Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
Zillah.
»Ja, aber das ist kein unüblicher Trick. Bewacht ihn gut! Er stellt einen großen Wert dar, die Prinzessin Majestrix wird einen guten Preis für ihn zahlen.«
Ich hörte hinter mir jemanden nach Luft schnappen und drehte mich um. Die Mädchen erstarrten sofort, doch ich hob beruhigend die Hand. Der Trylon sollte nicht das letzte Wort haben.
»Sie wird nicht nur einen guten Preis zahlen, sondern sich dafür auch noch deinen Kopf holen, Udo!«
Und mit diesen Worten marschierte ich, Dray Prescot, Prinz Majister von Vallia, so gut ich konnte als Gefangener hinaus.
15
Man fesselte mich wie einen gemeinen Verbrecher und warf mich in einen zum Himmel hin offenen Raum, der von engen Palisadenwänden umgeben war. So war ich denn wieder einmal gefangen – nicht zum erstenmal auf Kregen. Gefangen zu werden gehört zu den Berufsrisiken eines wilden Leem, wie ich es bin.
Die Wächter unterhielten sich draußen über die großartigen Neuigkeiten, die der Trylon mitgebracht hatte, und daß tags darauf die große Zeremonie stattfinden sollte, bei der die versprochenen und erwarteten übernatürlichen Kräfte den Hawkwas zu Hilfe kommen würden.
Männer und Frauen wechselten sich vor meiner hölzernen Zelle im Wachestehen ab.
Meine Fesseln hatte ich nach etwa einer Bur abgestreift. Ich streckte mich und spürte das Kribbeln in den Arm- und Fußgelenken. Diese Leute kannten mich nicht gut genug ...
Noch mußte ich den Rest des Tages hinter mich bringen. Es erschien mir wahrhaft nützlich, diese Wartezeit als Gefangener in dieser Zelle verbringen zu können, ohne Gefahr zu laufen, neuen Ärger heraufzubeschwören. Wenn Ihnen das widersinnig erscheint, so haben Sie sicher recht; aber es stimmte. So nahm ich davon Abstand, sofort auszubrechen und richtete mich lieber nach dem berühmten Sprichwort eines gewissen San Blarnoi: »Warten wird durch Vorbereitung verkürzt.« Ich nutzte die Zeit, um mir das Problem durch den Kopf gehen zu lassen.
Dayra würde morgen eintreffen. Und morgen wollte der Trylon sein Wunder vorführen, das seine Armee unbesiegbar machen sollte. Er besaß einen gewissen Ruf in okkulten Kreisen und hatte einen Zauberer in seinen Diensten – allerdings keinen Zauberer aus Loh, sondern einen der berüchtigten Zauberer aus Nordost-Vallia, einen Hawkwa-Hexer.
Natyzha Famphreon hatte von diesen Männern gesprochen und sie opazverfluchte Leichenerwecker genannt.
In meiner Zelle hockend, kam ich zu dem Schluß, daß es ratsam war, an der morgigen Feier teilzunehmen. Die Gespräche der Wächter untereinander vermittelten mir neue beunruhigende Informationen. Das Gerücht von der Verhaftung von Lord Farris wegen Verrat bestätigte sich. Zusammen mit ihm waren weitere Männer ins Gefängnis gekommen, bei denen ich geschworen hätte, daß sie dem Herrscher loyal dienten. So hatte ich denn in meiner Gefangenschaft vornehme Gesellschaft. Außerdem war im Süden, westlich von Ovvend, eine Armee gelandet und marschierte auf Vondium zu. Diese Meldung weckte bohrende Sorgen. Daß die Armee aus Pandahem kam, schien verläßlich festzustehen. Der Herrscher war der Horde entgegenmarschiert, um sie zu vernichten. Nun wartete jeder auf den Ausgang der Schlacht. In Vondium hatte es nur eine leichte Panik gegeben. Ich bewegte mich unruhig hin und her. Doch so dicht vor meinem Ziel wollte ich Dayra nicht aus den Augen verlieren; ich konnte jetzt nicht mehr von meinem Plan lassen.
Meine Überlegungen führten mich zu der unangenehmen Schlußfolgerung, daß die opazverfluchte Zeremonie auch eine Opfergabe einschließen mochte – mich. So etwas paßte zu all den dunklen, schrecklichen okkulten Kräften, die auf Kregen wirkten. Wenn ich recht hatte, sollte ich mich wohl ein wenig früher um meine Befreiung kümmern, als ich ursprünglich geplant hatte.
Der rechte Augenblick war für mich gekommen, als sich die Wächter aus Fristles, Rapas, Khibils und Apims zusammensetzten – ohne Frauen. Die Wächter unterhielten sich entspannt miteinander. Doch sie waren aufmerksam.
Ein Rapa sagte mit fauchender Stimme: »Und der Rast weiß davon nichts?«
»Ob er davon weiß? Er ist ein Fambly, und das stimmt auf jeden Fall!«
»Sein schrecklicher Ruf ist nur Täuschung – ja, das ist bekannt. Er ist kein echter Hyr-Jikai. Aber diese andere Sache ...«
»Ich habe sie von meinem Cousin erfahren, der damals in Vondium war. O ja, diese großartige Delia, Prinzessin Majestrix, ist berüchtigt. Sie hat haufenweise
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