Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
Leben kosten. Ich packte die Kette mit dem Haken, ließ das Langschwert herumwirbeln und lenkte einen Undurker-Pfeil ab.
»Dann sage ich dir Remberee, Dayra. Ich werde deiner Mutter sagen, daß ich dich gesehen habe. Paß auf dich auf – Tochter!« fügte ich hinzu.
Sie spuckte mich an und ließ die Klaue in meine Richtung zucken, und ich fragte mich, während ich den Haken aus dem Ring drückte, ob sie mir schließlich doch noch ans Leder wollte.
Ruckartig stieg das Flugboot empor. An der Kette baumelnd, hin und her schwingend, wurde ich unter dem Kiel des Vollers in die Luft gerissen.
Es war ein deprimierender Flug nach Vondium. Ich hatte zwar gut gewählt; mein Voller vermochte allen verfolgenden Flugbooten davonzufliegen. Doch mein innerer Zustand war dafür um so aufgewühlter. Mir blieb nur die Hoffnung, daß ich eines Tages Gelegenheit haben würde, ihr zu beweisen, daß ich nicht ganz so hinterlistig, betrügerisch und verlogen war, wie sie mich sah. Von all diesen Dingen trafen gewisse Details auf mich zu, doch nicht auf die Weise, wie sie sie sah. Ich versuchte die unnatürliche Situation mit Dayras Augen zu sehen. Ich gab mir redliche Mühe, mir vorzustellen, daß Dayras Verbündete ehrliche Leute waren, die für ihre Überzeugungen eintraten, ich versuchte Delia und den Herrscher und mich als die Bösewichter zu sehen, deren Vernichtung geboten schien. Es fiel mir schwer. Aber Zair ist mein Zeuge, ich versuchte es.
Und gar zu schwierig war es auch nicht, soweit es den Herrscher betraf, bei Vox ...
Vondium kam in Sicht; die Stadt brannte an vielen Stellen, und die lodernden roten Flammen spiegelten sich in den Kanälen. Prächtige Bauwerke auf Hügeln und Inseln brachen in knisternder Glut zusammen. Ich starrte entsetzt auf die Szene, und meine Gedanken wandten sich wieder der aktuellen Krise zu, die es zu entschärfen galt.
Lange Kolonnen von Flüchtlingen bewegten sich über die Straßen, die von der Hauptstadt fortführten, auf den Kanälen zeigten sich keine Boote mehr, und der Himmel war leer von Flugbooten.
Ich landete auf dem großen Kyro vor dem Palast, der bis jetzt noch unbeschädigt war. Eine Pachakwache verhinderte Plündereien. Die Söldner überprüften mich kurz und führten mich zu ihrem Chuktar.
Mit wenigen Blicken stellte ich fest, daß alle Pachaks im Palast zusammengezogen worden waren, sogar die Söldner aus dem Palastflügel, der Delia und mir zur Verfügung stand. Beim Chuktar der Wache stand unser Paktun-Jiktar Laka Pa-Re, der mich freundlich begrüßte. Der befehlshabende Pachak trug den Namen Pola Je-Du.
»Lahal, Prinz«, sagte er müde. »Wie du siehst, ist die Lage kritisch, besonders nach der zweiten Niederlage.«
»Der zweiten? Ich hatte erst von einer gehört.«
»Den Berichten zufolge haben die Hamaler vorzüglich gekämpft. Die vallianische Armee ist vernichtend geschlagen. Die Roten Bogenschützen haben sich mannhaft gewehrt – soweit sie überhaupt ins Feld gezogen sind. Die anderen ...«
Ich blickte zu Laka Pa-Re hinüber und erinnerte mich an seine Warnung, daß die Wächter bestochen würden. Laka nickte. »Die bestochenen Wächter sind entdeckt worden; dafür hat Naghan Vanki gesorgt. Aber der Schaden war schon geschehen.«
»Und die verschiedenen unzufriedenen Elemente in der Hauptstadt und in den Provinzen nutzten die Gelegenheit zum Aufstand. Es hat viel Ärger gegeben, Prinz.« Der Pachak-Chukter zupfte an seinem Schnurrbart. Aus einer Kuppel auf der anderen Seite des Kyros stieg Rauch empor, und fernes Geschrei und Prasseln war zu hören. »Der Herrscher ist mit dem gesamten Rest seiner Truppe in den Kampf gezogen. Was uns betrifft, wir bewachen den Palast.«
Nicht zum erstenmal fragte ich mich, wie der Herrscher sich so lange an der Macht hatte halten können. Mit diesen Pachaks hätte er auf dem Schlachtfeld viel erreichen können – aber dann überlegte ich es mir anders. Gegen die hamalischen Horden hätten die fünfhundert loyalen Pachaks sicher keinen großen Unterschied gemacht. Als letzte Reserve jedoch mochten sie noch einen guten Zweck erfüllen.
»Und die Prinzessin Majestrix?«
Auf diese Frage bekam ich nur Kopfschütteln zur Antwort. Niemand hatte von der Prinzessin Majestrix gehört.
Dafür erfuhr ich andere Dinge – von der Verhaftung weiterer Männer, die bisher als treue Anhänger des Herrschers galten, von der Art und Weise, wie Königin Lushfymi die Aufmerksamkeit des Herrschers immer mehr in Anspruch nahm, von den
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