da. Alle aufstehen!«
Sturmholzstühle scharrten über den Boden, die Versammlung erhob sich. Eine Tür ging auf, und eine massige Gestalt erschien unter mir, auf den Tisch zugehend, hinter dem Zankov lächelnd stand, die Hand hebend.
Ich sah den dunklen Mantel des Neuankömmlings, den flachen runden Helm ohne Federbusch oder Verzierung, ich sah Stahl blinken, und einen peitschenartigen Schwanz, an dessen Ende sich ein scharfer Dolch bewegte, aus einem langen Schlitz auf dem Rücken des Mantels ragen.
Ein Kataki.
Und Zankov sagte: »Herzlich willkommen. Ich entbiete dir Lahal und Llahal, Ranjal Yasi, Stromich von Morcray.«
Lautlos steckte ich das Langschwert wieder in die Scheide und trat in die Dunkelheit zurück.
12
Unten war nun fröhliches Gelächter zu hören, man plauderte angeregt, schenkte Wein aus, trank in tiefen Zügen, brachte Trinksprüche aus – fröhliche Flöhe in einem Ponshofell. Ich hockte in den Schatten und starrte düster ins Leere, die Fäuste um die Griffe meiner Schwerter verkrampft, meine Gedanken so schwarz wie der Mantel des Notor Zan.
»Dein Paß führte mich sicher durch die Tore, Zankov. Aber nur weil meine Männer Dienst hatten, würde ich sagen. Ich hatte Ärger mit einem Khibil, der mich sehr beleidigt hat. Ich möchte, daß er morgen ausgepeitscht wird.«
»Es soll geschehen, Stromich.«
»Sind wir alle da?«
»Alle bis auf die Prinzessin Dayra. Sie wird übermorgen erwartet.«
Bei diesen Worten faßte ich mich wieder. Dayra hatte mit diesen üblen Typen zu tun – und sie war nicht hier. Übermorgen. Beinahe hätte ich mich in diesem Augenblick zurückgezogen. Schließlich hielt mich die Erkenntnis, daß mit der Ankunft des Katakis, des Zwillingsbruders eines Kataki-Strom, der mit mir verfeindet war, die Angelegenheit auf eine ganz andere Ebene gehoben worden war.
Stromich Ranjal wandte sich um und schüttelte die Hände derer, die unter mir saßen und die ich nicht sehen konnte.
Dabei konnte ich sein Gesicht deutlich erkennen.
Mit niedriger Stirn, das breite Gesicht eines Kataki, gerahmt von dichtem schwarzem Haar, eingeölt und gekräuselt. Weite Nasenflügel und ein klaffender Mund mit einem wirren Durcheinander von Zähnen. Weit auseinanderstehend die Augen,
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